«Damit hat der gar nicht gerechnet!»
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Augenzeuge über den Täter:«Damit hat der gar nicht gerechnet!»

Hanspeter H. (74) beobachtete Opfer und Täter
«Er versuchte, sein Opfer wiederzubeleben!»

Was spielte sich nur vor dem Haus an der Romanshornstrasse 52 in Kreuzlingen TG ab? Die Nachbarn vis-à-vis haben Bizarres gesehen – und zum Teil gefilmt. Blick konnte die verstörenden Bilder sehen.
Publiziert: 16.04.2023 um 21:48 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2023 um 06:10 Uhr
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Beat MichelReporter

Beim Tatort an der Romanshornstrasse reihen sich drei unterschiedliche Geschäfte, ein Hostel, eine Art Baustoffhandel, und ein Immobilien-Büro. Alle gehören dem gleichen 52-jährigen Mann, den die Nachbarn am Freitagnachmittag regungslos am Boden liegend erkannt haben. Im Schaufenster verkündet ein grosses Plakat, dass die Liegenschaft zum Verkauf steht. Das Geschäft und das Immobilien-Büro sind aber noch voll eingerichtet. Auf dem Pult hinter dem Fenster hängt am Sonntag ein Handy am Ladegerät.

Am frühen Freitagnachmittag knallte es vor diesen Geschäften. «Ich war am fernsehen, ich stand auf und schaute gleich raus», sagt Rentner Hanspeter H. (74). «Ich war geschockt. Es lag ein Mann bewegungslos auf dem Bauch. Ein schlanker, grossgewachsener Mann hob eine Pistole vom Boden auf und steckte sie in einen Plastik-Sack. Dann warf er sie auf das Kiesbett neben dem Parkplatz.»

Mutmasslicher Täter begann Erste Hilfe

Bereits diese Bilder waren verstörend, doch danach wurde es bizarr. «Ich gehe davon aus, dass der Schlanke geschossen hatte. Es waren ja nur die zwei Männer da. Danach hielt sich der Grosse mit den Händen den Kopf und ging vor dem Verletzten auf und ab», sagt der Rentner. Und weiter: «Dann begann er plötzlich mit lebensrettenden Massnahmen. Er machte Herzmassage», so Hanspeter H. zu Blick.

Die Spurensicherung der Kantonspolizei untersucht den Tatort vor dem Hostel an der Romanshornerstrasse 53 in Kreuzlingen. Sie mussten nicht lange suchen, die Schusswaffe lag in einem Plastiksack unweit des Opfers.
Foto: BRK News
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Nach wenigen Minuten habe eine Frau die Erste Hilfe übernommen. Der Augenzeuge: «Der Täter ging dann einfach ums Eck, als die Polizei kam. Sie haben ihn aber später neben dem Haus ohne Widerstand verhaftet», weiss er.

Frau schrie verzweifelt

Plötzlich sei eine Frau aus dem Haus gekommen. «Sie schrie verzweifelt, als sie den Mann am Boden sah», erinnert sich der Rentner. «Sie hörte gar nicht mehr auf. Es war schrecklich, sie hat mir leidgetan.»

Es habe bald einen Stau auf der Romanshornstrasse gegeben. «Der Notarzt und die Ambulanz kamen nur schwer durch», weiss ein weiterer Nachbar. Der schwer verletzte Mann wurde bald darauf mit einem Helikopter abtransportiert. Der Familienvater verstarb noch am selben Abend im Spital. Laut Polizei ist das Opfer 52 Jahre alt, der Verhaftete ist 49 Jahre alt.

In dem Haus vis-à-vis vom Tatort wohnen gegen zwanzig Personen in Einzimmerwohnungen mit Sicht auf den Tatort. Eine Person hatte gefilmt. Blick konnte das etwa 15 Sekunden lange Video ansehen. Es zeigt das Opfer mit unnatürlich angewinkelten Beinen und Armen auf dem Bauch am Boden. Neben ihm geht ein grossgewachsener, schlanker Mann auf und ab und hält sich mit beiden Armen den Kopf. Wenige Meter daneben liegt im Kies ein dunkler Plastik-Sack. Das Video bestätigt die Schilderungen des Rentners.

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