Hanf-Rebell Werner Bösch rüstet sich für die Legalisierung
Für die Freiheit aller Kiffer

Hanf-Rebellen wie Florian Joos und Werner Bösch können die Legalisierung von halluzinogenem Cannabis schon riechen. Wir haben sie besucht.
Publiziert: 09.11.2019 um 23:34 Uhr
Rachel Hämmerli

Der Firefighter Club in Schlieren ZH: ein gemütliches Lokal, das nur für Mitglieder geöffnet ist. Die Wert darauf legen, dass hier geraucht werden darf. Am Stammtisch hockt Werner Bösch (60), schon seit den Achtzigerjahren im Hanf-Business, unter anderem mit Werners Head Shop an der Zürcher Langstrasse.

In diesem Jahr investierte er eine Viertelmillion in eine neue Indoor-Anlage und anderes. Bösch erwartet eine vollständige Cannabis-Legalisierung: «Unser Geschäft würde geschätzt zehnmal grösser.» Dafür brauche es dann zehnmal mehr Produktionsfläche. In zwei Monaten könnte er auf «richtigen Hanf» umrüsten. Vorerst produziert er «Hanf light», der nicht high macht – CBD-Cannabis.

Politik könnte mitziehen

Böschs Expansionsbestreben hat mit dem jüngeren und grüneren Parlament zu tun. Durch den Stimmengewinn für Grüne und Grünliberale auf Kosten traditioneller Parteien ist die Debatte über die vollständige Cannabis-Legalisierung wieder aktuell. Laut Smartvote-Umfrage wird sie von 114 der 189 beteiligten Nationalräte begrüsst.

Werner Boesch bläst Rauch aus seine E-Zigarette. Mit seinem Kollege Florian Joos produziert er CBD-Hanf.
Foto: Siggi Bucher
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Ein paar Häuser weiter steht eine von Böschs Indoor-Anlagen. Geschäftspartner Florian Joos (40) ist auch da. Er präsentiert sich als einer der Visionäre, die das legale Cannabis-Geschäft ermöglichten, indem sie in die Genetik der Hanfpflanze eingriffen. Joos züchtete eine Mutterpflanze mit kleinen Blättern und grossen Blüten für optimalen Ertrag. Aus ihr sind alle 9000 Pflanzen in den Anlagen von Bösch und Joos entstanden. «Das Hanf muss weniger als ein Prozent des psychoaktiven THC enthalten», sagt der Züchter.

Das sei eine Herausforderung gewesen. «Mit dem THC schützt sich die Hanfpflanze vor Ungeziefer», erklärt Joos. Es sei schwierig, dieses Merkmal wegzuzüchten. «Sollten wir kontrolliert werden und das Gras hätte einen höheren Gehalt, gefährdet das die Bewilligung im Falle einer Legalisierung.» Deshalb überprüfe er den THC-Gehalt penibel und regelmässig.

Tropisches Klima, viel Licht

Die Natur wird auch beim Anbau ausgetrickst. Das Klima in der Indoor-Anlage ist tropisch, zwölf Stunden scheint künstliches Tageslicht, nur dann blüht der Hanf. «Das Licht ist das Futter der Pflanze», sagt Florian Joos. «Der Strom ist der zweitteuerste Posten in der Betriebsrechnung.»

Werner Bösch ergänzt: «Das Teuerste ist die Tabaksteuer.» 25 Prozent auf alle Produkte müsse das Unternehmen bezahlen – rund 300'000 Franken jährlich.

Gemessen an den Steuern seien die 20 Teilzeitkräfte fast ein Schnäppchen: Vorwiegend Studenten, aber auch ein 71-jähriges Grosi pflücken alle zwei Monate die Blüten vom Hanf. Die Ernte ist Handarbeit und dementsprechend aufwendig.

«Die Marge ist nicht höher als bei anderen Waren», sagt Bösch. «Den Gewinn investieren wir gleich wieder in die Anlage.» Die Goldgräberstimmung von 2016, als CBD-Cannabis legal wurde, sei schnell verflogen – der Preis fiel von 5000 auf heute 1000 bis 1500 Franken pro Kilo. «Ein Minusgeschäft für all die Enthusiasten, die ihr Geld in eine teure Indoor-Anlage investierten», sagt Bösch.

Auch das Geschäft mit THC-Cannabis werde kein Selbstläufer sein, er sei kein Träumer: «Nach einer Legalisierung wird der Markt von Anbietern geflutet», das werde den Preis senken.

Und doch wünscht sich Werner Bösch nichts sehn­licher als freies Cannabis.

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