Familie fliegt wegen Schoppen raus
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Szene vom Rausschmiss:Familie fliegt wegen Schoppen aus Raststätte

Verwaltungsrat der Viamala-Raststätte wehrt sich nach Schoppen-Rauswurf
«Der Geschäftsführer wurde beschimpft»

Auf der Viamala-Raststätte in Thusis GR wurde am Sonntag eine Familie weggeschickt. Dass die Mutter ihrem Baby (6 Monate) einen Schoppen zubereiten wollte, ärgerte den Chef. Jetzt äussert sich der Verwaltungsrat der Betreiberfirma.
Publiziert: 11.08.2022 um 01:01 Uhr
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Aktualisiert: 11.08.2022 um 11:30 Uhr
Georg Nopper

Familie B.* aus Zürich wurde am Sonntag auf dem Rückweg aus dem Tessin aus der Viamala-Raststätte in Thusis GR verjagt – weil die Mutter, Gabriela B.* (33), im Restaurant einen Schoppen für die kleine Andrea* (6 Monate) vorbereiten wollte. «Wir wurden wie Kriminelle behandelt», sagte Gabriela B. zu Blick. Der Chef der Raststätte wollte sich auf Anfrage nicht äussern.

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Nach Schoppen-Rauswurf:«So geht man nicht mit Kunden um!»

Jetzt nimmt der Verwaltungsratspräsident der Viamala Raststätte Thusis AG, Flurin von Planta (64), seinen Geschäftsführer in Schutz. «Es ist bedauerlich, wenn solche Vorfälle passieren», sagt von Planta. Die Familie habe sich der Darstellung des Raststätten-Chefs zufolge trotz eines bereits aufgestellten Hinweises, dass das Restaurant bereits geschlossen sei, an einen Tisch gesetzt und versucht, eine Bestellung aufzugeben. «Als der Kellner sie darauf hingewiesen hat, dass das Restaurant bereits geschlossen sei, seien einzelne Mitglieder ausfällig geworden und hätten nach dem Chef verlangt», sagt von Planta.

Flurin von Planta, Verwaltungsratspräsident der Viamala Raststätte Thusis AG, verteidigt den Restaurant-Geschäftsführer.
Foto: Dolores Rupa
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Familie widerspricht

Gabriela B. streitet ab, dass es laut wurde. «Wir haben nur den Chef verlangt», sagt sie. «Das sollte ja wohl noch erlaubt sein.» Der Geschäftsleiter hat laut von Planta dann erneut zu erklären versucht, dass nach 16 Uhr keine Bestellungen mehr aufgenommen würden. Schliesslich habe die Familie «zwischen weiteren Unflätigkeiten mitgeteilt, sie bleibe jetzt da, bis der Schoppen vorbereitet sei». Der Geschäftsleiter habe die Familie daraufhin gebeten, das Restaurant zu verlassen, worauf sie sich an den Barbereich begeben habe, um den Schoppen dort fertig vorzubereiten.

«Da der Barbereich auch zum Restaurant gehört, wurde die Familie vom Geschäftsführer in den inneren Eingangsbereich der Raststätte geschickt, wo sich die Mutter auf einer Bank in der Tourismusecke niederliess und dort ungestört den Schoppen fertig zubereiten konnte.» Es treffe nicht zu, dass die Familie – wie die Mutter behauptet – auch von der Bank im Eingangsbereich weggeschickt worden sei.

Kritik von Tourismus-Direktor

«Der Geschäftsführer hätte es in seinem Ermessen gehabt, die Familie unbedient am Tisch sitzen zu lassen, bis der Schoppen fertig vorbereitet war», sagt von Planta. «Er hätte dies wohl auch getan, wenn er nicht gleich – wie zuvor schon der Kellner – mit Forderungen angegangen und beschimpft worden wäre.»

Kein Verständnis für das Verhalten des Raststätte-Chefs hat der Direktor von Viamala-Tourismus, Patric Berg (50). «Die Viamala-Raststätte ist ein Eingangstor zur Destination Viamala. Dieser Vorfall ist deshalb mehr als unglücklich», sagt Berg. «Das ist nicht die Art und Weise, wie wir uns in der Destination Besuchern gegenüber verhalten.» Die Raststätte sei allerdings ein eigenständiger Leistungsträger und nicht Viamala Tourismus unterstellt. Trotzdem entschuldige man sich als Destination bei der Familie. Man werde mit der Familie Kontakt aufnehmen. «Wir wollen ihnen nach dem Vorfall vom Sonntag ein positives Erlebnis in unserer schönen und familienfreundlichen Region ermöglichen.»

Andere Reisende schildert ähnliches Erlebnis

Nach dem Blick-Bericht schildert eine andere Reisende ein ähnliches Erlebnis wie jenes von Familie B., das sich ebenfalls auf der Viamala-Raststätte ereignet habe. Evelyn Rappersberger (57) aus Pfäffikon SZ war mit ihrer 83-jährigen Mutter, die an Krücken geht, unterwegs. «Wir waren auf dem Rückweg vom Tessin und kamen etwa um 17 Uhr bei der Raststätte an.» Das Restaurant sei schon geschlossen gewesen. «Wir haben deshalb im Shop am Automaten einen Kaffee gekauft und wollten diesen in der Nähe des Ausgangs trinken», sagt Rappersberger zu Blick.

«Auch wir wurden schroff aus dem Haus gewiesen.» Draussen habe es bei über 30 Grad nirgends ein schattiges Plätzchen gegeben. «Aber die Dame an der Kasse interessierte das nicht. Sie schickte uns einfach weg. Ich war völlig schockiert. So fühlt man sich als Gast ja völlig unerwünscht.»

Take-away-Produkte müssen draussen konsumiert werden

Mit dem zusätzlichen Vorwurf konfrontiert, streitet Verwaltungsratspräsident von Planta einige Schwierigkeiten im Betrieb nicht ab. Zudem gesteht er ein, dass Leute, die nur in der Raststätte einkaufen, nicht aber im Restaurant essen, rausgeschickt werden.

«Aufgrund von Personalmangel ist es momentan leider so, dass wir das Restaurant bereits um 16 Uhr schliessen müssen.» Der Innenbereich der Raststätte sei zudem relativ klein, deshalb komme es rasch zu einem Gedränge. «Aus diesem Grund müssen Take-away-Produkte draussen konsumiert werden», sagt von Planta.

* Namen geändert

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