«Ich will einfach meinen Stefan wieder in die Arme schliessen können»
Mutter aus Deutschland sucht ihren Sohn – Spur führt in die Schweiz

Seit über zwei Monaten ist Stefan Ionita aus Mehren im Bundesland Rheinland-Pfalz verschwunden. Die letzte Spur: Sein Auto, das auf einem Parkplatz in Felsberg im Kanton Graubünden gefunden wurde. Stefans Mutter wendet sich an Blick und bittet um Hilfe.
Publiziert: 28.07.2022 um 00:30 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2022 um 07:58 Uhr
Nicolas Lurati

Sie will einfach ihren Stefan wieder in die Arme schliessen können. Seit über zwei Monaten vermisst Georgeta Marcu (42) aus Mehren im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz ihren Sohn. Stefan Ionita (21) ist plötzlich verschwunden. Die letzte brauchbare Spur führt nach Felsberg GR.

Dabei schien am 18. Mai die Welt noch in Ordnung. Stefan war zu Hause. «Es war ein Mittwoch. Ich ging am Abend in Stefans Zimmer und sagte ihm gute Nacht», sagt die Rumänin zu Blick. Dann geht die Mutter in ihr Zimmer und legt sich ins Bett. Sie schläft ein.

Doch plötzlich wacht sie auf. «In der Nacht hörte ich draussen ein Auto. Ich dachte, es seien die Nachbarn.» Am Morgen schaut die Mutter in Stefans Schlafzimmer. Schock! Der Sohn ist weg. Und auch sein Hyundai steht nicht mehr da. «Er hatte an diesem Tag keine Schule», so Marcu. «Und auch fürs Praktikum im Restaurant muss er jeweils erst am Nachmittag hin.»

Stefan Ionita aus Mehren im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz wird seit über zwei Monaten vermisst. Bei seinem Verschwinden hatte er kurze, blond gefärbte Haare.
Foto: Zvg
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Die mysteriöse Nachricht in Stefans Zimmer

Im Zimmer von Stefan entdeckt sie einen Zettel. Darauf steht: «Es tut mir leid, dass ich dich angelogen und enttäuscht habe. Aber es ist meine Entscheidung.» Die Notiz lässt die Mutter ratlos zurück. Sie verstehe nicht, was ihr Sohn damit meine, sagt sie. «Wir hatten immer ein gutes Verhältnis und über alles gesprochen.»

Noch am gleichen Morgen meldet sich Marcu bei der Polizei. Und die Mutter startet auch via Facebook einen Aufruf. Mit Erfolg. Eine erste Spur. «Ein Mann hat mir dann geantwortet, dass er Stefans Auto auf einem Parkplatz in Felsberg im Kanton Graubünden gesehen habe.»

Doch der Sohn bleibt verschwunden. Im Auto liess er alles zurück. «Seinen Personalausweis, seinen Führerschein, den Schlüssel des Autos, die Fahrzeugpapiere und Geld.» Sein Handy habe der Sohn gar zu Hause gelassen.

Bündner Kantonspolizei suchte mit Spürhund

Die Bündner Kantonspolizei bestätigt Blick, dass sie Kenntnis vom vermissten Stefan Ionita haben. «Wir haben Ende Mai auf einem Parkplatz in Felsberg sein Auto gefunden», sagt Sprecher Markus Walser. «Wir machten eine Suche vor Ort, auch mit einem Spürhund. Doch die Suche verlief leider ergebnislos.»

In der Schweiz werde keine zusätzliche Öffentlichkeitsfahndung gemacht, da in Deutschland bereits eine offizielle Vermisstenmeldung mit einer aktiven Fahndung bestehe, so Walser weiter. Die Meldung machte die deutsche Polizei noch vor dem Auffinden des Autos. Dort drin steht, Ionita habe die Wohnung in Mehren am 18. Mai gegen 23 Uhr mit seinem weissen Hyundai verlassen. Walser betont, dass die deutschen Behörden den Lead in dieser Angelegenheit hätten.

Aber: «Sobald neue Erkenntnisse vorliegen, werden sie uns auch Bescheid geben. Bis dahin werden wir von der Kantonspolizei Graubünden keine aktiven Suchaktionen durchführen, sondern gemäss der aktuellen Vermisstenanzeige nach der Person Ausschau halten.»

Bis jetzt scheint Ionita wie vom Erdboden verschluckt. Die Mutter ging sogar selbst in die Schweiz, hängte Poster mit dem Foto ihres Sohnes auf, engagierte zwei Privatdetektive. Es half nichts. «Ich weiss nicht, wo er sein könnte. Ich bitte alle Menschen, die den Blick-Artikel lesen, die Augen nach Stefan offenzuhalten», sagt die Mutter verzweifelt. Denn sie hoffe weiterhin, dass ihr Stefan gefunden wird. «Ich denke, dass mein Sohn noch lebt.»

Wurde ihm seine Hilfsbereitschaft zum Verhängnis?

Dass ihr Sohn nicht mehr am Leben ist, kann und will sie sich gar nicht vorstellen. Suizid? Für sie ausgeschlossen. «Er ist vor über zwei Monaten verschwunden. Man hätte doch schon längst seine Leiche gefunden. Zudem hatte er zu Hause doch alles.» Auch, dass ihm andere etwas angetan haben, hält sie eher für unwahrscheinlich. «Er hatte nie Kontakt zu schlechten Leuten. Er war kein Problemkind. Er trank keinen Alkohol, konsumierte keine Drogen, rauchte nicht.»

Dass Stefans Vater etwas mit dem Verschwinden zu tun haben könnte, schliesst Marcu ebenfalls aus. «Stefan hat keinen Kontakt zu ihm. Er ist sicher nicht bei ihm in Rumänien.»

Die Mutter hat zurzeit eine ganz andere Theorie: «Er ist ein sehr hilfsbereiter Junge. Vielleicht brauchte jemand seine Hilfe. Er sagte zu, wollte mir aber nichts davon erzählen. Denn er wusste, dass ich ihm nicht erlaubt hätte, weit fortzugehen.»

Sollte Stefan Ionita noch am Leben sein, ist die Mutter davon überzeugt, dass es ihm nicht gut geht. «Ich denke, er steckt in einer schlechten Situation.» Auch ihr geht es nicht gut. Die zwei Monate voller Angst, Zweifel und Sorge haben ihre Spuren hinterlassen. «Ich kann nachts nicht schlafen. Ich kann nichts essen. Ich kann aber auch nicht zu Hause die Zeit vertreiben, denn die Wohnung verbindet zu viele Erinnerungen an meinen Sohn.» Georgeta Marcu möchte nur eines: «Ich will einfach meinen Stefan wieder in die Arme schliessen können.»

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