Gaga-Busse in Fiesch VS
Feuerwehr suchte 2,5 Stunden nach Lagerfeuer – 1800 Franken Busse

2,5 Stunden waren zehn Walliser Feuerwehrleute unterwegs, um ein Lagerfeuer von drei Velofahrern zu suchen. Weil die Gemeinde Fiesch der Meinung ist, das Trio habe grob fahrlässig gehandelt, brummte es ihm fast 2000 Franken Busse auf.
Publiziert: 01.01.2022 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 01.01.2022 um 10:37 Uhr
Fabian Vogt

Sie hatten sich so auf diesen Tag gefreut. Wind und Wetter getrotzt. Viele positive Momente mitgenommen. Doch mittlerweile blicken drei junge Urner nur noch verbittert auf den 28. Juli 2021 zurück. Sie kämpfen mit der Gemeinde Fiesch VS einen Kampf, der stark nach Bürokratie-Wahnsinn riecht.

Aber der Reihe nach: An jenem Mittwoch im Sommer brechen Jannis H.*, Elija M.* und Michael M.* in Uri zu einer Velo-Tour auf. Das Ziel liegt auf der anderen Seite des Furkapasses, im Kanton Wallis. Als die drei 20-Jährigen losfahren, regnet es in Strömen.

Glut mit Wasserflaschen gelöscht

Völlig durchnässt kommen sie Stunden später oberhalb von Lax VS an, wo sie zum Aufwärmen und Ausruhen in der Nähe eines Bachs ein Feuer entzünden. Das stellt für die Jungen kein grosses Problem dar – zwei sind Pfadfinder, einer in der freiwilligen Feuerwehr. Einige Stunden später kommen jedoch zwei lokale Feuerwehrmänner vorbei und bitten die Urner, das Feuer zu löschen. Ein Anwohner hatte den Rauch gesehen und angerufen. Der Aufforderung seien sie sofort nachgekommen, erzählt Jannis H. gegenüber Blick.

Jannis H. sitzt auf einer Rechnung, die er nicht bezahlen will.
Foto: Zvg
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Mit ihren Wasserflaschen hätten sie die Glut – mehr sei vom Feuer zu dem Zeitpunkt nicht mehr dagewesen – sofort gelöscht. Die jungen Männer lassen ihre Kontaktdaten da, brechen ihre Zelte ab und fahren wieder heim, im Gepäck die Erinnerungen eines schönen Tages.

Zehn Feuerwehrmänner waren auf der Suche

Dies ändert sich am 3. August. Jannis H. erhält eine Rechnung der Stützpunktfeuerwehr Untergoms VS. Betreff: «Feuerentwicklung unterhalb Wasen». Für den Einsatz vom 28. Juli stellt die Feuerwehr 1281.50 Franken in Rechnung. Aufgeteilt in 50 Franken Stundenlohn von 10 Mitgliedern der Feuerwehr, die gesamthaft 25,63 Stunden am Einsatz beteiligt waren.

Der 20-Jährige ist verdutzt: «Die Feuerwehrleute brauchten demnach 2,5 Stunden, um unser Feuer zu finden. So gross kann das also nicht gewesen sein. Zudem gab es wegen des Regens doch kaum Waldbrandgefahr und es waren keine Massnahmen in Kraft», sagt er zu Blick. Also erkundigt er sich beim Kanton nach dem geltenden Gesetz. Dieser teilt mit, Feuer dürften nur an bestimmten oder offensichtlich gefahrlosen Stellen entfacht werden. Zudem müsse jedes Feuer beaufsichtigt und vor dem Verlassen gelöscht werden.

500 Franken für einen Brief

Die Urner sind überzeugt, all dies beachtet zu haben, und bitten die Gemeinde Fiesch am 25. August, die Rechnung zu stornieren. Die Gemeinde lehnt das Anliegen ab. Die Drei hätten «grob fahrlässig gehandelt, indem sie trotz mässiger Waldbrandgefahr und Feuerverbot ein Feuer in der Nähe eines Waldes, an einer nicht dafür vorgesehenen Stelle, in Gang gesetzt hätten», heisst es in ihrer Antwort vom 30. November 2021. Nebst der Rechnung müssen die jungen Leute nun sogar noch 500 Franken mehr bezahlen – Verfahrenskosten für das Antwortschreiben der Gemeinde. Gesamthaft also fast 1800 Franken. Die Gemeinde Fiesch zeigt sich aber auch gnädig. Wortwörtlich steht im Antwortschreiben: «Der zuständigen Dienststelle wird der Vorfall nicht angezeigt, damit die jungen Herren nicht seitens Departement zusätzlich verzeigt und gebüsst werden.»

Jannis H. glaubt nicht, was er da liest. «Die Gemeinde Fiesch hat unseren Brief als Einsprache behandelt, dabei war es einfach eine Bitte», sagt er zu Blick. In ihrer Antwort nimmt die Gemeinde zudem auf einen Entscheid des Präsidiums des Staatsrats Wallis vom 27. August 2021 Bezug, wonach es verboten gewesen sei, in der Nähe von Wäldern Feuer zu entfachen, ausser an den dafür vorgesehen Feuerstellen. «Das war ja ein Monat, nachdem wir vor Ort waren», sagt der 20-Jährige dazu.

Das Gesetz wird revidiert

Von Blick auf das Geschehene angesprochen, sendet die Gemeinde Fiesch eine Medienmitteilung des Kantons vom 27. Juli – ein Tag bevor Jannis und seine Kollegen mit dem Fahrrad losfuhren. In der Mitteilung steht dasselbe, was die Urner bereits von Kanton und Gemeinde zu hören bekommen haben: Feuer sei nur an ausgewiesenen und sicheren Stellen erlaubt. Weiter will sich die Gemeinde Fiesch nicht zum Vorfall äussern.

Der Kanton Wallis sagt, der dafür massgebende Artikel sei im kantonalen Waldgesetz zu finden. Das Gesetz solle zudem voraussichtlich im Januar revidiert werden. Dann seien Feuer im Wald nur noch an offiziellen Stellen erlaubt – und auch das nur, sofern die Waldbrandgefahr nicht zu gross sei.

Jannis H., Elija M. und Michael M. haben die Rechnungen der Gemeinde Fiesch noch nicht bezahlt. Sie denken darüber nach, den Fall weiterzuziehen.

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