Drama bei Brand in Churer Wohnblock
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Drei Tote:Mann und zwei Kinder tot

Brand in Churer Wohnblock
Vater Manuel S. (†33) soll Brand absichtlich gelegt haben

In der Nacht auf Sonntag starben Manuel S. (†33) und seine beiden Kinder Linda und Javier bei einem Brand in ihrer Wohnung in Chur. Acht weitere Personen mussten ins Spital.
Publiziert: 13.01.2019 um 03:46 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2019 um 12:21 Uhr
  • Nach ersten Erkenntnissen wurde der Brand in Chur durch den Vater absichtlich verursacht.
  • In der Nacht auf Sonntag starben Manuel S. (†33) und seine beiden Kinder Linda und Javier.
  • Acht weitere Personen mussten ins Spital.

Brand-Tragödie in Chur! Ein Vater soll den Brand absichtlich verursacht und seine beiden Kinder in den Tod gerissen haben. Das geht aus den neusten Ermittlungen der Kantonspolizei Graubünden hervor. Dabei kam es zu mindestens einer Explosion durch Brandbeschleuniger. Die Tathintergründe werden durch die Staatsanwaltschaft und die Kantonspolizei Graubünden weiter untersucht.

Die Einsatzleitzentrale der Kantonspolizei Graubünden erhielt am Sonntag um 03.05 Uhr die Meldung über einen Wohnungsbrand in einem sechsstöckigen Mehrfamilienhaus am Foralweg. Die mit allen verfügbaren Kräften ausgerückte Feuerwehr Chur begann unverzüglich mit der Brandbekämpfung und evakuierte 48 Personen aus 38 Wohnungen.

Polizei bestätigt BLICK-Recherche

Im Verlauf der Löscharbeiten stiessen die Einsatzkräfte auf drei Leichen in der brennenden Wohnung. Gemäss ersten Erkenntnissen handelt es sich um einen 3-jährigen Jungen und dessen 8-jährige Schwester sowie deren 33-jährigen aus der Dominikanischen Republik stammenden Vater. Die formelle Identifikation steht noch aus.

In Chur brannte in der Nacht auf Sonntag die Wohnung von Manuel S.* (†33). Der Dominikaner soll den Brand absichtlich verursacht haben.
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Wie BLICK-Recherchen zeigen handelt es sich bei den Todesopfern um Manuel S.* (†33), und seine beiden kleinen Kinder, Tochter Linda* (†8) und Sohn Javier* (†3). Der 33-Jährige stammt aus der Dominikanischen Republik und war 1993 mit seiner Mutter und seinem Bruder in die Schweiz gekommen.

«Ich fühle mich einfach nur komplett leer»

Der Bruder von S. ist am Boden zerstört. Die Trauer sitzt ihm in den Knochen. «Eine Verwandte rief mich heute Morgen an und sagte mir, was passiert ist.», sagt er zu BLICK. Er stehe im Moment noch völlig unter Schock.

S. sei ein liebevoller Vater und ein guter Ehemann gewesen. «Sie waren so eine glückliche und lebensfrohe Familie. Sie haben immer etwas unternommen und Ausflüge gemacht.» So weit er wisse, sei die Mutter der Kinder zum Zeitpunkt des Brandes nicht in der Wohnung gewesen. «Sie kam wohl erst später zurück.»

Aber auch der Bruder weiss nicht, was gestern Nacht genau in der Wohnung von Manuel S. passiert ist. «Ich kann es mir nicht erklären», sagt er. Jetzt sei er unterwegs zum Flughafen, um seine Mutter abzuholen. Wie es danach weitergehen wird, weiss er noch nicht. «Im Moment fühle ich mich einfach nur komplett leer», sagt er.

Brandort: Der Foralweg liegt unterhalb der Umfahrung Süd in Chur.
Foto: GoogleMaps

«Ich rannte mit meinen Kinder im Pyjama aus dem Haus»

Serdal Yigit (42) wohnt mit seiner Familie direkt neben der Wohnung, in der sich die Tragödie abspielte. Was genau passiert ist, weiss aber auch er nicht, sagt er zu BLICK. Nur: «Mitten in der Nacht gab es plötzlich einen Riesenknall.» Dann habe sich innert kürzester Zeit alles mit Rauch gefüllt.

Yigit reagierte schnell: «Ich ging sofort in die Zimmer meiner beiden Kinder, packte sie, und dann rannten wir gemeinsam noch im Pyjama aus dem Haus.» Auf der Flucht habe er noch versucht, seine Nachbarn so gut wie möglich zu wecken, sagt der Zahntechniker. «Ich schrie, so laut ich konnte, und klopfte an alle Türen.»

«Plötzlich war alles voller Rauch»

Auch Franz S.* (78) wohnt gemeinsam mit seiner Frau im fünften Stock des Brandhauses. Er ist am Sonntagmorgen gerade auf dem Weg zu seiner Frau ins Spital. «Es ist zum Glück nur eine ganz leichte Rauchvergiftung, sie ist nur zur Beobachtung da», sagt er zu BLICK.

In der Nacht sei alles sehr schnell gegangen, meint er: «Im Treppenhaus und auch in unserer Wohnung war plötzlich alles voll Rauch.» S. arbeitete selbst 30 Jahre für die Betriebsfeuerwehr der SBB und möchte den Rettern ein Kränzchen winden: «Meine Frau und ich wurden mit Sauerstoffmasken durchs Treppenhaus evakuiert. Es war ein sehr professioneller Einsatz.»

Wie das Feuer entstand, kann sich auch der 78-Jährige nicht erklären. Er habe die Bewohner der Wohnung, in der das Feuer ausbrach, nur flüchtig gekannt.

Brannte es im Kinderzimmer?

Für die medizinische Betreuung standen Ambulanzteams der Spitäler Thusis und Schiers sowie der Rettung Chur im Einsatz. Die Evakuierten konnten in einem nahegelegenen Lokal untergebracht und durch das Care-Team Grischun betreut werden. Die Feuerwehr Chur stand mit 70 Personen im Einsatz. Für die grossräumige Absperrung waren 13 Einsatzkräfte der Stadtpolizei Chur verantwortlich.

Mediensprecher Markus Walser sagt zu BLICK: «Sechs Hausbewohner sowie zwei Leute der Feuerwehr wurden mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Kantonsspital Graubünden Chur gebracht.» Zusammen mit der Staatsanwaltschaft untersucht die Kantonspolizei Graubünden die Brandursache.

Die Brandursache ist noch unklar. Ein BLICK-Leser, der nebenan wohnt, berichtet von einer Explosion vor dem Brand. «Ich habe sie sehr gut gehört, sogar die Scheiben haben gezittert», sagt er. Ein anderer Leserreporter sagt, es habe im Kinderzimmer gebrannt.  (gf/man)

* Namen geändert

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