Bevölkerung gegen Behörden
Stau-Trick sorgt für Dorf-Zoff in Domat/Ems GR

Wenn es sich auf der A13 staut, leidet die Bündner Gemeinde Domat/Ems unter dem touristischen Ausweichverkehr. An Ostern und Auffahrt nutzte man einen Trick, um den Verkehrskollaps zu verhindern. Das sorgt im Dorf selbst aber für Unmut.
Publiziert: 24.05.2023 um 13:05 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2023 um 16:33 Uhr

Am Auffahrtswochenende konnte man in Domat/Ems GR am Dorfrand kuriose Szenen beobachten. Immer wieder wurde beim Kreisel Plarenga der Verkehr für zwei Minuten gestoppt und so künstlich Stau erzeugt. Die Gemeinde will so den von der überlasteten A13 kommenden touristischen Ausweichverkehr in den Griff kriegen.

Die Massnahme trickst Google Maps und Navigationssysteme aus. Durch den Stau wird die Strecke vor Domat/Ems Rot markiert. Dass dieser künstlich erzeugt wurde, können Google und Co. nicht erkennen. Ausweichler werden so von der Fahrt durch Domat/Ems abgeschreckt.

In der Gemeinde stösst das System nun aber auf Unmut. «Der Nutzen des Systems wird von einer grossen Mehrheit hinterfragt», erklärt Gemeindevorstand Daniel Meyer am Mittwoch in der «Südostschweiz». Meyer ist in der Gemeinde für Umwelt und Sicherheit zuständig.

Vor dem Gotthardtunnel gibt es regelmässig Staus. Autofahrer nutzen deswegen Ausweichrouten.
Foto: Keystone
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«Die Bevölkerung merkt zwar, dass versucht wird, den Verkehr so gut wie möglich zu dosieren. Sie merkt aber auch, dass wir die Autos trotzdem im Dorf haben», sagt Meyer. Ein Schwachpunkt des Google-Tricks: Er funktioniert nur so lange, bis ein Bus des öffentlichen Verkehrs auftaucht. «Dann muss die Sperre jeweils aufgehoben werden.»


Gutes Wetter an Pfingsten

Der öffentliche Verkehr habe Priorität und fahre in hoher Frequenz durch das Dorf. Für noch mehr Ärger sorgt bei den Dorfbewohnern, dass sie selbst in den künstlich erzeugten Staus stehen müssen. Gemeindevorstand Meyer würde eine andere Lösung bevorzugen, die in den Nachbargemeinden Rhäzüns und Bonaduz bereits zum Einsatz kommt. Dort werden die Ausfahrten von der A13 an verkehrsreichen Tagen für den touristischen Ausweichverkehr gesperrt. «Die Bevölkerung dort ist glücklich damit», bemerkt Meyer.

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Bedeutet für Domat/Ems: Der gesamte Verkehr von der A13 müsste kontrolliert werden und die Ausweichler würden in Chur-Süd zurück auf die Nationalstrasse gelenkt. Das Problem dabei: Mit der Sperrung der Strassen für die Touristen bewegt man sich laut Andreas Pöhl, Projektleiter Verkehrsmanagement beim Tiefbauamt Graubünden (TBA), «im rechtlichen Graubereich». Die Massnahme widerspricht der Durchgangsstrassenverordnung des Bundes.

Dass der Ausweichverkehr rund um die A13 ein Problem ist, ist schon länger bekannt. 2021 zählte das Bundesamt für Strassen (Astra) 32'481 Staustunden. Mehr als doppelt so viele, wie noch vor zehn Jahren. Jetzt soll eine Projektstudie langfristige Lösungen finden.

Am kommenden Pfingstwochende rechnen die Meteorologen mit gutem Wetter. Dann dürfte es sich auch auf der A13 wieder stauen – und die Bündner Gemeinden müssen wieder einmal Lösungen für das hohe Verkehrsaufkommen finden. (nad)

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