Gangster und Street-Attitüden aus der Schweiz
Diese Rapper geben den Takt vor

Sie rappen über Drogen, Waffen, verherrlichen Gewalt und repräsentieren die eigene Hood: Streetrapper aus Zürich, Basel, Biel und der Westschweiz. Ein Phänomen, das seit rund sechs Jahren zu beobachten ist, wie Schweizer Rap-Experte Pablo Vögtli von SRF Virus einordnet.
Publiziert: 04.05.2021 um 07:01 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2021 um 10:33 Uhr

Streetrapper machen sich in Schweizer Städten und Agglomerationen breit – ob in Zürich, Basel, Biel oder der Westschweiz. In ihren Videos allgegenwärtig: fette Autos, Waffen, Schlägertypen und jeweils eine Gruppe maskierter Männer im Hintergrund. Die Musiker rappen vor allem über und für ihr Quartier oder ihre Stadt. «Das hier ist Biel-Bienne», rappt etwa Birroo auf «Herzlich willkommen» (35'000 Klicks). «Chum ich zeig dr mini Gägend zwüsched Junkies und Strassäkids», rappt Sicario aus dem Kreis 4 auf dem Song «Hochhuuskomplex» (52'000 Klicks).

Sehr erfolgreich mit gewaltverherrlichendem Streetrap ist derzeit das Duo Rapide und Alawi aus Adliswil ZH. Auf dem Lied «Champs-Élysées» (430'000 Klicks) rappt Alawi: «Mir überfalled mit Kalaschs din Bunker vermummt.» Oft sind auch Drogen Thema. «Vili findets guät uf Nasä», sagt Rapide auf dem Song «Blocksound» (380'000 Aufrufe).

Auch der Zürcher Rapper «Onkel Ari» gibt sich als Verbrecher. Auf dem Song «Down» (107'000 Aufrufe) bezeichnet er sich als «Smooth Criminal». Der Basler Rapper «S-Hot» mobilisiert für den Song «Szene isch Basel» (128'000 Klicks) die grösste Crowd. Gegen hundert schwarz gekleidete und teilweise vermummte Jungs schreien den Refrain.

Schweizer Rap-Experte Pablo Vögtli von SRF Virus sagt: «Gangster- und Streetrap gab es zwar schon immer, auch bei uns. Seit 2015 nehme ich aber wahr, dass sich in der Schweiz eine aktive Strassenrap-Szene formiert.»
Foto: SRF/Alan Sahin
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«Je mehr Strassenkriminalität es gibt, umso mehr gibt es auch Rap drüber»

Diese Künstler begeistern die meist jugendlichen Zuhörer, es bilden sich lokal grosse Fangemeinden. «Da schwingt viel Lokalpatriotismus mit», sagt der Schweizer Rap-Experte Pablo Vögtli von SRF Virus. «Gangster- und Streetrap gab es zwar schon immer, auch bei uns. Seit 2015 nehme ich aber wahr, dass sich in der Schweiz eine aktive Strassenrap-Szene formiert.» Just seit diesem Zeitraum ist auch die Jugendkriminalität in der Schweiz gestiegen.

Das überrascht Vögtli nicht: «Je mehr Strassenkriminalität es gibt, umso mehr gibt es auch Rap drüber.» Dass es sich umgekehrt verhalte, also die schlechten Vorbilder am Mikrofon kriminelles Verhalten fördern würden, glaubt er nicht. «Diesen Einfluss schätze ich als gering ein. Zehnjährige, die Actionfilme schauen, laufen ja auch nicht auf die Strasse und spielen Rambo», sagt Vögtli. Auch wenn Rap näher am Leben sei als ein Hollywoodfilm. Denn Authentizität gelte in Hip-Hop-Kreisen als hoch angesehenes Gut. «Aber ich habe nicht das Gefühl, dass Jugendliche kriminell werden wegen Gangsterrap. Wenn, dann sind es Einzelfälle.»


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