G.P.* (50) wurde vom Millionär zum Bettler
Am Rande der Schweiz

Der Luzerner Unternehmer G.P.* (50) lebte im Luxus. Jetzt musste er seine Design-Möbel und die B&O-Stereoanlage verkaufen. Auch den Luxus-BMW. Bald schon steht er auf der Strasse und steht vor dem Nichts.
Publiziert: 17.10.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2020 um 09:21 Uhr
Thomas Ley und Beat Michel
Am Rande der Schweiz

Der Schweiz gehts richtig gut. Wir werden regelmässig zu den reichsten Ländern weltweit gezählt. Die Finanzkrise haben wir prima weggesteckt, auch den Frankenschock besser verkraftet als erwartet. Und für 2017 rechnet der Bundesrat mit einem weiterem Wirtschaftswachstum und noch weniger Arbeitslosen.

Und doch fallen immer mehr Menschen aus der Gesellschaft der Erfolgreichen. Die Städteinitiative Sozialpolitik stellte fest, dass 14 untersuchte kleinere und grosse Städte 2015 insgesamt 2,2 Prozent mehr Sozialhilfefälle verzeichneten. Längst müssen nicht nur in Zürich, Genf oder Basel Menschen aufs Sozialamt. Im Gegenteil drängen die hohen Lebenskosten die Armen in mittelgrosse und kleinere Städte wie Schlieren ZH, Biel BE oder Chur ab. Dort leiden sie einerseits unter der Isolation durch die Armut – und andererseits unter dem Stigma, die kleinstädtische Nähe mit sich bringt.

Die Fachhochschule Bern schätzt, dass jeder vierte Bezugsberechtigte es nicht wagt, aufs Sozialamt zu gehen. Armut und Abhängigkeit sind in der reichen Schweiz eine Schande – was es erschwert, ihr zu entkommen. Die durchschnittliche Bezugsdauer von Sozialhilfe steigt seit Jahren.

BLICK kennt viele Betroffene.

Der Schweiz gehts richtig gut. Wir werden regelmässig zu den reichsten Ländern weltweit gezählt. Die Finanzkrise haben wir prima weggesteckt, auch den Frankenschock besser verkraftet als erwartet. Und für 2017 rechnet der Bundesrat mit einem weiterem Wirtschaftswachstum und noch weniger Arbeitslosen.

Und doch fallen immer mehr Menschen aus der Gesellschaft der Erfolgreichen. Die Städteinitiative Sozialpolitik stellte fest, dass 14 untersuchte kleinere und grosse Städte 2015 insgesamt 2,2 Prozent mehr Sozialhilfefälle verzeichneten. Längst müssen nicht nur in Zürich, Genf oder Basel Menschen aufs Sozialamt. Im Gegenteil drängen die hohen Lebenskosten die Armen in mittelgrosse und kleinere Städte wie Schlieren ZH, Biel BE oder Chur ab. Dort leiden sie einerseits unter der Isolation durch die Armut – und andererseits unter dem Stigma, die kleinstädtische Nähe mit sich bringt.

Die Fachhochschule Bern schätzt, dass jeder vierte Bezugsberechtigte es nicht wagt, aufs Sozialamt zu gehen. Armut und Abhängigkeit sind in der reichen Schweiz eine Schande – was es erschwert, ihr zu entkommen. Die durchschnittliche Bezugsdauer von Sozialhilfe steigt seit Jahren.

BLICK kennt viele Betroffene.

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Der Schweiz gehts richtig gut. Wir werden regelmässig zu den reichsten Ländern weltweit gezählt. Die Finanzkrise haben wir prima weggesteckt, auch den Frankenschock besser verkraftet als erwartet. Und für 2017 rechnet der Bundesrat mit einem weiterem Wirtschaftswachstum und noch weniger Arbeitslosen.

Und doch fallen immer mehr Menschen aus der Gesellschaft der Erfolgreichen. Die Städteinitiative Sozialpolitik stellte fest, dass 14 untersuchte kleinere und grosse Städte 2015 insgesamt 2,2 Prozent mehr Sozialhilfefälle verzeichneten. Längst müssen nicht nur in Zürich, Genf oder Basel Menschen aufs Sozialamt. Im Gegenteil drängen die hohen Lebenskosten die Armen in mittelgrosse und kleinere Städte wie Schlieren ZH, Biel BE oder Chur ab. Dort leiden sie einerseits unter der Isolation durch die Armut – und andererseits unter dem Stigma, die kleinstädtische Nähe mit sich bringt.

Die Fachhochschule Bern schätzt, dass jeder vierte Bezugsberechtigte es nicht wagt, aufs Sozialamt zu gehen. Armut und Abhängigkeit sind in der reichen Schweiz eine Schande – was es erschwert, ihr zu entkommen. Die durchschnittliche Bezugsdauer von Sozialhilfe steigt seit Jahren.

BLICK kennt viele Betroffene. G.P.* (50) ist einer davon.

Vom Millionär zum Bettler

G.P. (50) sitzt in der Stube seiner Viereinhalbzimmerwohnung in Kriens LU. ­Eigentlich dürfte er seit dem 30. September hier gar nicht mehr wohnen. Bei dem einst erfolgreichen Geschäftsmann geht alles den Bach runter: «Eben noch hatte ich alles, bald habe ich nichts mehr. Wie konnte ich es nur so weit kommen lassen?»

Jetzt läuft ein Ausweisungsverfahren gegen P. Er hat kein Geld mehr und kann nur noch auf ein Einlenken des Vermieters und des Sozialamts hoffen.

Sein Absturz begann, als er einem Betrüger aufsass. «Ich bekam von einem Weinhändler einen grossen Marketingauftrag. Doch er zahlte nie», sagt der gelernte Verkäufer.

Jetzt hat die Weinfirma Konkurs gemacht und das Geld ist futsch. Auch die Immobilienfirma von P. lief nicht mehr. «Ich habe alles verkauft. Meinen BMW 545, die B&O-Stereoanlage, die Designermöbel. Ich zog von einer 4000-Franken-Wohnung in die für 1500.»

Weil er nicht in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hatte, landete P. im April beim Sozialamt. Das Problem: Die Behörde will die Wohnung nicht finanzieren. Der arbeitslose Geschäftsmann versuchte, einen Deal zu machen. Zwei Zimmer wollte er für je 375 Franken untervermieten – nur 769 Franken müsste das Sozial­amt noch bezahlen. Gemäss den Richtlinien dürften es bis zu 900 Franken sein.

Doch die Gemeinde lehnte ab. Der Grund: Der Lebenspartner von G.P., der sich im Dezember von ihm getrennt hatte, war auch als Mieter eingetragen – das geht bei einer Sozialwohnung nicht. Und weil die Oktober-Miete nicht im Voraus eintraf, weigert sich der Vermieter, einen neuen Mietvertrag mit P. alleine abzuschliessen.

«Es fehlt die Bestätigung des Vermieters, dass er das Mietverhältnis erneuern und weiterführen will», sagt auch Lothar Sidler, Sozialvorsteher von Kriens. Ein Teufelskreis. Wird die Ausweisung aus der Wohnung in sechs Wochen polizeilich erzwungen, ist G.P. obdachlos.

* Name der Redaktion bekannt

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