Direktor bietet Flüchtlingen leerstehende Hotel-Suites an
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Hilfe für Ukrainer in Not:Hoteldirektor bietet Flüchtlingen leerstehende Suites an

4-Sterne-Hotel Seepark in Muntelier FR – Russische Hoteliers helfen ukrainischen Flüchtlingen mit Gratis-Zimmern!
«Dieser Krieg ist eine Katastrophe für alle!»

Statt dass die Zimmer leerstehen, will der Direktor vom Hotel Seepark in Muntelier FR sie lieber ukrainischen Flüchtlingen zur Verfügung stellen. Sergey Valioulin (47) selbst hat zwar russische Wurzeln, doch er verurteilt den Krieg: «Ich bete dafür, dass er bald endet!»
Publiziert: 11.03.2022 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2022 um 09:40 Uhr
Luisa Ita

Sie zeigen Herz! In Muntelier FR haben die Verantwortlichen des Vier-Sterne-Hotels Seepark entschieden, Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen. Sie gratis einzuquartieren und zu verpflegen. Geführt wird das Hotel vom Belgier Sergey Valioulin (47), der russische Wurzeln hat – gehören tut es einer Aktiengesellschaft mit russischen Investoren.

«Es geht darum, Menschen in Not zu helfen. Sie können nichts dafür, dass sie in diese Lage gekommen sind.» So erklärt der Hoteldirektor der schicken Unterkunft seine Solidarität mit den ukrainischen Flüchtlingen. «Dieser Krieg ist eine Katastrophe für alle, und wir sind gegen all das! Ich habe auch viele Freunde in der Ukraine, denn wir Russen sind diesem Volk ja eigentlich sehr nah. Darum berührt mich auch deren Schicksal sehr.»

Hoteldirektor holte Flüchtlingsfamilie persönlich am Bahnhof ab

Auf die Idee gekommen, Geflohene in leeren Hotelzimmern unterzubringen, sei eine ihm bekannte Ukrainerin: «Sie hat mich gefragt, ob es nicht möglich wäre, eine Frau mit zwei Buben aufzunehmen. Sie meinte, die drei seien schon sehr lange unterwegs und erschöpft von der Reise.» Der Hotelier hat die russischen Investoren um Erlaubnis gebeten, und diese haben sofort zugesagt. So holte der 47-Jährige die Familie am Dienstag noch persönlich vom Bahnhof ab.

Sergey Valioulin (47) führt seit etwa einem Jahr das Vier-Sterne-Hotel Seepark in Muntelier FR.
Foto: Luisa Ita
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Eine Nacht verbrachten die drei ukrainischen Flüchtlinge schliesslich im Vier-Sterne-Hotel in unmittelbarer Nähe des Murtensees. «Wir haben ihnen das Studio gegeben, damit sie auch selbst hätten kochen können, falls sie länger hätten bleiben wollen», erklärt Valioulin. Das Zimmer ist grosszügig geschnitten und modern eingerichtet. Neben das Doppelbett hat das Personal noch ein zusätzliches Bett hingestellt, damit alle drei bequem Platz zum Schlafen hatten. Eine Nacht in so einem Appartement würde normalerweise 210 Franken kosten, die Flüchtlinge hätten aber natürlich keinen Rappen bezahlen müssen. «Am nächsten Morgen wollten sie dann bereits ins Bundesasylzentrum weiterreisen, um sich dort anzumelden.»

Sergey Valioulin betet, dass der Krieg bald endet

Die Mutter sei sehr dankbar gewesen, dass sie nach der anstrengenden Flucht mit ihren zwei Buben in Muntelier habe übernachten dürfen: «Sie hat sich sehr bedankt, und ich habe ihr auch meine Telefonnummer gegeben, damit sie sich jederzeit bei mir melden kann, wenn sie Fragen hat oder wir irgendwie helfen können.» Die nächsten ukrainischen Flüchtlinge hätten sich nun auch schon angemeldet: Zwei ältere Damen seien unterwegs in die Schweiz, ihre Ankunftszeit jedoch noch unklar.

Derzeit sei noch Nebensaison, und das Vier-Sterne-Hotel habe so einige freie Zimmer, die man gerne weiteren ukrainischen Flüchtlingen zur Verfügung stellen würde. «Wir helfen, wo wir können», meint Sergy Valioulin zu Blick. Er bete dafür, dass der Krieg bald aufhöre: «Ich habe grosse Angst davor, was noch geschehen könnte.»

Sein Sohn steckt in Russland fest

Seine Gedanken seien auch bei seinem 25-jährigen Sohn, der in Russland lebt und arbeitet. «Er wollte eigentlich in die Schweiz kommen, aber alles ist zu. Er kann derzeit nicht ausreisen», sagt der Hoteldirektor, der 2013 für einen Job von Belgien in die Schweiz gezogen ist und seit rund einem Jahr das Hotel Seepark als Direktor führt. Das aktuelle Weltgeschehen ist für den gebürtigen Russen eine «Katastrophe», wie er immer wieder betont: «Wir sind doch ein Volk, das die gleiche Sprache spricht und dieselbe Kultur teilt. Es ist einfach so schlimm!»

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