Experte Hurter zu Verfahren nach Absturz in Frankreich
«F/A-18-Pilot hat genial reagiert»

Martin H. (38) stürzte im Oktober 2015 mit einem F/A-18-Kampfjet in Frankreich ab. Er konnte sich per Schleudersitz retten. Nun wird gegen ihn ermittelt. Das stösst auf Unverständnis.
Publiziert: 15.06.2017 um 20:16 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:58 Uhr

Er überlebte einen Flugzeugabsturz – nun wird gegen ihn ermittelt: Der erfahrene Luftwaffen- und Testpilot Martin H.* (38) soll laut Militärjustiz schuld am Flugzeugabsturz einer F/A-18 Maschine der Schweizer Luftwaffe sein. Im Oktober 2015 verunglückte der Pilot im französischen Glamondans – und konnte sich nur durch den Schleudersitz retten (BLICK berichtete). Der Kampfjet krachte in den Boden.

Laut dem Untersuchungsrichter betätigte der Pilot zu früh den Schleudersitz. Während des Flugs gab es einen Strömungsabriss im linken Triebwerk. Zwar gab es erst nach 24 Sekunden eine Warnung im Cockpit. Doch auch danach hätte der Pilot das Flugzeug stabilisieren können.

Pilotenfehler? Martin H. (l.) mit dem damaligen Verteidigungsminister Ueli Maurer.
Foto: Keystone

Die Militärjustiz wirft Martin H. deshalb vor, die Dienstvorschriften verletzt und Armeematerial «verschleudert und missbraucht» zu haben. Voruntersuchungen sollen nun klären, ob der Pilot eine strafbare Handlung begangen hat.

«Pilot hat genial reagiert»

Thomas Hurter, SVP-Nationalrat und ehemaliger Berufsmilitärpilot, findet es enttäuschend, dass die Militärjustiz den Fall weiterzieht: «Es ist wichtig, dass es Untersuchungen gibt. Doch man soll den Piloten nicht an den Pranger stellen.»

Er habe einen Auftrag von der Luftwaffe ausgeführt – und in einer Notsituation genial reagiert. «Er ist noch am Leben! Alleine schon dafür muss man ihm gratulieren», sagt Hurter zu BLICK. Es gebe viele Beispiele, wo Leute zu spät gehandelt hätten. Jede Sekunde zähle in solch einem Fall.

Auch Aviatik-Experte Max Ungricht findet die «Vorverurteilung» des Piloten ungerecht. «Wenn die Maschine mehr als 20 Sekunden lang mit reduzierter Triebwerksleistung und ohne Fehlermeldung in einen unkontrollierbaren Flugzustand gerät, ist das sehr wohl die Hauptursache für den Unfall», sagt er dem «Tages-Anzeiger»

Offene Fragen

Viele Fragen bleiben deshalb noch offen. Der Untersuchungsrichter hat jedoch auch Abklärungen für die verzögerte Warnung angeordnet. 

Hurter findet, dass man aus diesem Absturz nun Lehren ziehen müsse. Doch von den Verantwortlichen, der Armee und der Luftwaffe, erwarte er, dass man hinter dem Piloten stehe: «Alles andere wäre falsch.» (maz)

*Name der Redaktion bekannt 

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