«Es war ein reiner Blindflug»
Todesraser zu 5,5 Jahren Knast verurteilt

Publiziert: 15.06.2016 um 22:06 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:03 Uhr
Ralph Donghi

In einem karierten Hemd trottete der Bosnier Nermin P.* (31) aus Reinach AG gestern vor das Bezirksgericht in Unterkulm AG. Der arbeitslose Programmierer hat am 17. Dezember 2013 bei Dunkelheit und Nebel in Birrwil AG zwei Autos überholt. Ausserorts. Dabei krachte er in den korrekt entgegenkommenden Rollerfahrer Christian S.* († 61). Der Lagerist wurde so schwer verletzt, dass er im Spital starb.

«Es hatte nur wenig Nebel, und ich habe hundert Meter weit gesehen», redete sich Nermin P. gestern vor Gericht heraus. «Ich dachte, es kommt schon niemand entgegen.»

Das sah der Staatsanwalt anders. Die Autos vor dem Angeklagten seien nicht grundlos nur 40 oder 50 km/h gefahren: «Alle Beteiligten reden von sehr prekären Sichtverhältnissen.» Nermin P. habe trotzdem «mit rund 70 Stundenkilometern» überholt. «Es war ein reiner Blindflug», sagte der Staatsanwalt. Er betitelt Nermin P. als Raser, da dieser wegen Tempo-Exzessen auf Autobahnen (168 km/h und 177 km/h) sowie wegen anderer Verfehlungen schon vor dem tödlichen Unfall dreimal das Billett abgeben musste.

Das Wrack des Rollers zeigt: Fahrer Christian S. hatte keine Chance.
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Der Staatsanwalt hatte wegen eventualvorsätzlicher Tötung sieben Jahre Gefängnis verlangt. Nermin P. habe den Tod von Christian S. in Kauf genommen. Das Gericht folgte dem Antrag des Staatsanwalts mehrheitlich und verurteilte Nermin P. zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis. Er habe «halsbrecherisch» überholt.

*Name der Redaktion bekannt

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