Er will 1,2 Millionen Franken
Schweizer Ex-Mönch verklagt Kloster in Italien

Der frühere Benediktiner Gerald Hochschild verlangt vom Kloster Muri-Gries in Italien 1,2 Millionen Franken und geht dafür vor Gericht. Dahinter verbirgt sich eine tragische Geschichte.
Publiziert: 03.02.2023 um 19:32 Uhr

Er hat genug. Ex-Mönch Gerald Hochschild (65) aus Kerns OW verklagt das Kloster Muri-Gries in Bozen (Italien). Und zwar auf 1,2 Millionen Franken Schadenersatz – wegen Erwerbsausfalls und fehlender Altersvorsorge, wie die «CH Media» schreibt. Der Grund: Er wurde gemobbt.

Alles begann 1985. Damals trat Hochschild ins Kloster ein und war fortan im Benediktinerkollegium in Sarnen OW tätig. Dazu muss man wissen: Das Kloster in der Schweiz ist eine Niederlassung der Abtei in Italien.

1993 wurde Hochschild zum Priester geweiht und wurde Pater Josef genannt. Glücklich wurde er aber nicht. Von Brüdern und Schwestern im Kloster wurde er schlecht behandelt. Es wurde so schlimm, dass Hochschild zu Medikamenten griff. Schlaftabletten, um herunterzukommen.

Er verklagt das Kloster Muri-Gries in Italien: Ex-Mönch Gerald Hochschild.
Foto: Andrea Zahler
1/7

Er wurde immer wieder vertröstet

Weil er laut eigener Aussage «den Terror und die Feindseligkeiten» im Kloster nicht mehr aushielt, bat Hochschild 2006 den damaligen Abt, das Verfahren zur Entbindung von den Pflichten und Rechten des Klerikerstandes einzuleiten.

Für diesen Schritt, die sogenannte Laisierung, ist das Kloster verantwortlich. Doch es vertröstete Hochschild immer wieder und verschleppte angeblich das Gesuch. 2018 verlangte Hochschild schliesslich sein Dossier, um es 2020 selber an die zuständige Kongregation in Rom zu schicken. Im Februar 2022, nur neun Monate bevor Hochschild das AHV-Alter erreichte, erteilte ihm Papst Franziskus dann reibungslos die Dispens.

Der Prozess dauerte 16 Jahre. Normalerweise braucht es dafür nur ein Jahr. Die mutmassliche Verzögerungstaktik des Klosters Muri-Gries beraubte Hochschild von Gesetzes wegen der Möglichkeit, eine Anstellung als Seelsorger zu finden. Hochschild blieb die Tür zu Kirchenberufen versperrt, da der Bischof die sogenannte Mission nicht erteilen durfte.

Er hätte einen Jahreslohn von 110'000 Franken gehabt

Laut dem Anwalt von Hochschild, Loris Fabrizio Mainardi (43), konnte Hochschild einen Jahreslohn von 110’000 Franken erzielen. Er habe beste Referenzen und einen Doktortitel vorweisen können. Zudem würden Fachkräfte in der Kirche seit Jahren händeringend gesucht. Von 2006 bis zur Pensionierung hätte Hochschild somit knapp 1,8 Millionen Franken verdient. Daneben verlangt er 279'000 Franken für die zweite Säule.

Der Fall ist beim Obwaldner Kantonsgericht hängig. Die Abtei Muri-Gries äussert sich nicht zu den Vorwürfen. «Wir pflegen zu laufenden Verfahren keine weitergehenden Medienauskünfte zu erteilen», teilt Frater Paul Schneider gegenüber «CH Media» mit. (tva)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?