«E-Bike-Fahrer werden manchmal hässig»
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Antu Nebel fährt E-Roller:«E-Bike-Fahrer werden manchmal hässig»

Jetzt packen E-Scooter-Cruiser Antu Nebel und Alberto Jimenez im Blick aus
«Ohne Helm zu fahren, ist ein unbeschreibliches Gefühl!»

Der Bundesrat plant, dem Wildwuchs der elektrischen Roller bald Einhalt zu gebieten. Statt nummernlos und ohne Helm durch Fussgängerzonen zu düsen, sollen die Roller bald reguliert werden. Flitzer-Besitzer Antu Nebel (32) ist masslos enttäuscht.
Publiziert: 11.08.2023 um 17:31 Uhr
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Aktualisiert: 11.08.2023 um 22:10 Uhr
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Sandro ZulianReporter News

Für E-Roller-Fans bricht eine Welt zusammen. Am Freitag wurde bekannt, dass der Bundesrat plant, die beliebten E-Roller zu regulieren. Wahrscheinlich gehören die Bilder der helmlosen Easy-Riders, die mit maximal 25 Kilometer pro Stunde durch die Innenstadt fahren, bald der Vergangenheit an. Stattdessen müssen auch sie wohl bald Helm tragen und eine Nummer montieren.

«Ich finde das so schade», sagt Antu Nebel (32). Der Barkeeper und Securitas ist Enthusiast der leisen Flitzer – er lebt für das Feeling auf seinem «RidElec Ghost Biker». Neupreis: 4500 Franken. Seinen «Hobel» kaufte er für 1500 Franken Occasion. Blick trifft ihn und seinen Rider-Kollegen Alberto Jimenez (38) auf der Zürcher Hardturm-Brache, wo sie ihre Gefährte zur Schau stellen. Auch Jimenez, der als Koch arbeitet, ist Feuer und Flamme für sein «Baby», wie er seinen Scooter liebevoll nennt. «Sie heisst Chichi», erzählt er lachend. Er liebt seine Freiheit auf dem «Next NX1». Neupreis: 3800.- Franken. «Ich kann jederzeit überall hinfahren und mich frei bewegen.»

«Zu wenig Cash, oder was?»

Schneller wolle er gar nicht fahren, sagt Nebel, der einen kleinen Sohn hat. Auch aus Sicherheitsgründen: «Man sitzt tief, der Lenker hoch. Schneller ist gar nicht nötig, denn es macht so viel Spass. Zudem schauen dich alle an, wenn du vorbeifährst!» Für ihn ist das Fahren ohne Helm und durch Fussgängerzonen ein unbeschreibliches Gefühl. Umso tiefer sitzt die Enttäuschung: «Mir wird ein Stück Freiheit genommen!» Jimenez doppelt nach und wirkt nahezu verliebt: «Chichi ist für mich wie ein Kind. Sie gehört zu mir.»

Antu Nebel (32) kann nicht verstehen, warum sein geliebter E-Roller nun eine Nummer und er selbst einen Helm braucht.
Foto: Thomas Meier
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Dass die Flitzer bald genau so reguliert sein werden, wie Mofas oder ernstzunehmende Motorräder, ärgert Nebel: «Ich finde es nervig, dass ich bald auch einen Helm tragen soll. Ich habe gern den Wind in den Haaren. Velofahrer dürfen herumfahren, wie sie wollen! Da ist die Geschwindigkeit egal.» Nebel vermutet, dass man damit einfach wieder Geld machen will. «Habt ihr denn noch zu wenig Cash, oder was?»

Bundesrat soll vor Entscheidung «durch die City düsen»

Die Beliebtheit der E-Roller werden die Pläne des Bundesrats auf jeden Fall nicht stoppen können. Dessen ist sich Nebel sicher. «Ob mit Helm und Nummer oder ohne: es kommen noch mehr davon», sagt er bedeutungsvoll. Dass der Bundesrat umzustimmen sei, glaubt er nicht. Trotzdem startet er einen Versuch und richtet seine Worte direkt an die Entscheidungsträger der Schweiz: «Sind Sie schon einmal mit so einem Teil gefahren? Düsen Sie mal mit mir durch die City und entscheiden Sie dann.»

Für Jimenez ist derweil klar, dass der Bundesrat mit seinem Einschränkungsbegehren gar nicht weit kommen wird: «Die dürfen das gar nicht. Es ist wie ein Velo.»

Ein elektrischer E-Roller ohne Helm und Nummernschild. Für die beiden Fans sind sie nicht nur cool, sondern auch praktisch. «Ich kann das Ding bei mir zu Hause und auf der Arbeit laden und komme zu jeder Tageszeit gemütlich nach Hause», sagt Nebel. Ein Uber zu nehmen, wäre für ihn, der täglich spät von der Arbeit kommt, unsinnig und viel zu teuer.

Legendenstatus analog der Flugzeug-Raucher?

Trotz des drohenden Freiheitsverlusts will Antu Nebel nicht klein beigeben. Er bleibt seinem «Ghost Biker» treu und hält nüchtern fest: «Dann schraube ich ihn halt auf 40 hoch und hau eine Nummer drauf.» Kosten für die Versicherung und den Helm hin oder her.

Auch seinen Humor hat der passionierte Easy Rider nicht verloren. Er sei zwar sehr traurig über den drohenden Beschluss des Bundesrats, freue sich aber, seinem Sohn erzählen zu können, dass er noch ohne Helm und Nummer durch die Stadt geflitzt ist: «Das durfte ich miterleben. Wie all die, die damals im Flugzeug noch rauchen konnten.»

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