Überreste kommen im leeren Verzasca-See zum Vorschein
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Erstmals seit 56 Jahren:Überreste kommen im leeren Verzasca-See zum Vorschein

Drama an der Staumauer des Verzascatals
Zürcher Rentner (64) versank im Treibsand

Der geleerte Stausee bei Gordola TI lockt Hunderte Neugierige an – jetzt wurde er für einen Zürcher zur gefährlichen Falle. Beim Abstieg geriet der Mann fast knietief in den Schlamm. Er musste von Bergwacht, Polizei und Rega gerettet werden.
Publiziert: 07.01.2022 um 19:31 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2022 um 19:36 Uhr
Myrte Müller

Das Verzascatal lockt nicht nur im Sommer. In diesem Winter zieht es Touristenscharen ins wohl schönste Tal des Tessins. Attraktion: Der Stausee von Vogorno wird zum ersten Mal seit 56 Jahren vollständig geleert. Alte Strassen und Siedlungen werden sichtbar. Da kann so mancher nicht widerstehen und macht sich auf den Weg ins schlammige Becken.

So auch am Donnerstag. Kurz nach zwölf Uhr mittags steigt ein Zürcher Rentner auf den alten Pfaden in die Tiefe. «Er war bereits rund 150 Meter hinabgestiegen, als er von der alten Strasse abwich, um an die Wassergrenze zu gelangen», erzählt Andres Maggini (48), Einsatzleiter der Bergrettung von Locarno. «Dort ist die Erde derart mit Wasser getränkt und schwer, dass sie zum reinsten Treibsand wird».

Rentner versuchte, sich aus dem Schlamm zu befreien

Der Mann versank bis zu den Unterschenkeln im Schlamm. Mit jeder Bewegung drang er nur tiefer in den Schlick ein. Die Schuhe blieben stecken. Gut 45 Minuten lang versuchte er verzweifelt, sich aus der Falle zu befreien. Glücklicherweise stand ein anderer Besucher auf der Staumauer und hielt sein Fernglas auf die Kraterlandschaft des geleerten Sees. Da sah er den Mann winken. Sofort alarmierte er die Polizei.

Nach 56 Jahren Betriebsdauer wird zurzeit die Verzasca-Staumauer saniert. Dafür muss der See geleert werden. Das wiederum zieht Schaulustige an. Der Ausflug in die Kraterlandschaft kann aber auch ins Auge gehen.
Foto: keystone-sda.ch
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Gegen 13 Uhr rückt die Kapo an, begleitet von der Gemeindepolizei. Wenig später steigt auch die Bergrettung, ausgerüstet mit Seilen, ins Seebecken hinab. «Wir waren acht Personen», erklärt Andres Maggini. «Der Boden war enorm rutschig.» Mit vereinten Kräften ziehen sie den Deutschschweizer aus seiner misslichen Lage.

Erschöpft und unterkühlt

Der Mann war am Ende seiner Kräfte und auch schon leicht unterkühlt. «Er hätte den Weg nach oben nicht geschafft. Also riefen wir einen Helikopter der Rega, der ihn dann ins nächste Spital flog», sagt Andres Maggini. Der Mann wurde an eine Winde gehängt, mit dem Helikopter auf den nächsten Landeplatz geflogen und ins Spital gebracht.

Wie schon beim zwar schönen, aber tückischen Verzasca-Fluss im Sommer warnt der Bergretter auch jetzt die Touristen: «Der Abstieg in den geleerten See ist gefährlich. Bleibt auf den Strassen und versucht nicht, ans Restwasser zu gelangen.»


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