Im Garten von Rita (82) und Ernst Rufli (89) steht eine über 15 Meter hohe Thuja. Seit 50 Jahren ziert der Lebensbaum das Einfamilienhaus des Ehepaars in Seon AG.
«Die Thuja ist unser Schmuckstück. Früher sassen wir immer unter dem Baum, wenn Besuch kam. Dort verbrachten wir die schönsten Stunden», sagt Rufli zu Blick.
Jetzt steht fest: Der Baum muss weg. Ein Nachbar hat sich beschwert, dass die Thuja zu hoch sei und zu viel Schatten auf sein Grundstück werfe, wie Tele M1 berichtete. Für Rufli ein Schock: «Ich kann es nicht verstehen. Die Nachbarn wohnen seit 26 Jahren hier und haben jetzt plötzlich ein Problem mit unserem Thujabaum.»
Gericht gibt Kläger recht
Gesetzlich gesehen muss der Baum einen Abstand von fünf Metern zum nächsten Grundstück haben. Zudem darf er nicht höher als sechs Meter sein. Deswegen gibt das Bezirksgericht Lenzburg dem Kläger am Mittwoch recht. Rufli hat ein halbes Jahr Zeit, den alten Lebensbaum fällen zu lassen. Ausserdem muss sie die Gerichtskosten von 3500 Franken übernehmen.
Rufli erlebt nach dem Urteil eine schlaflose Nacht. Neben dem Schock, dass ihr Lebensbaum tatsächlich vor dem Ende steht, liegt ihr noch etwas anderes auf dem Herzen: Sie muss es ihrem Mann im Pflegeheim erzählen. «Ich weiss nicht, ob er das verkraftet», sagt Rufli.
Thuja ist aus Vogelsamen gewachsen
Der Baum ist per Zufall bei den Ruflis gewachsen. Das Ehepaar hielt 16 Jahre lang exotische Vögel im Garten. Der Pflaumenkopfsittich, von Rufli liebevoll «Pflaumenköpfli» genannt, lag ihr besonders am Herzen.
«Er durfte frei im Garten herumfliegen. Die Thuja muss aus einem seiner Futtersamen entstanden sein», ist sie sich sicher. Heute erinnert nur noch eine grüne Schwanzfeder – und eben die mächtige Thuja – an ihr «Pflaumenköpfli».
