Die Kurden-Gang Bahoz erklärt (wieder einmal) ihre Auflösung
In Zukunft wollen die Rocker nur noch Freunde sein

Sie sorgten unter dem Namen Sondame für Polizeieinsätze in Zürich. Und tauchten unter dem Namen Bahoz wieder auf. Im BLICK sprechen die Rocker jetzt über die Gründe für ihre erneute Auflösung. Die Polizei hat Bedenken. Denn Freunde wollen die schweren Jungs trotzdem bleiben.
Publiziert: 25.09.2017 um 10:37 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 16:49 Uhr
Michael Sahli

Sie galten als aggressiv, gewalttätig – und machthungrig. Die Strassengang Bahoz (kurdisch für Sturm) schürte Ende 2016 die Angst vor einem Rockerkrieg in der Schweiz. Der Truppe, die im deutschen Bundesland Baden-Württemberg gegründet wurde, wird eine enge Verbindung zur kurdischen Untergrundorganisation PKK nachgesagt. Und Bahoz haben ein klares Feindbild: die Osmanen Germania – ultranationalistische Erdogan-Anhänger in Rockerkutte, die auch in der Schweiz aktiv sind. 

Diese Mischung aus Weltpolitik und Strassengangs rief das Bundesamt für Polizei (Fedpol) auf den Plan. Es registrierte letztes Jahr «mehrere Vorfälle», warnte vor einem «ernst zu nehmenden Konfliktpotenzial». Seither wurde es ruhig um die Gruppe.

Sie wollen dem Image der Kurden nicht schaden

Nun verkündet die Führungsriege des Schweizer Ablegers von Bahoz die Auflösung – praktisch zeitgleich mit der deutschen Hauptorganisation. «Wir sind uns einig darüber, dass politische Probleme fremder Länder nicht in der Schweiz ausgetragen werden dürfen», heisst es in einer Mitteilung. Und weiter: «Es handelt sich hierbei nicht um ein taktisches Manöver. Die Auflösung wurde aus Überzeugung getroffen.»

Noch unter dem Namen Sondame sorgte die Rockergang im Zürcher Kreis 4 für Aufruhr. Danach gab sie ihre Auflösung bekannt, nur um wenig später unter dem Namen Bahoz wieder aufzutauchen.
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BLICK trifft sich mit den Chefs des Schweizer Teils von Bahoz: Ein kurdischstämmiger Zürcher um die 30 und ein Bär von einem Berner um die 50 erwarten den Reporter in einem Zürcher Café. Rund um die muskulösen Kuttenmänner sitzen Mütter mit ihren Babys. «Wir sind keine Bruderschaft, sondern eine Strassengang», stellen die beiden klar. 

Man wolle verhindern, dass das Image der Kurden durch Gangkonflikte schaden nimmt, meint der Jüngere. «Zudem wurde die Repression der Polizei immer grösser. Wir konnten kaum in Kutte eine Wurst essen, ohne dass es zu einer Polizeikontrolle kam.»

Polizei ist skeptisch

Bleiben Zweifel, wie ernst es den Männern mit der Auflösung tatsächlich ist. Denn: Auch die Vorgängerorganisation Sondame wirbelte mit einem Marsch durch den Zürcher Kreis 4 gehörig Staub auf, sorgte für einen Polizeieinsatz mit Gummischrot – nur um sich kurz darauf aufzulösen. Wenig später tauchte die Truppe dann unter dem Namen Bahoz auf. Deren Chefs meinten zur Frage, ob man nur wieder den Namen wechsle: «Die Kutten verschwinden, aber natürlich bleiben wir Freunde.»

Auch das Fedpol sieht die Ankündigung der Gang kritisch: «Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Gruppierung oder Teile davon unter anderem Namen wieder in Erscheinung treten», heisst es auf Anfrage von BLICK. Man schätze das Gewaltpotenzial der Gruppe und deren Mitglieder nach wie vor als hoch ein. 

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