Die bisherigen Fakten und neue Informationen zu den Rätselmorden von Rupperswil AG
Zwei Monate Angst

Es war ein Montag wie heute, als in Rupperswil AG vier Menschen brutal ermordet wurden. Seither rätselt die ganze Schweiz: Wer sind die irren Killer? BLICK hat die Fakten zusammengetragen. Und neue Recherchen eingeordnet.
Publiziert: 22.02.2016 um 12:58 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 07:28 Uhr
Ralph Donghi

Zwei Monate ist es her, seit Carla Schauer (†48), ihre Söhne Davin (†13) und Dion (†19) sowie dessen Freundin Simona Fäs (†21) in Rupperswil AG getötet wurden. Seit jenem Montag geht im Spitzbirrli-Quartier die Angst um, dass die brutalen Täter zurückkehren. Denn sie laufen weiterhin frei herum. Zurück bleiben die ermittelten Fakten – und neue Informationen, die BLICK recherchiert hat.

Der Tatort

Das Mordhaus bleibt versiegelt. Ermittler kehren regelmässig zurück. Immer dann, wenn neue Erkenntnisse mit dem Tatort verglichen werden müssen. Fassadenspuren zeigen: Das Feuer wurde im oberen Hausteil gelegt. BLICK weiss: Anwohner sahen, dass der Freund von Carla Schauer an jenem 21. Dezember 2015 gegen 7.15 Uhr wegfuhr – und um 8.15 Uhr jemand die Storen im oberen Stock herunterliess. Um 9.30 Uhr holte eine Kollegin den Hund von Carla Schauer für einen Spaziergang ab. Schauer soll die Tür nur einen Spalt weit geöffnet haben. Das Auto, ein schwarzer Audi A3, stand in der Einfahrt.

Das Spitzbirrli-Quartier in Rupperswil AG. Hier geschah die schreckliche Tat.
Foto: Niklaus Waechter
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Die Opfer

Sie wurden mit Klebeband geknebelt, mit Kabelbinder gefesselt, erstochen, mit Brandbeschleuniger übergossen und angezündet. Die Tatwaffe, wohl ein Messer, wurde nicht gefunden. Die Behörden sagen nicht, wo die Leichen lagen. Und sie zeigen keine Bilder der Tatwerkzeuge: Das bleibt Täterwissen. Es wurden im Haus zwar mutmassliche DNA und Fingerabdrücke der Täterschaft gefunden, aber in keiner Datenbank ein Treffer dazu. Fotos wurden nur von Carla Schauer veröffentlicht. Die Opfer ruhen in Rupperswil.

Die Nachbarn

Sie erzählten viel: Ein heller Kleinwagen sei aufgefallen. Oder: «Ich habe im November drei Osteuropäer im Quartier gesehen», so Herbert Baumann (62). Jemand behauptet, dass sich Carla Schauer und ihr Freund eine Woche vor der Tat getrennt hätten. Eine Frau will gehört haben, dass er mit ihr ein Haus bauen wollte und dies seine Ex-Frau ärgerte. Eine weitere Nachbarin sagt, dass der Sohn (19) des Freundes eifersüchtig auf die Stiefkinder gewesen sei. Fakt ist: Einzelne Nachbarn mussten zum DNA-Test. Zudem wurden in Briefkästen Flyer von Firmen verteilt, die Sicherheitsvorkehrungen anbieten. Einige Nachbarn haben tatsächlich aufgerüstet.

Die Angehörigen

Für sie gilt: Stillschweigen. Der Freund (47) von Carla Schauer äusserte sich dennoch im BLICK: «Von einer Trennung waren wir weit entfernt. Es war voller Harmonie zwischen uns.» Er erzählte vom Freitag vor der Tat, als er Carla zum Znacht ausführte. Tags darauf soll er Weihnachtsgeschenke ins Haus getragen haben. Am Tatmorgen soll der Banker an einer Filialleitersitzung gewesen sein. Sein Sohn hatte an der Beerdigung der Getöteten Polizeischutz.

Die Pressekonferenz

Polizei und Staatsanwaltschaft gaben sich bis letzten Donnerstag bedeckt. An der Pressekonferenz wirkten die Referenten teils nervös. Der leitende Oberstaatsanwalt versprach sich bei der Belohnung von 100'000 Franken. Es kam heraus: Carla Schauer hob vor ihrem Tod bei zwei Banken 1000 Euro und 9850 Franken ab. Es gab 250 Hinweise. 110 Personen wurden befragt. 40 Ermittler bilden die Soko. Sechs Dashcams und fünf Terabyte-Videodaten werden nun ausgewertet.

Das Motiv

Laut Ermittlern ist noch kein konkretes Motiv ersichtlich. Experten haben hingegen verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt. Es könnte ein Beziehungsdelikt (Eifersucht oder Rache) gewesen sein. Denn kaum jemand tötet für etwas mehr als 10'000 Franken vier Menschen. Zudem ist bei Tötungsdelikten meist der Partner oder Ex der Täter. Und ein Messer als Tatwaffe deutet nicht auf Profis hin. Aber: Kabelbinder, Klebeband und Brandbeschleuniger sind kaum im Haushalt vorhanden. Indizien, die eher auf einen Auftragsmord hindeuten. Oder es ging um ein Verkaufsgeschäft (etwa ein Auto), das missglückte, ausartete. Auch möglich: Schulden eines Opfers.

Die Täterschaft

Experten sehen mehrere Möglichkeiten. Einen Auftragsmord könnte jemand aus dem Umfeld der Familie angeordnet haben. Durchgeführt von unerfahrenen Leuten, die die Opfer kannten. Darum das Anzünden nach der Tat. Es könnten auch Profis gewesen sein. Nur: Für eine Erpressung wäre wohl auch der Freund (ein Banker) miteinbezogen und mehr Geld verlangt worden. Das hätte Carla Schauer laut BLICK-Informationen bei der zweiten Bank auch beziehen können. Ihre Limite war höher.

Die Verdächtigen

In der ersten Phase sind immer die engsten Angehörigen im Visier. BLICK weiss: Dies war auch in diesem Fall so. Ob weiterhin, ist unklar. Aber: Dass mutmassliche Täter-DNA im Haus gefunden wurde, heisst nicht, dass die Täter nicht trotzdem aus dem Umfeld der Getöteten stammen könnten. Auch Freunde mussten zu einem DNA-Test. Offenbar sind noch Resultate offen.

Die Hoffnung

Die Polizei hat wegen der Belohnung weitere Hinweise erhalten. Auch die TV-Sendung «Aktenzeichen XY ... ungelöst» soll helfen. Falls die Killer nicht vorher gefasst werden.

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