Deutschschweizer haben irre Pläne
Ascona soll Saint-Tropez werden

Betuchte Investoren wollen das Künstlerdorf zum neuen Jetset-Treff aufpolieren.
Publiziert: 30.09.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:15 Uhr
Myrte Müller

Einmal im Jahr dürfen die Luxusschlitten über die Piazza rollen. 100 PS starke Motoren heulen am Sportcars Day in Asconas Fussgängerzone auf. Geschätzter Wert auf vier Rädern an diesem Tag: 20 Millionen Franken.

Seit 2008 organisiert Jo Vonlanthen (73) das Treffen der Exoten im Tessin. Er ist zufrieden. «Immer mehr wollen mitmachen», sagt der ehemalige Schweizer Formel-1-Pilot.

Für den Wahltessiner steht fest: Die Reichen kehren an den Lago Maggiore zurück. «Sie verlassen Frankreich und Italien, fühlen sich im Tessin sicherer. Wohl auch wegen der Terrorgefahr anderswo», sagt Vonlanthen.

Das Lido von Ascona soll für den internationalen Jetset aufpoliert werden.
Foto: Ivo Scholz
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Luca Albrecht (64) ist Präsident der neu gegründeten Handelskammer Ascona. «Die Mitglieder sind vermögend. Es zählen sogar zwei namhafte Milliardäre dazu», sagt der Zürcher Vermögensverwalter. Er will Investoren nach Ascona locken und den Ort wieder zu dem machen, was er vor Jahrzehnten einmal war: Ein glamouröser Treffpunkt des internationalen Jetsets.

Drei grosse Projekte

«Wir haben drei grosse Projekte», sagt Luca Albrecht, «einen Yachthafen für Schiffe bis zu 15 Metern Länge. Eine Seebühne, auf der auch Moon&Stars-Künstler auftreten könnten. Und ein Kongress­zentrum auf dem alten Flugplatz.» Doch die Gemeinde wolle nicht so recht mitziehen, klagt Albrecht. Dort sässen Politiker. Sie wollten gewählt werden. Und ihre Wähler seien nicht die Touristen.

Stefan Breuer (59) begann 2006, sein kleines Imperium in Ascona aufzubauen. «Am Anfang hatte ich viel Gegenwind», sagt der Grossgastronom. Heute ist der Deutsche mit vier schicken Restaurants, einer Lounge, einem Club und einem Hotel der ungekrönte König der Piazza. «Als ich hierherkam, hing der Ort am touristischen Tropf», erzählt Breuer. Jetzt gebe es neuen Schwung.

Hans Hofmann (64) und Olivier Timonin (54) haben keine Sportwagen am Start. Bloss Zaungäste sind sie in Ascona dennoch nicht. Hofmann übernahm 2015 die legendäre Rondine. Das geschichtsträchtige Antiquariat ist neue Heimat
eines erlesenen Vereins mit betuchten Gönnern. «Wir organisieren exklusive Events, Kunstausstellungen und Lesungen», sagt der erfolgreiche Zürcher Headhunter, «Ascona muss wieder ein Künstlerdorf werden.»

In Küsnacht ZH gilt die Boutique Coast als Modetempel der Zürcher Schickeria. Stars wie Tina Turner, Patricia Kaas oder TV-Frau Katja Stauber shoppen dort. Jetzt gibt es die Nobelboutique auch am Lago Maggiore. «Ascona könnte das St-Tropez der Schweiz werden», ist Besitzer Olivier Timonin überzeugt. «Ich will meine prominente ­Klientel ins Tessin locken.»

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