Deutscher Schauspiel-Star wirbt für Schweizer Sterbehilfe

Sky du Mont ist die neue Stimme von Exit

Gymnasium oder Berufslehre? Stadt oder Land? Kapital oder Rente? Über unser ganzes Leben bestimmen wir selbst, sagt eine angenehme Radio-Stimme in perfektem Bühnendeutsch. Warum das nicht auch am Ende?, fragt der Mann: Es ist der Schauspieler Sky du Mont, der die neue Kampagne der Sterbehilfeorganisation Exit spricht. Neuerdings ist er Mitglied des Patronatskomitees – der einzige Deutsche in diesem Gremium.

Herr du Mont, Sie gehören dem Patronatskomitee von Exit an. Weshalb sind Sie dabei?
Sky du Mont: Weil es um ein Anliegen der Menschheit geht. Ich finde, jeder soll selbst über sein Leben entscheiden dürfen. Es gibt Situationen, in denen man nicht mehr leben möchte. Man ist in einem gewissen Alter, hat mehrere Gebrechen, der Ehepartner ist gestorben: Dramen eben, die das Leben erschweren. Warum schreibt einem der Staat vor, wann man sterben darf?

Man darf also Sterbehilfe in Anspruch nehmen, wenn man alt und traurig ist?
Wenn man betagt ist, an mehreren Beschwerden leidet und ein Arzt dies bestätigt, dann bekommt man das Medikament.

Man muss in der Schweiz wohnen, um mit Exit aus dem Leben zu scheiden. Sie aber leben in Hamburg. Warum setzen Sie sich trotzdem dafür ein?
Ich bin grosser Fan der Schweiz, ich schätze die Liberalität im Umgang mit Sterbehilfe. Der deutsche Staat verbietet diesen Weg. Das ist untragbar.

Ist es nicht seltsam, Werbung für den Tod zu machen?
Finde ich nicht. Der Tod ist nur in unserer westlichen Ideologie etwas Erschreckendes. Doch der Tod ist ein Bestandteil des Lebens. Wer nicht darüber nachdenkt, macht sich etwas vor.

Warum ist der Tod nach wie vor ein Tabu?
Vielleicht hat es damit zu tun, dass wir nicht mehr so gläubig sind. Früher dachte man, man sei danach im Himmel. Ich bin nicht gläubig. Der Tod ist für mich das Ende.

Sie scheinen einen ziemlich abgeklärten Umgang mit dem Tod zu haben.
Ich mache mir Gedanken und bereite mich vor. Ich habe bereits mit 50 mein Testament geschrieben. Ich will nicht sterben, aber ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich bin kein junger Mann mehr. Ich geniesse das Leben, weil ich gesund bin. Aber wenn ich krank werde, nur noch Schmerzen habe, auf andere Menschen angewiesen bin, die mich waschen etcetera, möchte ich nicht mehr leben. Ich habe das schon miterlebt.

Bei wem?
Meine Mutter ist letztes Jahr mit 97 Jahren im Krankenhaus verstorben. Das war eine Erlösung für sie. Sie litt brutal und war so müde. So ein Leben ist nur noch entwürdigend.

Ihre Schulzeit haben Sie in der Schweiz verbracht, in St. Gallen und auf dem Zugerberg. Bereuen Sie, dass Sie nie den Schweizer Pass beantragt haben?
Ja. Die Schweiz ist ein Land, indem alles funktioniert. Die Schweiz ist liberal und modern, das sieht man ja bei der Sterbehilfe. Die Deutschen denken ja, die Schweizer sind so konservativ, dass man da überhaupt nicht sterben darf (lacht).

Im Gegenteil, in die Schweiz kommt man zum Sterben. Man spricht sogar vom «Sterbetourismus».
Was für ein schreckliches Wort – es gibt doch keine andere Lösung, das ist der einzige Weg! Gunter Sachs wollte nicht mehr leben, weil er an Alzheimer erkrankt war. Er brachte sich um, indem er sich in den Kopf geschossen hat. Ist das die bessere Lösung?