Junge schmettern das CO2-Gesetz ab
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Das sind ihre Gründe:Junge schmetterten CO2-Gesetz ab

Das sind ihre Gründe
Junge schmettern das CO2-Gesetz ab

Viele junge Schweizerinnen und Schweizer haben laut einer Befragung die Klimavorlage abgelehnt. Wir fragten nach den Gründen für ihr Nein.
Publiziert: 20.06.2021 um 00:19 Uhr
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Aktualisiert: 21.06.2021 um 11:46 Uhr
Dana Liechti

Die Jungen haben das CO2-Gesetz besonders deutlich abgeschmettert. Zu diesem Schluss kommt eine Nachwahlbefragung von Tamedia mit rund 16'000 Teilnehmenden. Demnach sagten die 18- bis 34-Jährigen mit 58 Prozent am deutlichsten Nein. Wie kommt das?

Einerseits vergesse man oft, dass das Klima nicht das einzige Problem sei, mit dem sich junge Menschen konfrontiert sehen, sagt Cloé Jans, Politologin vom Forschungsinstitut GFS Bern. «Gerade die unter 30-Jährigen sind in relativ unsicheren Zeiten gross geworden und machen sich auch Sorgen um die Altersvorsorge, die ökonomische Sicherheit oder den eigenen Lebensstandard.»

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Junge Schweizerinnen und Schweizer wie Lorena Blanco (23) haben das CO2-Gesetz besonders deutlich abgeschmettert.
Foto: STEFAN BOHRER
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«Benzin ist schon genug teuer»

Frühere Studien der Uni Zürich zeigen: Gerade 18- bis 29-Jährige wünschen sich eine griffigere Klimapolitik. Dass die Jungen weniger klimaaffin sind als angenommen, glaubt Cloé Jans darum nicht. «Die meisten unterstützen die Klimabewegung.» Nur: Sobald es um Einschränkungen oder konkrete Lösungen gehe, die das eigene Portemonnaie betreffen, bröckele diese Koalition.

Eine nicht repräsentative Umfrage von SonntagsBlick bei Deutschschweizer Jugendlichen illustriert diese Aussage. Da ist etwa Marco Joren (18), Elektroinstallateur-Lehrling aus dem Bündner Prättigau. Er sagt: «Für mich waren die zwölf Rappen mehr pro Liter Benzin ausschlaggebend für das Nein zum CO2-Gesetz.» Joren hat die Rechnung gemacht: «Mit dem neuen Gesetz hätte ich pro Tank zehn bis 15 Franken mehr bezahlt – das summiert sich. Zudem finde ich, dass das Benzin schon genug teuer ist.» Er wohne in den Bergen, wo die ÖV-Verbindungen nicht gut seien und man auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen sei. Zugleich betont Marco Joren: «Natürlich finde ich es wichtig, dass die Luft gut ist. Aber dann sollten nicht wir hier in Europa anfangen, sondern zum Beispiel China.»

So kam es zum Nein für das CO2-Gesetz
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Der Morgen auf Blick TV:So kam es zum Nein für das CO2-Gesetz

Junge könnten ihre Jobs verlieren

Ähnlich argumentiert Joel Wirz (21): «Die Schweiz ist sowieso schon sauber. Zuerst sollten anderswo strengere Richtlinien eingeführt werden. Etwa im Bereich der grossen Tanker auf dem Meer.» Als Automobilfachmann machte sich Wirz auch Sorgen um seine berufliche Zukunft: «Ich habe gegen das CO2-Gesetz gestimmt, weil damit Elektrofahrzeuge gefördert würden und sich das drastisch auf meinen Beruf auswirken würde. Im schlimmsten Fall könnte ich meinen Job verlieren – weil man bei Elektroautos keinen Service wie den Ölwechsel mehr machen muss.»

Inwiefern die Jungen am letzten Sonntag tatsächlich matchentscheidend waren, geht aus der Tamedia-Umfrage nicht hervor. Die Wahlbeteiligung der Jungen wird darin nicht genau analysiert. Politologin Cloé Jans sagt: «Vielleicht sind sie gar nicht so stark an die Urne gegangen, als dass sie als relevante Kraft hätten wirken können.»

Milan Holler (24)

«Ich bin überzeugt, dass die freie Marktwirtschaft bessere und kostengünstigere Lösungen gegen den Klimawandel parat hat als ein staatliches Gesetz. Ich fahre zum Beispiel einen Tesla – weil ich einerseits nicht die Umwelt verpesten will, aber auch wegen der Kosten. Mit dem Tesla habe ich keine Wartungskosten und muss nicht in den Service. Der Markt entwickelt sich also sowieso schon in die richtige Richtung. Alle vier Jahre halbieren sich die Kosten von Akkus, die E-Mobilität wird effizienter. Es wird zwangsläufig weniger Diesler und Benziner geben – da musst du als Staat nicht jene bestrafen, die noch welche fahren. Zudem war für mich der Klimafonds eine Blackbox: Es war nicht so richtig klar, wo das Geld aus den vielen Abgaben dann am Ende genau hinfliesst. Gerade für uns Junge wäre ein Ja aber auch einfach unfair gewesen. Wir haben sowieso generell weniger Vermögen, höhere Kosten treffen uns also stärker. Warum sollten wir bestraft werden dafür, dass man es bisher nicht zustande gebracht hat, saubere Lösungen für die Umwelt zu finden?»

Milan Holler (24), Elektroinstallateur, Zürich
Thomas Meier

«Ich bin überzeugt, dass die freie Marktwirtschaft bessere und kostengünstigere Lösungen gegen den Klimawandel parat hat als ein staatliches Gesetz. Ich fahre zum Beispiel einen Tesla – weil ich einerseits nicht die Umwelt verpesten will, aber auch wegen der Kosten. Mit dem Tesla habe ich keine Wartungskosten und muss nicht in den Service. Der Markt entwickelt sich also sowieso schon in die richtige Richtung. Alle vier Jahre halbieren sich die Kosten von Akkus, die E-Mobilität wird effizienter. Es wird zwangsläufig weniger Diesler und Benziner geben – da musst du als Staat nicht jene bestrafen, die noch welche fahren. Zudem war für mich der Klimafonds eine Blackbox: Es war nicht so richtig klar, wo das Geld aus den vielen Abgaben dann am Ende genau hinfliesst. Gerade für uns Junge wäre ein Ja aber auch einfach unfair gewesen. Wir haben sowieso generell weniger Vermögen, höhere Kosten treffen uns also stärker. Warum sollten wir bestraft werden dafür, dass man es bisher nicht zustande gebracht hat, saubere Lösungen für die Umwelt zu finden?»

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Lorena Blanco (23)

«Ich habe Wurzeln in Bolivien. Mit den Flugticketabgaben hätten wir als vierköpfige Familie noch höhere Kosten tragen müssen, um unsere Verwandtschaft dort zu besuchen, als sonst schon. 120 Franken mehr pro Ticket – mal vier. Das können sich nicht viele Leute leisten, vor allem nicht jene, die wenig verdienen. Es kann nicht sein, dass deswegen Kinder ihre Familie im Ausland nicht mehr sehen können. Das System der Rückvergütungen hat mich nicht überzeugt. Man hat ja lesen können, dass diese Vermischung von Klima- und Sozialpolitik zu einer riesigen Bürokratie führt. Zudem: Wenn man etwas für das Klima machen möchte, dann nicht auf Kosten der Bürger und junger, reisefreudiger Leute, die nicht viel verdienen. Man sollte stattdessen die Erforschung neuer Technologien vorantreiben. Nur weil ich Nein gestimmt habe, bin ich nicht gegen Klimaschutz. Ich trage meinen Teil dazu bei, indem ich zum Beispiel beim Lebensmitteleinkauf auf Saisonalität und Regionalität achte.»

Lorena Blanco (23), Sachbearbeiterin in einem Treuhandbüro, Basel
Stefan Bohrer

«Ich habe Wurzeln in Bolivien. Mit den Flugticketabgaben hätten wir als vierköpfige Familie noch höhere Kosten tragen müssen, um unsere Verwandtschaft dort zu besuchen, als sonst schon. 120 Franken mehr pro Ticket – mal vier. Das können sich nicht viele Leute leisten, vor allem nicht jene, die wenig verdienen. Es kann nicht sein, dass deswegen Kinder ihre Familie im Ausland nicht mehr sehen können. Das System der Rückvergütungen hat mich nicht überzeugt. Man hat ja lesen können, dass diese Vermischung von Klima- und Sozialpolitik zu einer riesigen Bürokratie führt. Zudem: Wenn man etwas für das Klima machen möchte, dann nicht auf Kosten der Bürger und junger, reisefreudiger Leute, die nicht viel verdienen. Man sollte stattdessen die Erforschung neuer Technologien vorantreiben. Nur weil ich Nein gestimmt habe, bin ich nicht gegen Klimaschutz. Ich trage meinen Teil dazu bei, indem ich zum Beispiel beim Lebensmitteleinkauf auf Saisonalität und Regionalität achte.»

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Gianluca Soriano (21)

«Ich habe das Co2-Gesetz abgelehnt, weil ich nicht bereit bin, mehr für Benzin und Diesel zu zahlen. Ich wohne auf dem Land und bin auf Auto und Töff angewiesen. Es ist auch unsere Leidenschaft – meine Familie hat elf Töffs und sechs Autos. Unter dem Gesetz hätte also ein Familienhobby gelitten. Auch mit Freunden treffe ich mich mit den Autos oder wir machen Töfftouren. Wir leben dafür. Deswegen wird man aber schikaniert – das Benzin wird immer teurer, der ÖV günstiger und fürs Velofahren wird man schon fast belohnt. Die Politik will Schritt für Schritt alles retour fahren. Ich glaube, das Gesetz wäre nur der Anfang gewesen. Die Grünen planen eh nur Seich. Zum Beispiel ein autofreies Zürich. Wer kommt auf so eine Idee? Wie sollen Handwerker und Bauarbeiter noch in die Stadt fahren, um ihre Arbeit zu erledigen? Das macht mich extrem hässig. Klar mache ich mir auch Gedanken um die Klimaerwärmung. Aber zuerst sollen die grossen Länder wie China und Russland etwas machen.»

Gianluca Soriano (21), Baumaschinenführer, Aeugst am Albis ZH
Thomas Meier

«Ich habe das Co2-Gesetz abgelehnt, weil ich nicht bereit bin, mehr für Benzin und Diesel zu zahlen. Ich wohne auf dem Land und bin auf Auto und Töff angewiesen. Es ist auch unsere Leidenschaft – meine Familie hat elf Töffs und sechs Autos. Unter dem Gesetz hätte also ein Familienhobby gelitten. Auch mit Freunden treffe ich mich mit den Autos oder wir machen Töfftouren. Wir leben dafür. Deswegen wird man aber schikaniert – das Benzin wird immer teurer, der ÖV günstiger und fürs Velofahren wird man schon fast belohnt. Die Politik will Schritt für Schritt alles retour fahren. Ich glaube, das Gesetz wäre nur der Anfang gewesen. Die Grünen planen eh nur Seich. Zum Beispiel ein autofreies Zürich. Wer kommt auf so eine Idee? Wie sollen Handwerker und Bauarbeiter noch in die Stadt fahren, um ihre Arbeit zu erledigen? Das macht mich extrem hässig. Klar mache ich mir auch Gedanken um die Klimaerwärmung. Aber zuerst sollen die grossen Länder wie China und Russland etwas machen.»

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