Daniel Koch und die Fussball-EM
Feiern, bis der Arzt kommt

Tausende Fans haben sich bereits in und um Stadien mit dem Coronavirus angesteckt. Auch weil der Fussballverband auf medizinische Berater setzt, die das Pandemiegeschehen bis heute unterschätzen. So wie Daniel Koch, meint SonntagsBlick-Reporter Sven Zaugg.
Publiziert: 04.07.2021 um 07:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2021 um 18:30 Uhr
Sven Zaugg

Bilder von grölenden Fans ohne Maske und Abstand, die uns aus den europäischen Fussballstadien erreichen, wirken in Zeiten der Pandemie mehr als befremdlich – aus epidemiologischer Sicht sogar wahnsinnig: Uefa und lokale Behörden nehmen offenbar Tote in Kauf.

Tausende Fans haben sich bereits in und um Stadien mit dem Coronavirus angesteckt. Die Verfolgung der Infektionsketten ist schwierig bis unmöglich. Die Weltgesundheitsorganisation sieht das Gedränge bei der Fussball-EM als Grund für den Wiederanstieg der Corona-Zahlen in Europa. Das hält die britische Regierung nicht davon ab, bei Halbfinalspielen und zum Finale im Londoner Wembley-Stadion jeweils mehr als 60 000 Zuschauer zuzulassen – in Absprache mit der Uefa.

Verwundern darf das niemanden. Auch weil der Fussballverband auf medizinische Berater setzt, die das Pandemiegeschehen bis heute unterschätzen.

«Bilder von grölenden Fans ohne Maske und Abstand, die uns aus den europäischen Fussballstadien erreichen, wirken in Zeiten der Pandemie mehr als befremdlich – aus epidemiolo­gischer Sicht sogar wahnsinnig», meint SonntagsBlick-Reporter Sven Zaugg.
Foto: Thomas Meier

So wie Daniel Koch. Der Ex-BAG-Mann amtet als Pandemieberater für die Uefa. Und sagt: «Die Stadien teilweise zu füllen, ist eine sichere Sache.» Wie die Infektionsraten zeigen, liegt der einstige «Mister Corona» erneut falsch. Nachdem der Arzt aus Biel bereits den Nutzen von Masken bestritten und Lockdowns als untaugliches Mittel kritisiert hat, ist dies nur seine neuste Fehleinschätzung.

Für die Uefa ist Koch der perfekte Einflüsterer. Er will – wie der Verband – volle Stadien und den Spass am Sport keinesfalls durch rigide Corona-Massnahmen trüben:
Lieber feiern, bis der Arzt kommt.

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