Das Ausland ist entsetzt über Schweizer Ski-Sonderweg
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Berset zum Ski-Streit:Das Ausland ist entsetzt über Schweizer Ski-Sonderweg

Corona-Massnahmen in der Kritik
Das Ausland ist entsetzt über Schweizer Ski-Sonderweg

Wie geht es weiter mit den Schweizer Skigebieten? Alain Berset will am heutigen Freitag informieren. Unterdessen wird die Kritik aus dem Ausland zunehmend lauter. Nicht nur von Politikern, sondern auch von Medien.
Publiziert: 04.12.2020 um 14:13 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2021 um 21:30 Uhr

Die Schweizer Skigebiete bleiben vorerst offen. Gesundheitsminister Alain Berset will allerdings die Massnahmen verschärfen.

Unterdessen stürmen Sportfans und Ausflügler die Pisten. Ein Video aus Davos zeigt eine rappelvolle Gondel. Die Menschen tragen allerdings Masken und erfüllen damit das geltende Schutzkonzept. Trotzdem bereiten solche Bilder vielen Einheimischen Sorgen. «Tja, darum gehört es einfach verboten», schreibt einer. «Und dann wundern, wenn dichtgemacht wird», ein anderer. Oder: «Die nächsten Superspreader».

Und auch im Wallis war der Ansturm in den vergangenen Tagen gross. Aufnahmen aus Zermatt zeigten zusammengepferchte Sportler, die auf die erste Gondel warteten.

In der Schweiz ist das Skifahren noch erlaubt.
Foto: keystone-sda.ch
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Rückkehrern droht Quarantäne

Unsere Nachbarn – die ihre Skisaison verschieben – haben ebenfalls wenig Verständnis für den Schweizer Weg. Frankreich will Rückkehrer aus der Schweiz für eine Woche in die Qurantäne schicken und an der Grenze stichprobenartige Kontrollen durchführen.

Aus Italien heisst es: «Die Entscheidung der Schweiz, die Skigebiete offen zu halten, ist enttäuschend.» Das sagte der Gesundheitsrat-Präsident Franco Locatelli am Montag.

«Verzichten Sie auf Skiurlaub in der Schweiz!», warnte auch das deutsche Bundesland Bayern. Rückkehrer aus der Schweiz müssen auch dort für zehn Tage in die Quarantäne.

Medien kritisieren die Schweiz

Nicht nur bei Politikern kommt die Entscheidung des Bundesrats nicht gut an, auch die ausländischen Medien üben Kritik, schreibt der «Tages-Anzeiger».

In den italienischen Berichten wird der Sonderweg als «eigensinnig», «egoistisch» oder «fahrlässig» beschrieben. «La Repubblica»-Reporter, die aus Mailand (damals rote Zone) einreisten, seien bei der Hinreise durchgewunken und bei der Rückreise gar nicht kontrolliert worden.

Journalisten vom «Corriere della Sera» machten sich im Engadin ihr eigenes Bild. Ihnen fielen vor allem Rabatte auf Skipässe und Ausrüstung auf. «Das ist nicht nur eine explizite Botschaft: ‹Kommt und greift zu!› Es ist viel mehr», lautete das Fazit.

Die deutsche «FAZ» titelte Ende November: «Wie der Schweizer Sonderweg zum Debakel wird». Die Schweiz wurde gar mit Trump verglichen, wobei der US-Präsident besser abgeschnitten hatte. Der Berliner «Tagesspiegel» spricht vom «zweiten Schweden» und bezeichnet die Ski-Strategie als «hoch ansteckend sorglos».

Wie es hierzulande weiter geht, soll sich am heutigen Freitag entscheiden. Berset will über das Corona-Feststagspaket und allfällige Vorgaben für die Skigebiete informieren. (man)

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