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Corona-Krise
Darf ich mit meinem Haustier jetzt noch kuscheln?

Hygiene und Haustiere – das war schon vor dem neuen Coronavirus kein einfaches Kapitel. Was raten erfahrene Tierärzte nun in Corona-Zeiten?
Publiziert: 03.04.2020 um 08:29 Uhr
|
Aktualisiert: 06.05.2020 um 11:15 Uhr

Die Sorge um geliebte Haustiere ist während der Coronavirus-Pandemie doppelt verständlich, meint Tierarzt Achim Gruber, Chef der Tierpathologie an der Freien Universität Berlin. «Weil es um die Gesundheit der Tiere selbst geht. Und weil das Tier im Verdacht steht, Menschen zu infizieren.»

Was wissen wir bisher über die Rolle von Haustieren in der Corona-Krise?

Es gab in der chinesischen Stadt Wuhan unglaublich viel Haustierleid – aber das hatte alles nichts mit Infektionen durch das neue Coronavirus zu tun. Rund 50'000 Hunde sollen zeitweise herrenlos umhergelaufen sein, weil ihre Besitzer im Krankenhaus waren oder sich sonst nicht mehr um sie kümmerten. Viele sind womöglich verhungert. Haustiere sind vor lauter Stress auch aus den Fenstern von Hochhäusern geworfen worden.

Können Haustiere am neuen Virus erkranken?

Für Hunde können wir das bisher weitestgehend ausschliessen. Für Katzen ist die Lage momentan etwas unklarer.
Es gäbe eine erste, aber schwache Studie, die eine Rolle bei der Übertragung nicht komplett ausschliessen lässt. «Aber das heisst noch lange nicht, dass Katzen erkranken - oder gar Menschen infizieren könnten», so der Experte. Und Tests? «Die sollten im Moment für Menschen eingesetzt werden», betont Gruber.

Die erste Unruhe begann, als am vergangenen Wochenende bei einer Katze im belgischen Lüttich das Coronavirus nachgewiesen wurde. Ihr Halter war nach einer Italienreise nachweislich mit dem Sars-CoV-2-Virus infiziert. Auch die Katze bekam laut dem Bericht der Behörden Durchfall und leichte Atemnot - und das neue Virus wurde auch bei ihr in Magenflüssigkeit und Kot nachgewiesen.

Obwohl es der Mieze schnell besser ging, veröffentlichten die belgischen Behörden seitenlange Verhaltensregeln für Haustierhalter wie: mehr Abstand zum Tier, besser nicht raus lassen - aber bitte nicht das Fell mit Desinfektionsmitteln abschrubben!

Können Haustiere an Corona erkranken?
Foto: AFP
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Achim Gruber geht das alles zu weit. «Ich sehe diesen Fall in Lüttich extrem kritisch. Das ist sehr spekulativ», urteilt er. «Ich bin nicht überzeugt davon, dass die Katze in Belgien an dieser menschlichen Coronavirus-Infektion erkrankt ist.» Denn es gebe lediglich einen Nachweis des genetischen Materials des Virus im Kot und in einer Magenprobe der Katze. «Ohne jeglichen Beweis, dass dieser Erreger an den klinischen Symptomen dieses Tiers ursächlich beteiligt war», ergänzt er.

Darf ich mit meinem Haustier jetzt noch kuscheln?

Wenn ein Tier gut geschützt ist, also regelmässig entwurmt und durchgeimpft, birgt Nähe aus medizinischer Sicht auch jetzt überhaupt kein grosses Risiko – kuscheln ist erlaubt. Vorsichtig sollten jedoch wie sonst auch Menschen mit einer schweren Immunschwäche sein. Sie sollten grundsätzlich mehr Abstand zu Tieren halten.

Gibt es beim Thema Hygiene und Tiere Defizite – unabhängig von Corona?

In jedem Fall. Ich denke da an exotische Tiere in Kinderzimmern. Reptilien treiben manchen Kinderärzten bei mangelnder Hygiene die Schweissperlen auf die Stirn, zum Beispiel durch Salmonelleninfektionen. Da reinigen die Eltern erst das Terrarium ihrer Echse und streicheln oder füttern dann das Baby, ohne sich vorher die Hände zu waschen. Das kann tödlich enden - für das Baby.

Und es gibt viele andere Erreger, die für Hund und Katze und Mensch deutlich gefährlicher sind als das neue Virus. Bei Katzen ist es zum Beispiel Toxoplasmose, das kann übel ausgehen für immungeschwächte Menschen und auch für ungeborene Kinder durch Infektionen von Schwangeren. Beim Hund gibt es eine ganze Reihe von schlimmen Parasiteninfektionen wie Fuchsbandwurm, orientalischer Augenwurm und neuer Zungen- oder Nasenwurm. Am Fuchsbandwurm können Hunde sterben. Und Menschen, auf die dieser Parasit übertragen wird, können daran auch sterben. (SDA)

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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    Coronaviren sind eine Virenfamilie. Diese können sowohl Tiere als auch Menschen befallen und unterschiedliche Symptome auslösen. Corona (dt. Krone) bezieht sich auf ihre kronenartigen Fortsätze.

  • Sars-Cov-2:
    Im Januar 2020 wurde in der chinesischen Stadt Wuhan ein neues Coronavirus identifiziert. Sars-Cov steht für Severe acute respiratory syndrome coronavirus (dt. schweres akutes Atemwegssyndrom-Coronavirus). Da es zur gleichen Art wie das Coronavirus in der Sars-Epidemie in den Jahren 2002 und 2003 gehört, erhielt es die Nummer 2.

  • Covid-19:
    Das Sars-Cov-2 löst in bestimmten Fällen eine Atemwegserkrankung aus. Diese wird als Covid-19 bezeichnet, also Coronavirus disease (dt. Coronavirus-Krankheit). Die Zahl 19 bezieht sich auf das Jahr 2019, indem die Krankheit zum ersten Mal diagnostiziert wurde. Zu den Symptomen gehören schwere Lungenentzündungen.

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