Bund appelliert zum Weltblutspendetag
Die Schweiz braucht mehr Blutspenden

Zum Weltblutspendetag vom 14.06 ruft der Bund die Schweizer Bevölkerung zur Blutspende auf. Besonders in den heissen Monaten werden die Blut-Vorräte oft knapp.
Publiziert: 13.06.2018 um 11:57 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 09:20 Uhr

In der Schweiz werden die Blutreserven in den Sommermonaten in der Regel knapp. Der Bund und Blutspende SRK Schweiz appellieren deshalb an die Bevölkerung, im Laufe des Sommers Blut zu spenden.

Warum werden die Blutspenden im Sommer knapp?

Die Versorgung werde etwa dadurch erschwert, dass Menschen nach der Rückkehr aus ihren Ferien oft erst nach einer Wartezeit wieder Blut spenden könnten, schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in einer Mitteilung vom Dienstag.

Mit dieser Massnahme soll sichergestellt werden, dass die Spendewilligen keine Infektionen in sich tragen, die bei einer Bluttransfusion übertragen würden. Davon betroffen sind Reiseziele wie Italien, Spanien, Griechenland oder Thailand, die sehr beliebt sind.

Damit die Blutreserven auch im Sommer ausreichen, sollten mehr Menschen an einer Blutspendeaktion teilnehmen, heisst es weiter. Anlässlich des Weltblutspendetages fordert der Bund die Bevölkerung auf, dies zu tun.
(SDA)

Spenderblut von Menschen mit Blutgruppe 0 negativ ist besonders gefragt. (Symbolbild)
Foto: KEYSTONE/AP dapd/KLAUS-DIETMAR GABBERT
Wie schlimm sind fehlende Blutreserven?

Herr Schwabe, der Kanton Zürich klagt über knappe Blutreserven und ruft die Bevölkerung zum Spenden auf. Ist es ein lokales Problem, oder ist die ganze Schweiz betroffen?

Rudolf Schwabe (59): Wir schauen zurzeit von Tag zu Tag, von Woche zu Woche. Die Lage kann sich schnell ändern, momentan ist es aber tatsächlich ein regionales Problem. Während die Situation in Zürich aktuell kritisch ist, verfügen die umliegenden Kantone Thurgau, St. Gallen, Schaffhausen oder Aargau alle über genügend Reserven. Trotzdem ist die Situation schwierig. 

Helfen sich die Regionen in Notfällen nicht gegenseitig aus?

Natürlich. Aber deren Kapazitäten sind begrenzt. Zürich zählt neben anderen Universitätsstandorten wie Basel, Bern, Genf und Lausanne zu den grössten Blutverbrauchern der Schweiz. Wenn das Blut dort knapp wird, dann wird es immer prekär, auch mit der Hilfe der umliegenden Regionen.

Was unternimmt man gegen solche Engpässe?

Wir haben eine elektronische Plattform, auf der sich die Blutspendezentren koordinieren. Jedes Zentrum aktualisiert dort täglich seine Bestände. Anhand dieser Daten wird dann entschieden, ob eine Region der anderen aushelfen muss oder nicht. Auch wird so sichergestellt, dass einzelne Zentren nicht zu viele Reserven haben. Das ist wichtig, da gespendetes Blut maximal sechs Wochen haltbar ist.

Wäre eine Lockerung der Spendekriterien nicht wirksamer?

Das ist ein Trugschluss. Eigentlich reicht der heutige Pool an Spendern aus. Das Problem ist nicht ein genereller Mangel, sondern Engpässe zu bestimmten Zeiten, etwa aufgrund einer Grippewelle. Eine Lockerung der Zulassungskriterien würde nicht garantieren, dass es künftig zu weniger Engpässen kommt. Denn auch potenziell neue Spender sind mal krank oder gehen in die Ferien.

Wird es mit der immer älter werdenden Bevölkerung künftig häufiger zu Engpässen kommen?

Ja. Wir sind uns dieser Problematik bewusst und verfolgen die Zahlen genau. In der Tat wird die Alterspyramide in zehn Jahren bereits keine Pyramide mehr sein. Die demografische Entwicklung zeigt dann einen überproportionalen Anteil an über 60-Jährigen, die viel mehr Blutspenden benötigen, als sie selber abgeben. Das passiert zum Glück nicht von einem Tag auf den anderen. Wir können uns also auf die Entwicklung einstellen und entsprechend vorbereiten.

Wie sehen diese Vorbereitungen aus?

Wir entwickeln Kampagnen zur langfristigen Sensibilisierung der jungen Bevölkerung, die wir in den kommenden Jahren etappenweise umsetzen.

Rudolft Schwabe (59): Der Direktor von Blutspende SRK Schweiz verrät BLICK, wie man einem Blutnotstand begegnet und warum eine Lockerung der Spendekriterien das Problem nicht löst.

Herr Schwabe, der Kanton Zürich klagt über knappe Blutreserven und ruft die Bevölkerung zum Spenden auf. Ist es ein lokales Problem, oder ist die ganze Schweiz betroffen?

Rudolf Schwabe (59): Wir schauen zurzeit von Tag zu Tag, von Woche zu Woche. Die Lage kann sich schnell ändern, momentan ist es aber tatsächlich ein regionales Problem. Während die Situation in Zürich aktuell kritisch ist, verfügen die umliegenden Kantone Thurgau, St. Gallen, Schaffhausen oder Aargau alle über genügend Reserven. Trotzdem ist die Situation schwierig. 

Helfen sich die Regionen in Notfällen nicht gegenseitig aus?

Natürlich. Aber deren Kapazitäten sind begrenzt. Zürich zählt neben anderen Universitätsstandorten wie Basel, Bern, Genf und Lausanne zu den grössten Blutverbrauchern der Schweiz. Wenn das Blut dort knapp wird, dann wird es immer prekär, auch mit der Hilfe der umliegenden Regionen.

Was unternimmt man gegen solche Engpässe?

Wir haben eine elektronische Plattform, auf der sich die Blutspendezentren koordinieren. Jedes Zentrum aktualisiert dort täglich seine Bestände. Anhand dieser Daten wird dann entschieden, ob eine Region der anderen aushelfen muss oder nicht. Auch wird so sichergestellt, dass einzelne Zentren nicht zu viele Reserven haben. Das ist wichtig, da gespendetes Blut maximal sechs Wochen haltbar ist.

Wäre eine Lockerung der Spendekriterien nicht wirksamer?

Das ist ein Trugschluss. Eigentlich reicht der heutige Pool an Spendern aus. Das Problem ist nicht ein genereller Mangel, sondern Engpässe zu bestimmten Zeiten, etwa aufgrund einer Grippewelle. Eine Lockerung der Zulassungskriterien würde nicht garantieren, dass es künftig zu weniger Engpässen kommt. Denn auch potenziell neue Spender sind mal krank oder gehen in die Ferien.

Wird es mit der immer älter werdenden Bevölkerung künftig häufiger zu Engpässen kommen?

Ja. Wir sind uns dieser Problematik bewusst und verfolgen die Zahlen genau. In der Tat wird die Alterspyramide in zehn Jahren bereits keine Pyramide mehr sein. Die demografische Entwicklung zeigt dann einen überproportionalen Anteil an über 60-Jährigen, die viel mehr Blutspenden benötigen, als sie selber abgeben. Das passiert zum Glück nicht von einem Tag auf den anderen. Wir können uns also auf die Entwicklung einstellen und entsprechend vorbereiten.

Wie sehen diese Vorbereitungen aus?

Wir entwickeln Kampagnen zur langfristigen Sensibilisierung der jungen Bevölkerung, die wir in den kommenden Jahren etappenweise umsetzen.

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Schwule dürfen ab Juli Blut spenden

Die zuständige Aufsichtsbehörde Swissmedic hat der Organisation Blutspende SRK Schweiz ein entsprechendes Gesuch bewilligt, wie diese am Dienstag in ihrem Newsletter mitteilte. Mit der zwölfmonatigen Karenzfrist könne das Risiko einer Krankheitsübertragung weiterhin sehr tief gehalten werden.

«Wirklich optimal scheint diese Lösung indessen nicht, da vermutlich nicht viele schwule Männer davon profitieren können», schreibt Blutspende SRK Schweiz. Die Organisation sieht die Lösung denn auch als einen Zwischenschritt.

Sie sei einer erster Schritt «weg von einer Regelung, die viele zu Recht als diskriminierend betrachteten», schreibt Blutspende SRK Schweiz Direktor Rudolf Schwabe im Editorial des Newsletter. In einem zweiten Schritt müsse das konkrete, persönliche Risikoverhalten ausschlaggebend sein und nicht mehr die sexuelle Neigung.

Notstand wegen Grippewelle

Mit dem Aufkommen von Aids wurden alle Männer, die seit 1977 Sex mit Männern gehabt hatten, dauerhaft von der Blutspende ausgeschlossen. Im Juli 2016 hatte Blutspende SRK Schweiz bei Swissmedic ein Gesuch zur Lockerung dieser Regel eingereicht.

Gemäss Newsletter geht Swissmedic mit Verweis auf die verbesserte Testempfindlichkeit und verbesserte Einhaltung der geltenden Spendekriterien davon aus, dass die Neuerung kein erhöhtes Risiko für die Empfänger von Bluttransfusionen bedeuten.

Blutspende SRK Schweiz muss nun gewisse Auflagen erfüllen. Dazu gehören die kontinuierliche Beobachtung der veränderten Risikoabschätzung sowie die Abschätzung des Risikos von Testversagern. Zudem muss die Organisation jährlich einen Beurteilungsbericht zu den Auswirkungen der neuen Spendekriterien einreichen.

Blutspende SRK Schweiz warnte am Dienstag aber auch eindringlich vor knappen Blut-Reserven. Die frühe und heftige Grippewelle - kombiniert mit verschiedenen Magen-Darm-Erkrankungen - hat zu ersten Engpässen bei der Blutversorgung geführt. Denn wer Grippeanzeichen verspürt, darf nicht Blut spenden und muss nach dem Abklingen der Symptome noch weitere zwei Wochen bis zu einer Blutspende warten.

Knapp sind insbesondere Rhesus-negative Blutspenden. Angesichts der weiter grassierenden Grippe drohten ernsthafte Engpässe bei der Blutversorgung, schreibt die Organisation ihrem Newsletter. Blutspende SRK Schweiz rechnet deshalb damit, einen nationalen Aufruf zur Blutspende machen zu müssen - eine Massnahme, die die Organisation nur als «ultima ratio» einsetzt, «wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind».

Normalerweise genügend Reserven

Gemäss Newsletter verfügt die Schweiz im Prinzip über genügend Blutspenden. Mehr als 8000 Konzentrate roter Blutkörperchen waren Anfang Januar in den Lagern der regionalen Blutspendedienste vorrätig. Höhere Lagerbestände machen kaum Sinn, weil die Haltbarkeit der Produkte begrenzt ist.

Doch nicht nur die Grippewelle, sondern auch die gestiegene Mobilität schliesst zahlreiche Menschen vom Blutspenden aus - zur Sicherheit der potenziellen Patientinnen und Patienten. So darf nicht Blut spenden, wer in einem Land mit einem erhöhten Risiko etwa einer Malaria- oder West-Nil-Virus-Infektion war. Hier gelten je nach Reiseland unterschiedliche Wartefristen.

Und wer von 1980 bis 1996 mehr als sechs Monate im Vereinigten Königreich verbracht hat, ist ebenfalls vom Blutspenden ausgeschlossen. Grund dafür ist die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, die dort damals auftrat.

Aber auch nach einer grösseren Operation oder einer Geburt gibt es eine Wartefrist von einem Jahr. Der Körper brauche seine Reserven brauche, um zu heilen, schreibt Blutspende SRK Schweiz zu diesem Punkt auf ihrer Webseite.

Und wer sich ein Tattoo oder ein Piercing hat stechen lassen, muss vier Monate warten, bevor er oder sie sich Blut abzapfen lassen darf. (SDA)

Die zuständige Aufsichtsbehörde Swissmedic hat der Organisation Blutspende SRK Schweiz ein entsprechendes Gesuch bewilligt, wie diese am Dienstag in ihrem Newsletter mitteilte. Mit der zwölfmonatigen Karenzfrist könne das Risiko einer Krankheitsübertragung weiterhin sehr tief gehalten werden.

«Wirklich optimal scheint diese Lösung indessen nicht, da vermutlich nicht viele schwule Männer davon profitieren können», schreibt Blutspende SRK Schweiz. Die Organisation sieht die Lösung denn auch als einen Zwischenschritt.

Sie sei einer erster Schritt «weg von einer Regelung, die viele zu Recht als diskriminierend betrachteten», schreibt Blutspende SRK Schweiz Direktor Rudolf Schwabe im Editorial des Newsletter. In einem zweiten Schritt müsse das konkrete, persönliche Risikoverhalten ausschlaggebend sein und nicht mehr die sexuelle Neigung.

Notstand wegen Grippewelle

Mit dem Aufkommen von Aids wurden alle Männer, die seit 1977 Sex mit Männern gehabt hatten, dauerhaft von der Blutspende ausgeschlossen. Im Juli 2016 hatte Blutspende SRK Schweiz bei Swissmedic ein Gesuch zur Lockerung dieser Regel eingereicht.

Gemäss Newsletter geht Swissmedic mit Verweis auf die verbesserte Testempfindlichkeit und verbesserte Einhaltung der geltenden Spendekriterien davon aus, dass die Neuerung kein erhöhtes Risiko für die Empfänger von Bluttransfusionen bedeuten.

Blutspende SRK Schweiz muss nun gewisse Auflagen erfüllen. Dazu gehören die kontinuierliche Beobachtung der veränderten Risikoabschätzung sowie die Abschätzung des Risikos von Testversagern. Zudem muss die Organisation jährlich einen Beurteilungsbericht zu den Auswirkungen der neuen Spendekriterien einreichen.

Blutspende SRK Schweiz warnte am Dienstag aber auch eindringlich vor knappen Blut-Reserven. Die frühe und heftige Grippewelle - kombiniert mit verschiedenen Magen-Darm-Erkrankungen - hat zu ersten Engpässen bei der Blutversorgung geführt. Denn wer Grippeanzeichen verspürt, darf nicht Blut spenden und muss nach dem Abklingen der Symptome noch weitere zwei Wochen bis zu einer Blutspende warten.

Knapp sind insbesondere Rhesus-negative Blutspenden. Angesichts der weiter grassierenden Grippe drohten ernsthafte Engpässe bei der Blutversorgung, schreibt die Organisation ihrem Newsletter. Blutspende SRK Schweiz rechnet deshalb damit, einen nationalen Aufruf zur Blutspende machen zu müssen - eine Massnahme, die die Organisation nur als «ultima ratio» einsetzt, «wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind».

Normalerweise genügend Reserven

Gemäss Newsletter verfügt die Schweiz im Prinzip über genügend Blutspenden. Mehr als 8000 Konzentrate roter Blutkörperchen waren Anfang Januar in den Lagern der regionalen Blutspendedienste vorrätig. Höhere Lagerbestände machen kaum Sinn, weil die Haltbarkeit der Produkte begrenzt ist.

Doch nicht nur die Grippewelle, sondern auch die gestiegene Mobilität schliesst zahlreiche Menschen vom Blutspenden aus - zur Sicherheit der potenziellen Patientinnen und Patienten. So darf nicht Blut spenden, wer in einem Land mit einem erhöhten Risiko etwa einer Malaria- oder West-Nil-Virus-Infektion war. Hier gelten je nach Reiseland unterschiedliche Wartefristen.

Und wer von 1980 bis 1996 mehr als sechs Monate im Vereinigten Königreich verbracht hat, ist ebenfalls vom Blutspenden ausgeschlossen. Grund dafür ist die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, die dort damals auftrat.

Aber auch nach einer grösseren Operation oder einer Geburt gibt es eine Wartefrist von einem Jahr. Der Körper brauche seine Reserven brauche, um zu heilen, schreibt Blutspende SRK Schweiz zu diesem Punkt auf ihrer Webseite.

Und wer sich ein Tattoo oder ein Piercing hat stechen lassen, muss vier Monate warten, bevor er oder sie sich Blut abzapfen lassen darf. (SDA)

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