Schweizer treiben es gerne in der Öffentlichkeit
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BLICK-Sexberaterin sagt wieso:Schweizer treiben es gerne in der Öffentlichkeit

Blowjob erster Klasse, Quickie auf Gleis 10, Sex an der Hardbrücke
Darum stehen Schweizer auf öffentlichen Verkehr

Sex im dunklen Kämmerchen? Nichts da. Die Schweizer treiben es auch gerne mal in der Öffentlichkeit. Besonders die SBB scheint bei frivolen Paaren eine Sonderstellung zu haben. BLICK-Sexberaterin Caroline Fux erklärt warum.
Publiziert: 29.03.2019 um 15:55 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2020 um 14:47 Uhr
Helena Schmid, Joel Probst

An Bahnhöfen und in Zügen der SBB geben sich Schweizer Paare auch mal gerne dem öffentlichen Verkehr hin. Wie zuletzt eine Frau im Intercity, die ihrem Sitznachbarn einen Blowjob gab – ausgerechnet in der ersten Klasse. Oder ein Pärchen an der Zürcher Hardbrücke, das es im leeren Waggon treibt. Und wenn der Zug nicht schnell genug kommt, legen Mann und Frau auf dem Perron einen Quickie hin. So passiert beim Gleis 10 am Zürcher Hauptbahnhof.

Aber was macht die Schweizerischen Beischlaf Bahnen eigentlich so attraktiv? Psychologin und BLICK-Sexberaterin Caroline Fux erklärt: «Wir Schweizer haben einen experimentierfreudigen Kern!»

Gefahr erst recht erregend

Sex an ungewöhnlichen Orten sei so für viele ein Thema. «Für den einen fängt das Abenteuer beim Küchentisch an, für den anderen halt im öffentlichen Raum.»

Caroline Fux ist Psychologin und BLICK-Sexberaterin.
Foto: Geri Born
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Häufig ginge es darum, eine Fantasie umzusetzen. «Vielleicht ist man schon tausend Mal im gleichen Zug gependelt und hatte immer wieder ein sexuelles ‹Was wäre wenn›-Szenario im Kopf», so Fux. Wenn sich dann die Gelegenheit ergebe, probiere man es halt.

Sobald das Liebesspiel erst im Gang ist – lassen sich die frivolen Paare in den Videos auch von Zuschauern nicht aufhalten. Fux hat dafür eine einfache Erklärung: «Für manche ist die Gefahr, erwischt zu werden, erst recht anturnend. Der Körper ist in Alarmbereitschaft, ein Adrenalinkick intensiviert die Erregung. Diese Menschen legen es darauf an, gesehen und gefunden zu werden.»

«Einfluss von Alkohol ist nicht zu unterschätzen»

Andere verdrängen die Gefahr, wollen einfach sofort ihre Lust ausleben. Fux betont: «Nicht unterschätzen darf man auch, dass solche Abenteuer oft auch unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Substanzen passieren.»

Anders als die Beteiligten nehmen einige der Zuschauer solche bumsfidelen Szenen nicht auf die leichte Schulter. Der Filmer des Blowjob-Videos ruft laut «Bitteschön», als die Frau trotz seiner Anwesenheit den Sitznachbarn weiter befriedigt.

Anzeigen gibt es trotzdem selten. Caroline Fux verwundert das nicht: «Die Schweizer sind pragmatisch. Sie regen sich zwar gern auf, aber sind auch nicht so leicht in ihren Grundfesten zu erschüttern. Die Grundhaltung, dass Sex nicht per se etwas Böses ist, dass ins geschlossene und möglichst dunkle Kämmerchen gehört, ist etwas Schönes und Wichtiges.»

Politiker nehmens locker

Auch Politiker sind wegen den Filmchen nicht alarmiert: «Diese Filme im öffentlichen Raum sind nicht ein ÖV-spezifisches Problem», sagt Nationalrat Martin Candinas (CVP/GR). «Auch sollten diese nicht dramatisiert werden. Nur den Allerwenigsten fehlt der gesunde Menschenverstand und Anstand. Gesetzliche Massnahmen zu treffen halte ich für unnötig. Die heutige Regulierung genügt. Bereits jetzt können die Transportunternehmen Personen anzeigen.»

Ins gleiche Horn stösst Nationalrätin und Präsidentin der Verkehrskomission Edith Graf-Litscher (SP/TG): «Die SBB ist zuständig dafür, was in ihren Zügen und auf den Bahnhöfen passiert. Für die Verkehrskommision sehe ich kein Handlungsbedarf. Mit einer Anpassung des Gesetzes sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit für illegal zu erklären, halte ich für unnötig.»

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