Bettwanzen-Alarm auf der Haute-Route
Die erste Berghütte musste schon schliessen!

Blutsaugende Bettwanzen breiten sich weltweit aus. Nun haben sie unsere Berghütten erreicht. Der SAC mahnt zur Wachsamkeit.
Publiziert: 20.07.2019 um 18:58 Uhr
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Aktualisiert: 25.07.2019 um 11:19 Uhr
Cyrill Pinto

Die Prafleuri-Hütte unweit des Stausees Grande Dixence liegt auf der berühmten Haute Route von Chamonix (F) nach Zermatt VS. Ihre Gäste kommen aus aller Welt. Vor allem bei Amerikanern ist der Sommerwanderweg quer durch die Alpen extrem beliebt. Auf der rund zwölftägigen Wanderung verbringen die Berggänger je eine Nacht in der Hütte. Ausgerechnet jetzt, mitten in der Hochsaison, erklärte Hüttenwartin Babeth Dayer die Unterkunft für geschlossen – zunächst bis zum 5. August.

Schuld sind die Bettwanzen. Ein massiver Befall zwang Dayer zu diesem radikalen Schritt. Nun geht ein Kammerjäger mit Insektiziden gegen die Parasiten vor. Ihre Kollegen auf den umliegenden Hütten hat Dayer vorgewarnt. Haben sich die Wanzen erst einmal eingenistet, wird man sie nur schwer wieder los.
Die nahe gelegene SAC-Hütte Mont Fort hat bereits einen Kammerjäger beigezogen, der die Unterkunft absucht.

Niemand ist sicher

Auch in einer weiteren Unterkunft bei Verbier VS war der Experte aktiv. Er achtete auf schwarze Flecken rund um die Betten, auf Überreste abgestorbener Insekten und brachte Lockstoffe aus, um lebende Exemplare nachzuweisen. Zumindest für die Mont-Fort-Hütte gilt Entwarnung: «Wir konnten bisher keinen Befall feststellen», sagt Hüttenwart Daniel Bruchez auf Anfrage von SonntagsBlick. Er ist sich bewusst, dass ein einzelner Gast genügt, die Wanzen einzuschleppen: «Niemand ist sicher.»

Bettwanzen sind extrem resistent, reisen sogar im Gepäck der Wanderer mit.
Foto: Getty Images/iStockphoto
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Der Bereichsleiter Hüttenbetrieb beim Schweizer Alpen-Club (SAC), Bruno Lüthi, will das Problem nicht herunterspielen: «SAC-Hütten waren in der Vergangenheit vereinzelt betroffen, aktuell liegen uns keine Meldungen vor.» Lüthi hat sich intensiv mit dem Thema befasst: «Wir müssen Bettwanzen ernst nehmen.» Die Hüttenwarte sollten nach Spuren der Schädlinge suchen, um festzustellen, ob ihre Hütte betroffen ist. «Darauf zu warten, dass sich ein Gast über Wanzenstiche beschwert, reicht nicht», so ­Lüthi.

Das Gepäck kommt jetzt in den Container

Vergangene Woche informierte der SAC alle seine Hüttenwarte darüber, wie sie Wanzen feststellen und was sie dagegen tun können. «Macht man nämlich nichts gegen den Befall, wird die Bekämpfung immer aufwendiger und auch teurer», so Lüthi. Hintergrund für seinen Aktionismus ist der Befall von Berghütten in Deutschland und in Südtirol – und der nun bekannt gewordene Befall der Hütte auf der Haute Route.

Auf der Prafleuri-Hütte wurden zusätzliche Massnahmen ergriffen, damit sich die Wanzen nicht wieder einnisten. Hüttenwartin Dayer liess einen Container vor die Hütte schaffen, damit die Gäste ihr Gepäck dort lagern, statt es mit in die Hütte zu nehmen. «So können wir das Risiko eines erneuten Befalls minimieren.»

Hotel-Chefin bildet Hund zum Bettwanzen-Schnüffler aus
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Schutz vor lästigen Insekten:Hotel-Chefin bildet Hund zum Bettwanzen-Schnüffler aus
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