Berner Sicherheitsbehörden fürchten Eskalation nach Rockerprozess
«Der Tag der Urteilverkündung bereitet uns Sorgen»

Wird am 30. Juni das Urteil im Rockerprozess verkündet, könnte es danach durchaus zu wüsten Szenen zwischen den Hells Angels und den Bandidos kommen. Die Berner Sicherheitsbehörden stehen vor einer schwierigen Aufgabe.
Publiziert: 05.06.2022 um 14:46 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2022 um 08:11 Uhr

Die Hells Angels und die Bandidos hassen sich auf den Tod. Bereits ein kleiner Funke kann die Situation zwischen den beiden Motorradbanden eskalieren lassen. Nun wird am 30. Juni das Urteil im Rockerprozess von Bern verkündet. Den Berner Sicherheitsbehörden stehen damit ein paar schwierige Tage bevor.

Bereits zum Prozessauftakt am vergangenen Montag kam es zu einigen wüsten Szenen vor dem Gerichtsgebäude. So wurden unter anderem Steine und Flaschen geworfen. Nur dank eines massiven Polizeiaufgebots konnte schlimmeres verhindert werden. Doch Ruhe herrscht damit noch lange nicht. Denn die Polizei weiss: Die Chancen stehen gut, dass die beiden Motorradbanden am 30. Juni erneut aufeinander losgehen könnten.

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«Aufeinandertreffen muss verhindert werden»

«Der Tag der Urteilsverkündung wird ein sehr heikler Moment und bereitet uns Sorgen», sagt der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause (50) zur «SonntagsZeitung». Derzeit würden gemeinsam mit der Polizei alle Optionen ausgelotet. Auch eine Verlegung des Prozesses hatte Nause angestrebt. Das Gericht machte ihm aber einen Strich durch die Rechnung. So wird der Prozess nun weiterhin im Amtshaus geführt.

Am 30. Juni wird das Urteil im Rockerprozess von Bern verkündet.
Foto: Philippe Rossier
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Die Polizei steht nun vor einer schwierigen Aufgabe. «Ein Aufeinandertreffen beider Gruppen muss unbedingt verhindert werden», lautet die Direktive von Sicherheitsdirektor Nause. Zwar hätten die meisten ausländischen Bandidos die Schweiz inzwischen wieder verlassen, doch Nause erwartet, dass sie zur Urteilsverkündung erneut angerast kommen werden.

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«Bandidos werden die Hells Angels massiv angreifen»

Sollten die Bandido-Mitglieder tatsächlich verurteilt werden, wäre die Gewalt kaum aufzuhalten, ist sich ein Ex-Broncos-Mitglied, das den Bandidos nahesteht, sicher. «Kommt es zu einer Verurteilung, werden die Bandidos die Hells Angels in der Schweiz massiv angreifen».

Auch wenn die Bandidos den Hells Angels in der Schweiz zahlenmässig unterlegen sind, können sie sich auf ein riesiges Netzwerk an Unterstützern aus ganz Europa verlassen. So markierten bereits zum Prozessauftakt Vertreter aus Dänemark, Belgien und Holland ihre Präsenz vor dem Gericht.

Auslöser der Gewaltspirale war ein Kampf zwischen den verfeindeten Rockergruppen in Belp vom Mai 2019. Wenig später ging dann das Clubhaus der Bandidos in Flammen auf. Obwohl es damals die Hells Angels waren, die gemeinsam mit verbündeten Broncos angriffen, wird nun vor Gericht drei Bandidos als Hauptbeschuldigten den Prozess gemacht. Die beschuldigten Hells Angels und Broncos müssen hingegen bloss geringfügige Strafen wegen Raufhandels befürchten. (ced)

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