Kindsentführungs-Scherz im Berner Oberland
Wer macht denn so etwas?

Entführt eine Ausländer-Bande hier Kinder samt Kinderwagen? Das Posting, das derzeit in den Regionen Bern und Thun kursiert, ist unecht.
Publiziert: 13.05.2015 um 22:45 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 02:54 Uhr

Den Anfang nahm der Hype mit einem Posting einer Thuner Facebook-Userin am Montagabend. «!!!Mamis passt auf eure Kinder auf!!!», beginnt der abgebildete Handy-Screenshot. Eine Mutter habe ihr Kind in den Kinderwagen gesetzt, sei nur kurz zurück ins Auto, da sei ein Mann, «ca. Mitte 40 und osteuropäisch, vermutlich Rumäne», mit dem Kinderwagen getürmt. Sie habe ihn eingeholt, er habe vorgegeben, nichts zu verstehen und den Wagen losgelassen. Die Polizei habe der Mutter anschliessend bestätigt, dass es «schon mehrere solcher Vorfälle» gegeben habe.

Die Facebook-Userin schreibt, betroffen sei die Region Thun-Steffisburg. Deshalb verbreitete sich ihr Posting im Bernbiet fast schon explosionsartig. Stand am Mittwochmorgen 10.30 Uhr: 1'746 mal geteilt – zu einem grossen Teil von Usern mit Wohnort im Kanton Bern. Beinahe im Minutentakt wird die Warnung weiterverteilt. Teils mit markigen Zusatz-Kommentaren wir: «Es ist schon schlimm, was im Alltag alles passiert.» Oder: «Langsam reicht es mit dem Gesindel.»

Genau der gleiche Text im deutschen Krefeld

Nur: Nichts an der Geschichte ist wahr. Wer den Text «!!!Mamis passt auf eure Kinder auf!!!» googelt, findet sofort heraus: In der Vorwoche zirkulierte der zu 100 Prozent identische Screenshot bei Facebook-Usern der deutschen Stadt Krefeld. Ein dortiger Polizeisprecher dementierte gegenüber der «Westdeutschen Zeitung» den Inhalt des Postings: «Es handelt sich hierbei um eine Falschmeldung. Es war nie ein Kind gefährdet, entführt zu werden.» Weder in Krefeld, noch in Thun oder Steffisburg.

Denn auf die Geschichte aus Krefeld verweist auch die Berner Kantonspolizei. Dennoch wurde heute zur Sicherheit überprüft, ob aus der Region Thun nicht doch Meldungen zu solchen versuchten Kindsentführungen vorliegen. Schliesslich will man nicht Entwarnung aufgrund eines Google-Resultats geben. Aber auch der Extra-Check zeigt: Solche Meldungen gibt es derzeit definitiv nicht. Das alarmierende Facebook-Posting ist nichts anderes als ein ganz heimtückischer Hoax! (tri)

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