Aus Berner Gefängnis geflohen
Algerier (41) quetscht sich durch Essens-Tür in die Freiheit

Einem Insassen der Justizvollzugsanstalt Witzwil ist am Sonntag die Flucht gelungen. Von ihm gehe keine Gefahr aus, teilen die Behörden mit.
Publiziert: 08.08.2022 um 15:16 Uhr
|
Aktualisiert: 08.08.2022 um 19:20 Uhr

Häftling gesucht! Am Sonntag, 7. August 2022, ist einem Algerier (41) die Flucht aus der Justizvollzugsanstalt Witzwil BE gelungen. Dies meldet die Sicherheitsdirektion des Kantons Bern. Der Algerier habe dort im offenen Vollzug eine Freiheitsstrafe wegen Übertretung des Betäubungsmittelgesetzes verbüsst.

Beim Ausbruch hat er dann äusserst athletisches Geschick an den Tag gelegt. Die Gefängnisleitung geht derzeit davon aus, dass sich der «schmächtige Mann», als der er bezeichnet wird, durch die offene Verpflegungslücke in der Zellentür zwängen konnte. «Diese ist 18 Mal 28 Zentimeter gross», sagt Olivier Aebischer, Leiter Kommunikation der bernischen Sicherheitsdirektion, zu Blick. Die Türchen seien offen gewesen, um während der Hitzewelle kühle Luft in die Zellen zu lassen. Auf dem Gang habe es eine Klimaanlage, in den Zellen nicht.

Am Ende über Zäune geklettert

Wie der Algerier, nachdem er sich durch die Öffnung gezwängt hatte und im Gang des Gefängnistraktes stand, das Gebäude in der Nacht auf Sonntag verlassen konnte, weiss Aebischer zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Der Häftling habe keinen Schlüssel besessen und es habe auch Sicherheitspersonal im Gefängnis gehabt. Trotzdem gelang ihm die Flucht nach Draussen. Dort habe er dann noch mehrere Zäune überqueren müssen, bis die Flucht geglückt war.

Durch eine solche Klappe gelang dem Gefangenen vermutlich die Flucht. (Symbolbild)
Foto: Pia Neuenschwander
1/2

Werden nun die Verpflegungstürchen in der Nacht geschlossen? «Derzeit ist niemand mehr in diesem Zellentrakt», sagt Aebischer. Würde ein neuer Häftling kommen und es wieder eine vergleichbare Hitzewelle gebe, müsste man wohl bauliche Anpassungen vornehmen, um einerseits die Luftzufuhr für die Gefangenen zu garantieren und andererseits eine Flucht zu verunmöglichen.

Der zweite erfolgreiche Ausbruch in Bern innert Monatsfrist

Der letzte vergleichbare Ausbruch in Witzwil sei rund zehn Jahre her, sagt Aebischer.

Allerdings ist es bereits der zweite derartige Vorfall im Kanton Bern innert drei Wochen: Mitte Juli zersägte ein 24-jähriger Spanier einen Gitterstab im Duschraum im dritten Stock des Regionalgefängnisses Bern. Er zwängte sich durch das Fenster, sprang drei Meter tief auf ein Vordach hinunter und entkam.

Der am Sonntag Geflüchtete habe sich mit illegalem Aufenthaltsstatus in der Schweiz befunden. Er befand sich wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz im Gefängnis. Von ihm gehe keine Gefahr aus, melden die Behörden.

Mehrfach inhaftiert, nie ausgeschafft

Der Mann war bereits verschiedentlich in Witzwil inhaftiert und musste, da er bis jetzt nicht ausgeschafft werden konnte, immer wieder in die Freiheit entlassen werden, teilt die Berner Sicherheitsdirektion mit.

Als Sofortmassnahmen würden in den Gefängnissen und Justizvollzugsanstalten die Präsenzkontrollen verstärkt sowie die technischen Sicherheitssysteme einer ausserordentlichen Prüfung unterzogen,

Die JVA Witzwil im Berner Seeland verfügt über 166 Plätze und stellt innerhalb des Strafvollzugskonkordats Nordwest- und Innerschweiz den offenen Vollzug an Männern sicher. (vof)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?