Fabian G. (27) führte nach Doppelmord Freundin zum Essen aus
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Eltern-Killer von Suberg BE:Fabian G. (27) führte nach Doppelmord Freundin zum Essen aus

Eltern-Killer von Suberg BE vor Gericht
Fabian G. (27) führte nach Doppelmord Freundin zum Essen aus

Fabian G. (27) erschlug seine Eltern (†61 und †65) im November 2017 brutal mit einer Kurzhantel. Jetzt steht er vor dem Regionalgericht Berner Jura-Seeland, das die Frage nach dem Warum zu klären versucht.
Publiziert: 16.11.2020 um 07:17 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2021 um 20:22 Uhr
Der Eltern-Killer von Suberg BE, Fabian G. (27), wird von zwei Polizisten flankiert zum Gericht in Biel BE gebracht.
Foto: BLICK
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Luisa Ita, Dominique Rais

Der bestialische Eltern-Mord von Suberg BE hat im Winter 2017 das 600-Seelen-Dorf tief erschüttert. In der Nacht auf den 15. November fand die Polizei damals in einem Reiheneinfamilienhaus am Brandholzweg die Leichen von B. G.* († 61) und ihrem Ehemann H. G.* († 65). Rasch wird klar: Die beiden wurden brutal erschlagen! Ihr einziger Sohn Fabian G.* (27) gerät ins Visier der Polizei , wird am Tag nach der Tat verhaftet.

Im Berner Dorf wird schon bald gemunkelt, dass der einzige Sohn des toten Ehepaares der Killer sein soll. Der heute 27-Jährige gestand die grausame Tat schliesslich. Er soll je 15 Mal mit einer Kurzhantel auf seine Eltern eingeschlagen haben.

Fabian G. erfuhr wegen Mord, dass Opfer nicht sein Vater war

Drei Jahre nach der Bluttat hat am Montag am Regionalgericht Berner Jura-Seeland in Biel BE nun der Mord-Prozess gegen Fabian G. begonnen. Leicht geduckt betritt der Angeklagte am Morgen den Gerichtssaal in Biel BE. Er trägt ein hellblaues Hemd, seine dunkelbraunen Haare sind kurz geschoren. Er ist untrainiert und wirkt unsportlich. Sein Auftreten ist alles andere als selbstbewusst. Die ersten Minuten der Verhandlung bringen brisante Details zum Doppelmord von Suberg ans Licht.

Demnach wurde damals im Zuge der Ermittlungen die DNA der beiden Leichen mit der des mutmasslichen Täters verglichen. Das Ergebnis bringt ein Familien-Geheimnis zu Tage: Beim Opfer H. G. handelt es sich gar nicht um den biologischen Vater von Fabian G.! Von dieser Tatsache erfuhr der Angeklagte allerdings erst bei den polizeilichen Befragungen.

Eltern-Killer vergnügte sich nach Bluttat im Westside

Bei Familie G. soll es sich gemäss Nachbarn um eine Musterfamilie gehandelt haben. Eltern und Sohn lebten bis zu jener blutigen November-Nacht zusammen mit Familien-Hund Orca, einem Cocker Spaniel, gegen Aussen ein ruhiges Leben. Doch was hat diese Familienidylle derart erschüttert, dass Fabian G. seine Eltern schliesslich tötete? Noch liegen die Motive im Dunkel.

Im Laufe der Verhandlung wird klar: Fabian G. vergnügte sich nach der Bluttat im Westside in Bern, ging mit seiner damaligen Freundin Essen. Sie war völlig ahnungslos, bemerkte nichts.

«Meine Kindheit war unbeschwert»

Fabian G. spricht vor Gericht leise, nimmt sich viel Zeit für die Antworten. Manchmal bricht er mitten im Satz ab, macht lange Pausen. Der heute 27-Jährige wird am ersten Prozesstag vom Richter zu seinem Privatleben befrag. «Meine Kindheit war unbeschwert», sagt der mutmassliche Eltern-Mörder mit leiser Stimme. Negative Erinnerungen gebe es keine. Erst später habe es ab und zu Diskussionen gegeben. Begonnen hätten diese Streitigkeiten in der Oberstufe.

«In der Sekundarschule hat der Lernstress eingesetzt. Vorher war es noch easy», so der Angeklagte. Wegen des Lernens habe er damals öfter Streit mit den Eltern gehabt. Doch nicht nur er und seine Eltern hätten sich gezofft, auch das Ehepaar habe gezankt. «Es ist immer verschieden gewesen, manchmal war es wegen dem Hund oder wegen dem Haus oder wegen mir», berichtet G. von den Streitereien der Eltern. Er selbst sei diesen Situationen aber aus dem Weg gegangen.

Ausbildung abgebrochen, neue Lehre abgeschlossen – trotzdem arbeitslos

Nach der Schule beginnt Fabian G. eine Lehre als Koch. Doch: «Die Ausbildung habe ich etwa nach einem Jahr abgebrochen», so der Angeklagte. «Ich habe nicht wirklich so viel gelernt wie die anderen», sagt er über seine Ausbildungszeit bei einem Gourmet-Restaurant. Nach einem Wechsel in einen anderen Betrieb gehen die Probleme weiter. Er bricht seine Koch-Lehre endgültig ab. Stattdessen entscheidet sich Fabian G. Fachmann Information und Dokumentation zu werden.

Er sucht sich eine Lehrstelle, beginnt von vorne. Dieses mal schliesst er erfolgreich ab. Nach der Lehre bleibt er jedoch auf der Strecke: Er findet keinen Job, ist arbeitslos. Er habe damals viele Bewerbungen geschrieben. «Sicher 15 oder 20 Stück», sagt er vor Gericht. Schliesslich hat er eine Anstellung bei einem grossen Telekom-Anbieter in Sicht. Der neue Job ist zum Greifen nah. Dann der Rückschlag: Das Unternehmen entscheidet sich für einen anderen Bewerber. Der Lehrabgänger gesteht seinem Vater sein Scheitern.

«Mein Papi hat gemeint, dass ich meinem Mami trotzdem sagen sollte, dass ich die Stelle bekommen hätte», so der Beschuldigte. Die Mutter sei so euphorisch gewesen, die Absage hätte daher wohl eine zu grosse Enttäuschung für die 61-Jährige bedeutet. Für Fabian G. sei die Flunkerei ziemlich belastend gewesen. Trotzdem verlässt der angeblich Berufstätige jeden Morgen pünktlich das Haus, treibt sich laut eigener Aussage dann tagsüber aber irgendwo herum «Manchmal war ich mit meinem Papi unterwegs oder ich habe Kollegen getroffen oder war bei meiner Freundin», sagt er.

Ex-Freundin trennte sich einen Monat vor Bluttat

BLICK sprach am Prozess mit Lena S.** (25), der Ex-Freundin des Eltern-Killers. «Er war immer sehr freundlich, sozial, nett und hilfsbereit», sagt S. über ihren Ex. Sie war mit ihm rund zwei Jahre zusammen. Doch als die finanziellen Probleme von Fabian G. schlimmer wurden, gab es auch vermehrt Spannungen in der Beziehung.

«Irgendwann ist es ausgeartet. Es sind Möbel geflogen. Er hat mich gepackt, geschüttelt, aufs Bett geworfen und Möbel aus lauter Wut umgeworfen», sagt S. Das aber sei nur einmal passiert. Einen Monat vor der Bluttat in Suberg trennte sich das Paar schliesslich.

«Hätte nie gedacht, dass er zu so etwas fähig ist»

«Wir sind aber im Guten auseinander», sagt S. Dass ihr Ex seine Eltern umgebracht hat, das kann die 25-Jährige auch heute nicht begreifen. «Ich hätte nie gedacht, dass er zu so etwas fähig ist. Er war eigentlich ein friedlicher Mensch, der Streit aus dem Weg gegangen ist», sagt Lena S.

Da Fabian G. laut Staatsanwaltschaft zum Tatzeitpunkt weder unter Drogeneinfluss stand, noch psychische Probleme hat, ist er voll schuldfähig. Mindestens zehn Jahre Knast stehen in der Schweiz auf Mord – möglich ist auch lebenslänglich. Der Prozess dauert voraussichtlich vier Tage. Wann das Urteil fällt, ist noch nicht bekannt.

*Namen bekannt

**Name geändert


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