So geht es den Campern in Gampelen BE
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Wohnwagen unter Wasser:So geht es den Campern in Gampelen BE

Hochwasser auf dem Campingplatz in Gampelen BE
«Das habe ich in 47 Jahren noch nie gesehen»

Die Wohnwagen spiegeln sich im Wasser, und Fische schwimmen an den Gartenmöbeln vorbei: Es ist ein surreales Bild, das sich am Montag auf dem TCS Camping in Gampelen am Neuenburgersee zeigt. Die Enttäuschung bei den Campern ist gross: Diese Saison fällt wohl ins Wasser!
Publiziert: 20.07.2021 um 01:41 Uhr
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Aktualisiert: 20.07.2021 um 10:12 Uhr
Luisa Ita

Ein Schwan schwimmt über den Campingplatz in Gampelen BE. Sandie Gilomen (69) aus Liebefeld BE rudert derweil mit dem Stand-up-Paddel am Tier vorbei zu ihrem überfluteten Wohnwagen. «Das Vorzelt war nagelneu. Nicht ein einziges Mal konnten wir darin sitzen, und jetzt steht es etwa 30 Zentimeter unter Wasser. Immerhin ist es im Wohnwagen drinnen noch trocken», berichtet die gebürtige Australierin. «Es ist wirklich schade. Alles, was am Boden stand, ist jetzt kaputt.»

Besonders ärgerlich: Die Bernerin unterrichtet Kampfsport, und jetzt stehen ihre Ferien vor der Tür. «Ich hätte diese Zeit so gerne hier verbracht, aber daraus wird nun nichts.» Sie begutachtet den Schaden und sagt: «Putzen bringt auch noch nichts. Ich glaube, wir können aktuell einfach nur abwarten, bis das Wasser wieder abläuft.»

Angst vor dem steigenden Seepegel

Das sieht Thomas Schaflinger (78) aus Basel genauso. Zusammen mit seiner Frau Trudi habe er noch bis Samstag die Idylle auf dem TCS Camping genossen. Dann seien die Gäste aufgefordert worden, den Platz zu räumen. «Wir haben nur das Nötigste mitgenommen, denn wir haben geplant, dass wir in einer Woche wieder herkommen können. Aber daraus wird wohl nichts», erklärt der pensionierte Versicherungsfachmann und watet ins vollgelaufene Vorzelt. «Darum holen wir heute noch die Dinge ab, die wir hiergelassen haben.»

Sandie Gilomen (69) aus Liebefeld BE wollte eigentlich ihre Ferien auf dem Campingplatz verbringen.
Foto: Luisa Ita
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Normalerweise verbringt das Ehepaar fast den ganzen Sommer im Wohnwagen am Neuenburgersee, macht Ausflüge und fährt mit dem Boot raus. «Schon seit 47 Jahren kommen wir hierher», so der 78-Jährige. «Aber so etwas habe ich in all den Jahren noch nie erlebt, und der Anblick tut schon weh.» Aber er versuche, nach vorne zu blicken: «Wir hoffen jetzt einfach, dass der See nicht noch um weitere 20 Zentimeter steigt. Weil dann würde das Wasser auch in unseren Wohnwagen hineinlaufen, und er wäre vermutlich schrottreif.»

Eine Katastrophe für die Betroffenen

Dass das Wasser nicht mehr höher kommt, das wünscht sich auch Campingplatz-Leiter Michael Affolter (41). «Der Seepegel steigt immer noch, jedoch nicht mehr so extrem. Wir hoffen einfach, dass es bald stagniert», sagt er. Doch für manche Wohnwagen sei es sowieso schon zu spät, die seien bereits geflutet: «Sobald das Wasser nur den Unterboden berührt, beginnt es zu faulen oder schimmeln. Die betroffenen Wohnwagen wird man wahrscheinlich direkt entsorgen müssen. Das ist eine Katastrophe für diese Leute, von denen viele nicht einmal eine Versicherung haben.»

Wann der Campingplatz wieder aufgehe, könne er noch nicht sagen: «Es ist wirklich sehr schwierig, Prognosen abzugeben. Wir nehmen jetzt einfach Tag für Tag.»

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