Eishockey-Hooligan Nico B. (22) verletzte drei Polizisten
Harmlos-Strafe für Böller-Werfer

Drei Polizisten mit irreparablen Gehörschäden: Für diese Körperverletzung bei den Randalen nach dem Lakers-Abstieg in die Nationalliga B vor vier Jahren kommt Hooligan Nico B. (22) mit einer bedingten Strafe davon.
Publiziert: 10.09.2019 um 20:09 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2019 um 18:24 Uhr
Céline Trachsel

Es sind turbulente Szenen, die sich im April 2015 vor der Ilfis-Halle im sonst so ruhigen Emmental abspielen. Weil die Rapperswil-Jona Lakers abgestiegen sind, randalieren deren Fans. Mittendrin: Eishockey-Hooligan Nico B.* (damals 18). 

Der Vermummte versucht, eine Absperrung niederzureissen. Dann wirft er zwei Seenot-Fackeln gegen Polizisten, später noch zwei Böller. Einer davon ein extrem lauter. Er detoniert wenige Meter neben den Einsatzkräftem. Mit verheerenden Folgen: Drei der Polizisten haben bis heute einen bleibenden Hörschaden – sprich: Tinnitus. Seit Dienstag stand der Beschuldigte für diese Taten vor Gericht.

Hooligan: «Ich schäme mich»

«Ich weiss nicht mehr, was mich genau getrieben hat. Aber ja, ich habe das getan», sagt Nico B. (22) vor dem Regionalgericht Emmental-Oberaargau. Es ist das erste Geständnis von ihm: «Ich schäme mich für das, was dort passiert ist.»

Eishockey-Hooligan Nico B.* (22) warf 2015 bei Ausschreitungen in Langnau i.E. mehrere Fakeln und Böller auf Polizisten.
Foto: Zvg
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Auf einem Fernseher im Gerichtssaal werden die Szenen vorgespielt, die ein Polizist filmte. Der Richter will wissen, welche Person Nico B. ist – und dieser zeigt auf einen der gut zwei Dutzend schwarz vermummten Hooligans. Auf dem Video deutlich zu sehen: Alle seine Würfe. Und deutlich zu hören: Die massive Detonation des fatalen Super-Böllers.

Eineinhalb Jahre Gefängnis gefordert

Die Pyros und Petarden seien angeblich in zwei Rucksäcken im Fan-Car mitgebracht worden. «Aber ich habe nichts davon organisiert», behauptet B. – ohnehin sei es «das erste und letzte Mal» gewesen, dass er «so einen Scheiss» gemacht habe, sagt der Rapperswiler. Seine Ausflucht: «Ich war in der Szene gar nicht verankert.»

Der Staatsanwalt argumentiert scharf, dass der Angeklagte die bis zu 1000 Grad heissen Fackeln und die hochpotenten Böller im Frust und aus Egoismus in Richtung Polizei geworfen habe. Sein Urteil: «Es interessierte ihn nicht im Geringsten, ob und wen er damit in Gefahr bringt. Und dies wegen eines nichtigen Grundes: Ein blöder Hockeymatch!» Nico B. habe klar Leute verletzen wollen: «Voilà, Zweck erreicht! Mindestens sechs Polizisten waren anfänglich im Gehör beeinträchtigt.» 

Für die Taten fordert der Staatsanwalt 36 Monate Freiheitsentzug – davon soll der 22-Jährige 18 Monate absitzen.

War es wirklich sein Böller?

Verteidigerin Manuela Schiller war mit der hohen Forderung überhaupt nicht einverstanden: Man solle an ihrem geständigen, einsichtigen Mandaten kein Exempel statuieren. Müsse der als Hauswart arbeitende junge Mann ins Gefängnis, sei damit der Gesellschaft auch nicht gedient. «Er hat sich vor und nach der Tat immer wohl verhalten. Die meisten Hooligans nehmen mit zunehmendem Alter ohnehin Vernunft an – spätestens nach den ersten Konsequenzen. Wenn nicht immer neue  nachkämen, wären schnelle Verfahren abschreckend genug.»

Zudem bezweifelt Schiller, dass es wirklich der Böller von Nico B. war, der die Hörschäden auslöste, denn bei den Randalen warfen auch noch andere Täter solche Knallpetarden. Sie verlangt eine bedingte Strafe von 24 Monaten – ohne einen Tag Gefängnis für Nico B., der ohnehin keinen einzigen Tag in Untersuchungshaft sass, nachdem er sich gestellt hatte.

Das Urteil fiel am Mittwoch: Nico B. erhielt zwei harmlose Strafen. 24 Monate bedingt und eine Busse von 10'000 Franken ebenfalls bedingt.

Der Rapperswiler entschuldigte sich im Schlusswort bei den im Saal anwesenden, geschädigten Polizisten, gab sich reuig und handzahm. Nur sein von BLICK entdecktes Facebook-Profil passt da überhaupt nicht ins Bild: Nach wie vor postet er dort verherrlichende Pyro-Bilder – versehen mit den netten Worten: «A.C.A.B.» – die Abkürzung für «All cops are bastards» – oder auf gut deutsch: «Alle Polizisten sind Bastarde!»

* Name geändert

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