Er hält das Schloss Spiez BE in Schuss
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Schlosswart:Er hält das Schloss Spiez BE in Schuss

Corrado Bargetzi (30) hat den begehrtesten Abwartsjob der Schweiz: Er hält das Schloss Spiez BE in Schuss
«Nur eine Prinzessin fehlt mir noch»

Kirchenuhr aufziehen, Ritterrüstungen abstauben und alte Türen reparieren – Schlosswart Corrado Bargetzi lebt im Schloss Spiez seinen Traum. Der Junggeselle erzählt im Gespräch mit Blick von seinem Job, wilden Schloss-Partys und zeigt die königlichen Gemächer.
Publiziert: 01.10.2021 um 00:47 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2021 um 11:30 Uhr
Luisa Ita

In seinen Gemächern könnte auch ein König wohnen: Hauswart Corrado Bargetzi (30) lebt und fegt im noblen Schloss in Spiez BE. «Ich will hier nie wieder weg», sagt der gebürtige Fricktaler, so sehr liebt er sein Daheim im Berner Oberland. Lachend meint er: «Nur eine Prinzessin fehlt mir noch.»

Anfang Jahr stolperte der Hockeyfan per Zufall über die Stellenausschreibung der Stiftung Schloss Spiez: «Ich habe das Inserat meinem Vater geschickt, eigentlich mehr als Witz. Er hat dann aber gemeint, dass die Stelle wie für mich gemacht sei.» Er schickt seine Bewerbung – und setzt sich gegen mehr als 100 Konkurrenten durch.

Riesige Wohnung mit vielen Schlafzimmern

Schon zuvor kümmerte sich der gelernte Fachmann Betriebsunterhalt mit Weiterbildung zum Hauswart um ein Schloss. «Ich habe neun Jahre lang im Schulheim in Oberflachs gearbeitet. Schlösser haben es mir irgendwie angetan», erklärt er.

Seit März ist Corrado Bargetzi Hauswart im Schloss in Spiez BE – und überglücklich!
Foto: Luisa Ita
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Seit März wohnt Bargetzi nun in Spiez – ganz allein. «Ich habe hier eine sehr grosse Wohnung mit neun Zimmern, sechs davon sind bewohnbar und schön renoviert. Das sind aber viel zu viele für mich allein, und deswegen haben beispielsweise meine Eltern und auch manche Freunde ihre eigenen Gästezimmer», sagt er und öffnet die Glastür, die in sein Reich führt.

«Ich lebe hier wirklich meinen Traum»

Hohe Decken mit Stuck, wunderschöner Parkett und teilweise sogar antike Möbel – diese Junggesellen-Bude ist ein richtiges Bijou. «Ich bin eigentlich nicht so ordentlich, aber im Wohnzimmer habe ich extra aufgeräumt», gibt der Schlosswart zu. Sogar Blumen stehen auf dem Couchtisch, und die Aussicht auf den Thunersee ist atemberaubend.

«Ich lebe hier wirklich meinen Traum», sagt er. Seine Arbeit sei sehr abwechslungsreich: «Jeden Tag ziehe ich die Kirchenuhr auf. Dann kümmere ich mich um die Dinge, die laufend anfallen, beispielsweise kleine Reparaturen oder Putzarbeiten.» Dabei müsse er natürlich immer den Heimat- und Denkmalschutz berücksichtigen, was nicht immer ganz einfach sei. Auch wenn im Schloss geheiratet werde, gebe es viel zu tun.

Manchmal spukt es im Schloss

Seine allerliebste Arbeit: «Am Montagmorgen haben wir jeweils die Anlage für Touristen geschlossen. Dann fege ich den Turm, während die Sonne aufgeht. Dieser Anblick ist wirklich der Hammer!»

Bloss in der Nacht sei es manchmal ein wenig unheimlich, allein in so einem riesigen Schloss zu wohnen. «Man hört beispielsweise, wie sich die Metallfähnchen auf dem Dach drehen und quietschen», so Bargetzi. «Oder einmal waren die Fensterläden nicht fixiert, sodass der Wind sie auf- und wieder zuschlagen liess. Ich habe dann nachgeschaut, jedoch die Ursache des Geräuschs nicht gefunden. Das war schon ein wenig gruselig.» Mittlerweile habe er sich jedoch daran gewöhnt – im Gegensatz zu seinen Übernachtungsgästen, denen solche Momente immer noch Angst einjagen würden.

Seine Freunde nennen ihn «König»

Das hält sie aber nicht davon ab, regelmässig feuchtfröhliche Feten innerhalb der Schlossmauern zu feiern. «Wir haben hier schon ordentlich Party gemacht», so der Junggeselle. «Zuletzt am 1. August.» Ganz allein sei er sowieso selten: «Ich habe auch hier in Spiez schon gute Freunde gefunden.» Sie würden ihn liebevoll ihren «König» nennen, für andere sei er das «Schlossgespenst».

Zum vollendeten Glück fehlt dem Schlossherrn nun also nur noch die Ritterin in goldiger Rüstung. Lachend meint er: «Sie darf einfach nicht hoch zu Ross angeritten kommen, das ist hier nämlich verboten! Und bis sie endlich auftaucht, ist das Schloss meine Prinzessin.»

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