«Ich habe hier mehr Freiheit als draussen»
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Am 5. März droht Verwahrung:«Ich habe hier mehr Freiheit als draussen»

Amok-Rentner Kneubühl (76) lässt sich freiwillig 23 Stunden am Tag einsperren
«Ich habe hier mehr Freiheit als draussen»

23 Stunden in Isolation sind für Peter Kneubühl (76) die pure Freiheit. Darum sitzt der Bieler Amok-Rentner, der 2010 einem Polizisten in den Kopf schoss, freiwillig in U-Haft, statt im normalen Strafvollzug. Am 5. März droht ihm allerdings eine Verwahrung.
Publiziert: 23.02.2020 um 14:56 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2020 um 07:18 Uhr
Peter Kneubühl (76) wurde 2013 verurteilt.
Foto: SANDRO CAMPARDO
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Peter Hans Kneubühl (76) ist der berühmteste Amok-Rentner der Schweiz! 2010 verschanzte sich der Bieler in seinem Elternhaus. Dieses sollte wegen eines Erbschaftsstreits zwangsversteigert werden. Dann schoss er mit einer Pistole auf einen Polizisten und verletzte ihn lebensgefährlich am Kopf. Kneubühl gelang die Flucht aus dem Haus (BLICK berichtete). Erst nach neun Tagen konnte der Rentner gefasst werden.

2013 wurde Kneubühl verurteilt. Seit fünf Jahren haust er in einer zwölf Quadratmeter grossen Zelle in der U-Haft in Thun BE. Freiwillig. «Ich bin im Untersuchungsgefängnis aus Protest. Ich bin verurteilt worden und akzeptiere das Urteil nicht», sagt er im Interview mit der «Aargauer Zeitung».

«Ich werde hier in Ruhe gelassen»

Obwohl er 23 Stunden pro Tag eingesperrt ist, stört ihn das nicht. Im Gegenteil. «Ich habe hier mehr Freiheit als draussen», sagt der 76-Jährige. «Ich werde hier in Ruhe gelassen und die Leute behandeln mich anständig.» Ein Tag im Thuner Regionalgefängnis kostet 220 Franken. Laut der «Aargauer Zeitung» sei das weniger als eine Unterbringung in einer anderen Einrichtung.

Der Amok-Rentner sieht sich selber als Opfer. «Ich habe kein Verbrechen begangen, sondern wurde angegriffen», sagt er zu den Ereignissen vor zehn Jahren. Darum verlange er eine neue Untersuchung des Falles. «Solange das nicht passiert, gehe ich nicht in den Strafvollzug. Das wäre sonst ein Schuldeingeständnis», resümiert er. Mit mehreren Hungerstreiks wehrte er sich in der Vergangenheit erfolgreich gegen eine Verlegung.

Kneubühl will nicht zum Prozess

Im Gefängnis müsste Kneubühl eigentlich in die Therapie. Doch die verweigert er. Deswegen startet am 5. März erneut ein Prozess. Dort soll entschieden werden, ob er verwahrt wird (BLICK berichtete).

Doch Kneubühl hat gar nicht vor, dort aufzutauchen. «Ich werde nicht an den Prozess gehen, ich akzeptiere das Urteil nicht», sagt er. Ob es den Behörden gelingt, ihn bei einem positiven Entscheid, tatsächlich zu verlegen, wird sich zeigen. (man)

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