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Mord an Promi-Anwalt Wagner (†57) – jetzt spricht sein Sohn
«Mein Vater lag in seinem Blut am Boden»

Der Basler Promi-Anwalt Martin Wagner (†57) wurde vor einem Jahr von seinem Nachbarn Martin G. (†39) erschossen. Jetzt spricht Wagners Sohn Julien (23) erstmals über die letzten Momente seines Vaters und wie er dem Mörder gegenüber stand – mit geladener Waffe.
Publiziert: 26.01.2019 um 18:23 Uhr
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Aktualisiert: 26.01.2019 um 20:51 Uhr
Martin Wagner († 57) wurde am 28. Januar 2018 in seinem Haus in Rünenberg BL erschossen.
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Dominique Rais

Schüsse zerreissen die Stille am Sonntagmorgen im Baselbieter 783-Seelen-Dorf Rünenberg. Der Tatort: Die Villa des bekannten Basler Medienanwalts Martin Wagner (†57). Er wird von seinem Nachbarn Martin G.* (†39) mit einer Armeewaffe niedergeschossen. Dann richtet sich der Schütze, der als Risk-Manager bei der Nationalbank tätig war, selbst (BLICK berichtete). Tragisch: Zum Zeitpunkt der Tat befinden sich auch Wagners Kinder, die beiden Söhne Julien (23) und Dennis (21), sowie Tochter Sedona (10) im Haus.

Ein Jahr ist seit der Bluttat vom 28. Januar 2018 vergangen. Julien Wagner erinnert sich. «Wir drei Kinder waren im oberen Stock, als wir von unten Schüsse, klirrende Scheiben und Schreie hörten. Ich sagte meinem Bruder, dass er mit unserer kleinen Schwester sofort über einen Hinterausgang verschwinden soll», sagt er zur «Schweiz am Wochenende». Er aber bleibt im Haus, greift sich seine Pistole, lädt sie und rennt dann nach unten.

Martin G. «hielt sich Pistole an den Kopf und drückte ab»

Der Todesschütze Martin G. ist noch immer da. Wagners Sohn steht dem Mörder seines Vaters von Angesicht zu Angesicht gegenüber. «Das war extrem intensiv. Aus Selbstschutzmechanismen beginnt man schnell, auszublenden und zu vergessen. Einige Bilder bleiben einem aber für immer», so der 23-Jährige. Demnach stand Martin G. «mit einer Pistole in der Hand an der Türe». Julien und der Mörder seines Vaters blickten sich «einen Augenblick an, der wie eine Ewigkeit dauerte». «Das werde ich nie vergessen. Sein Ausdruck war eine Mischung aus Wut, Angst und irgendwie auch Leere», sagt er zu «Schweiz am Wochenende».

«Ich hatte Angst, wusste nicht, was machen. Mit 22 willst du niemanden erschiessen», sagt er. Doch so weit ist es auch nicht gekommen. Denn: «Dann richtete sich der Nachbar die Pistole an den Kopf und drückte ab.» Star-Anwalt Wagner lebte noch. «Mein Vater lag in seinem Blut am Boden», sagt Sohn Julien. Er sei aber nicht mehr ansprechbar gewesen, habe noch ein paar Minuten reflexartig geatmet und sei dann gestorben.

Wagner-Sohn übt Kritik an Polizei-Arbeit

Die drei Kinder des Star-Anwalts wurden bereits kurz nach der Tat durch ein Care-Team betreut und von der Polizei verhört. Doch Wagners ältester Sohn übt harte Kritik – insbesondere am Vorgehen der Polizei. Die drei Geschwister seien im Nachbarhaus über Stunden hinweg einvernommen worden. Laut Julien Wagner habe selbst seine damals erst neunjährige Schwester Sedona eineinhalb Stunden Red und Antwort stehen müssen – obwohl sie nur noch ein Häufchen Elend gewesen sei.

BLICK konfrontiert die Kantonspolizei Basel-Landschaft mit der Kritik von Julien Wagner, die er am Vorgehen der Polizei unmittelbar nach der Tat übt. «Diese Vorwürfe wurden uns von den Betroffenen bisher nicht zur Kenntnis gebracht. Wir werden aber so rasch wie möglich mit Herrn Wagner das Gespräch suchen und allfällige Vorwürfe an uns intern abklären und ihm beantworten», sagt Adrian Gaugler, Sprecher der Kantonspolizei Basel-Landschaft, zu BLICK.

Geschwister haben in Binningen BL neues Daheim

Der tragische Tod ihres Vaters war nicht der einzige Schicksalsschlag, den die drei Geschwistern in den letzten Jahren verkraften mussten. Bereits im Herbst 2017, nur vier Monate vor der Bluttat von Rünenberg, war ihre Mutter Sandra Wagner (†46) gestorben. Die einstige Geschäftsführerin bei Radio Basilisk hatte den Kampf gegen den Krebs verloren.

Rünenberg haben Wagners Kinder längst den Rücken zugekehrt. Zusammen mit seinen Geschwistern wohnt Julien in einem Haus in Binningen BL. Sedona gehe in Basel zur Schule. Die zwei Brüder studieren beide weiterhin Jus – ebenfalls in Basel. Sie alle sind nach wie vor in psychologischer Behandlung. Doch ihnen gehe es den Umständen entsprechend gut.

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