Dolmetscher motivieren Ausländer zum Impfen
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Impfquote erhöhen:Dolmetscher motivieren Ausländer zum Impfen

Kulturelle Dolmetscher sollen in Basel Ausländer zum Impfen motivieren
«Sie denken, sie müssen sich im Heimatland impfen lassen»

Die Impfquote im Kanton Basel-Stadt ist bei Ausländern tiefer als bei Schweizern. Nun sollen die Betroffenen mit Dolmetscherinnen, sogenannten «Key-Persons» erreicht werden. Eine von Ihnen: Ana Maria Senn (59).
Publiziert: 27.08.2021 um 10:11 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2021 um 16:07 Uhr
Céline Trachsel

Zu wenig Migrantinnen und Migranten liessen sich im Kanton Basel-Stadt bisher impfen: Nur halb so hoch wie bei den Schweizern liegt ihre Impf-Quote. Deshalb hat der Kanton ein Projekt lanciert: Dolmetscher haben Sprachnachrichten in 20 verschiedenen Sprachen erstellt, die per Whatsapp und Social Media verschickt werden können. Zudem wurden 100 sogenannte «Key-Persons» verschiedener kultureller Herkunft mobilisiert, um in ihrer Community über die Impfung zu informieren und darüber, wie Ausländerinnen und Ausländer diese erhalten können.

Eine von ihnen: Ana Maria Senn (59). Die Brasilianerin wirbt bei den portugiesischsprachigen Baslern für den Piks. «Ich habe mich impfen lassen, so schnell es ging. Denn ich bin überzeugt: Es ist die einzige Massnahme, die nachhaltig hilft, diese Pandemie endlich in den Griff zu bekommen.»

«Sie informieren sich bei ihren Landsleuten»

Die Dolmetscherin, die ausgebildete interkulturelle Vermittlerin ist und für das Projekt Vitalina vom HEKS arbeitet, besucht Migranten-Familien in Parks, an Familientreffpunkten oder in Spielgruppen und informiert in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsdirektion über gesunde Ernährung und Bewegung – und neu eben auch über Corona-Themen.

Die Brasilianerin Ana Maria Senn (59) will als Dolmetscherin den portugiesischsprechenden Baslern mit den richtigen Informationen den Zugang zur Impfung erleichtern.
Foto: Céline Trachsel
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«Das Problem bei der portugiesischsprechenden Bevölkerung und auch anderen Kulturkreisen ist, dass sie in die Schweiz kommen, um zu arbeiten. Das ist die oberste Priorität. Aber dann müssen sie sich hier in der Gesellschaft zurechtfinden – und dabei ist die Sprache das grösste Hindernis», sagt Senn.

Viele Migrantinnen und Migranten würden sich deshalb bei ihren eigenen Landsleuten oder über die sozialen Medien und Quellen aus ihrem Heimatland informieren. «Aber die Corona-Situation ist dort vielleicht ganz anders – und wie sie dann in der Schweiz zu ihrem Recht kommen, wissen sie danach immer noch nicht.» Viele seien zudem verunsichert, was nun gefährlicher ist: Das Virus oder die Impfung.

Online-Anmeldung war zu schwer für viele Migranten

Senn ist überzeugt: «Die impfbereitschaft der Südamerikaner, Portugiesen und Spanier ist generell viel höher als bei Schweizern. Ihre Skepsis ist nicht so gross. Sie wollen sich grundsätzlich impfen lassen – aber wissen nicht wie oder finden neben Arbeit und Familie keine Zeit.» Senn erzählt: «Manche denken, sie müssen sich im Heimatland impfen lassen.» Das treffe natürlich nicht zu.

Zu schwierig sei auch die Online-Anmeldung gewesen. «Aber jetzt erzähle ich allen: Jeweils am Freitag kann man sich im Basler Impfzentrum ohne Anmeldung beim ‹walk-in› einfach impfen gehen lassen und erhält dann auch gleich den zweiten Termin!» Oder auf Portugiesisch: «Eu conto a todos que agora é possível vacinar-se às sextas-feiras, no chamado «walk in» e que na saída ainda se recebe a data para a segunda dose.»

Projektverantwortliche sind zufrieden

Das Projekt mit den rund 100 Key-Persons hat Basel-Stadt vor rund zwei Monaten lanciert. Kantonsarzt Thomas Steffen sagte gegenüber SRF: «Wir wissen aus vielen früheren Präventionsprojekten, dass gerade Menschen mit Migrationshintergrund Schwierigkeiten haben können, bei der Gesundheitsversorgung zu ihrem Angebot zu kommen.»

Es geht hauptsächlich um Informationsvermittlung. Diese soll im direkten Austausch an kulturellen Veranstaltungen oder auch digital erfolgen. Die «Key-Persons» können diese vorgefertigten Nachrichten in ihrem Bekanntenkreis oder bei beruflichen Kontakten verbreiten.

Die Gesundheitsdirektion ist bisher zufrieden mit dem Projektverlauf. Thomas Steffen: «Wir sind aus den bisherigen Erfahrungen heraus überzeugt, dass die gezielte Impfinformation über bekannte Schlüssel- und Vertrauenspersonen, welche beide Lebenswelten gut kennen, sehr nützlich ist. Wir werden diesen Ansatz in Zukunft noch weiter verstärken.»

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