Hier landet der Putin-Flieger in Basel
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Diese Personen holte er wirklich
Neue Details zum Putin-Flieger in Basel

Eine russische Regierungsmaschine überflog am Mittwoch die Schweiz und landete am Basler Euroairport. Für diplomatische Zwecke wurde eine Sondergenehmigung erteilt. Nun kommt raus, was genau dahintersteckt und warum die Schweiz involviert war.
Publiziert: 07.07.2022 um 17:20 Uhr
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Aktualisiert: 08.07.2022 um 09:18 Uhr
Die Landung der russischen Maschine in Basel. Im Hintergrund: der Roche-Turm.
Foto: Stefan Gschwind
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Anastasia Mamonova

Aufregung bei den Schweizern Planespottern am Mittwochabend. Eine russische Regierungsmaschine war von Moskau nach Basel unterwegs. Um 18.41 Uhr landete das Flugzeug am Euroairport Basel.

Weil der Luftraum für russische Flieger seit Ende Februar gesperrt ist, musste die Iljuschin Il-96-300 einen Umweg über die Türkei und Tunesien nehmen und war deshalb über neun Stunden in der Luft.

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) hatte der Regierungsmaschine eine Sondergenehmigung für den Überflug erteilt, bestätigt ein Sprecher gegenüber Blick. Gelandet sei die Maschine auf französischem Boden. Der entsprechende Antrag auf Überflug und Landung – eine sogenannte Diplomatic Clearance – sei von Russland gestellt worden. Der Zweck des Flugs sei gewesen, «Botschaftspersonal zu verschieben».

«Eine französische Angelegenheit»

Wie Michael Steiner, Sprecher beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), gegenüber Blick sagt, habe der Flug nichts mit dem Personal der Schweizer Botschaft in Moskau oder der russischen Botschaft in Bern zu tun.

Auch sei hierzulande kein hoher Besuch aus Russland zu erwarten. «Das ist eine französische Angelegenheit. Die Schweiz war nur wegen des Anflugs über Schweizer Territorium involviert.» Denn: «Man kann den Flughafen in Basel nicht anfliegen, ohne die Schweiz zu überfliegen», sagt Steiner.

Wegen der Sanktionen seien Überflüge aus Russland derzeit nicht erlaubt, Ausnahmen gibt es jedoch für diplomatische Zwecke. Das Bazl habe das EDA in dieser Frage konsultiert und schlussendlich eine Genehmigung erteilt.

Europarat-Vertreter mussten Frankreich verlassen

Doch um welche «Verschiebung des Botschaftspersonals» ging es in diesem Fall? Es handelt sich nicht etwa um einen regulären Mitarbeiterwechsel, der bei Diplomaten üblich ist. Die Schweizer Diplomatinnen und Diplomaten wechseln beispielsweise all drei bis vier Jahre ihren Posten.

Vielmehr hat die Verschiebung mit den Folgen des Ukraine-Kriegs zu tun. Wie die französische Zeitung «Le Figaro» berichtet, haben Mitarbeiter der russischen Vertretung beim Europarat in Strassburg das Land verlassen, nachdem Russland vor vier Monaten aus der Organisation ausgeschlossen wurde.

Der Rückflug für die Angestellten und ihre Familie sei von Russland organisiert worden, teilte das französische Aussenministerium mit. Zur Anzahl betroffener Personen machen die Behörden keine Angaben.

Russische Botschaft in Bern wusste Bescheid

Russland wurde am 16. März aus dem Europarat, dem es seit 1996 angehörte, ausgeschlossen, nachdem es die Militäroffensive in der Ukraine begonnen hatte. Der Europarat wurde 1949 als das zuständige Organ für die Menschenrechte in Europa gegründet und umfasste bisher fast alle Staaten des Kontinents, insgesamt 47, darunter Russland und die Ukraine.

Auch die russische Botschaft in Bern bestätigt Blick, dass die Maschine für den Rückflug der Europarat-Mitarbeiter nach Basel geflogen war. «Der Flug hatte nichts mit der Arbeit der russischen diplomatischen Vertretungen in der Schweiz zu tun.»

Die Vertretung in Strassburg sei auf «Beschluss der russischen Führung geschlossen worden», sagt der Botschaftssprecher. Wie «Le Figaro» weiter schreibt, sei die Strasse in Strassburg, in der sich die russische Botschaft befindet, bereits zum Zeitpunkt der Flugzeuglandung in Basel von der Polizei abgesperrt worden.


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