15-Jähriger in Basel bei illegalem Rave niedergestochen
«Gott sei Dank geht es Furkan wieder besser»

In der Nacht auf Sonntag kam es am Basler Hafen zu einer wüsten Schlägerei. Dann zückte einer ein Messer und es ging schnell: Ein 15-Jähriger erleidet einen Stich ins Herz. Nun spricht die Familie des Opfers über den Schock.
Publiziert: 13.05.2021 um 01:37 Uhr
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Aktualisiert: 13.05.2021 um 11:02 Uhr
Céline Trachsel

Es ist Samstagabend am Hafen in Basel. Zwischen 1000 und 2000 junge Menschen haben sich am Rheinufer versammelt, hören Musik, trinken und tanzen. Allen Corona-Massnahmen zum Trotz. Irgendwann kippt die Stimmung. Es kommt zu wüsten Szenen und einer Massenschlägerei. Diese endet mit einem blutenden 15-Jährigen am Boden, der knapp am Tod vorbeischrammt: Er kriegt einen Messerstich durch die Hand und ins Herz! Die Ärzte retten sein Leben mit einer Notoperation.

Blick-Recherchen zeigen: Opfer der Messerattacke ist der 15-jährige Furkan D.*. «Die ganze Familie steht unter Schock», sagt seine Schwester Beyza D.* (25) zu Blick. «Es tut uns weh, was geschehen ist. Das war auch für uns ein Stich ins Herz.»

Schlägerei folgte auf Rempelei

Ihr Bruder Furkan sei mit Freunden am Hafen gewesen, was die Familie nicht gewusst hatte. «Er hatte gesagt, er werde bei einem Freund schlafen», sagt die Schwester. Keinem war klar, dass Furkan in dieser Nacht am Hafen feiern würde. «Wir sind einfach nur froh, dass er noch lebt.»

Der 15-jährige Furkan D.* wurde in Basel Opfer einer Messerattacke.
Foto: Zvg
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Laut ihrem Bruder und Aussagen von Freunden, die dabei gewesen sind, sei es wegen einer banalen Szene zur Schlägerei gekommen. «Es war wie im Kindergarten. Einer soll einen anderen beim Vorbeigehen angerempelt haben. Mein Bruder war in einer Gruppe Deutscher unterwegs und die andere Gruppe bestand aus Baslern. Dann begannen diese, aufeinander loszugehen.»

Mutmasslicher Täter verhaftet

Wie und wann das Messer gezogen wurde und wie gross es war, könne Furkan gar nicht so genau sagen. «Er weiss auch nicht, wie es zum Durchstich an der Hand kam. Die Ärzte glauben, das Messer ging durch die Hand auf der Brust in den Körper und ins Herz. Also zum Glück in den unteren Teil des Herzens», sagt Beyza D. «Aber der Tatablauf ist noch unklar.»

Die Familie sei von einem Freund angerufen worden, der dabei war. «Wir gingen sofort ins Spital, wo es zuerst hiess, dass man uns noch gar nichts sagen könne.» Die Ungewissheit über seinen Zustand sei ganz schwer gewesen. Später die Erleichterung: Furkan ist ausser Lebensgefahr. Derzeit weilt er noch im Spital. Er kann in den nächsten Tagen entlassen werden.

«Hört mehr auf eure Eltern»

Die Schwester: «Er steht zwar immer noch unter Schock, aber er bereut sehr, dass es zu dieser Situation kam. Aus dem Spitalbett schickte er ein Video, auf dem er sagt: ‹Hört mehr auf eure Eltern!› Ich hoffe, dass er daraus gelernt hat.»

Was Beyza D. nicht verstehen kann: «Der Täter war über 20 Jahre alt. Wie kann ein über 20-Jähriger einen Teenager, der offensichtlich noch in der Pubertät ist, einfach abstechen und seinen Tod in Kauf nehmen? Man sieht es meinem Bruder an, dass er noch jung ist. Aber der Täter war ein Erwachsener!» Und sie fragt sich: «Wieso trägt man überhaupt ein Messer auf sich?»

Die Familie hat sich entschieden, über ihr Erlebtes mit Blick zu sprechen, weil sie keiner anderen Familie wünscht, dasselbe durchmachen zu müssen. «Wir möchten, dass der Täter von der Justiz richtig zur Rechenschaft gezogen wird. Und wir hoffen, dass auch andere etwas daraus lernen», sagt Beyza D. «Das war nicht einfach nur eine Schlägerei. Da wurde mit dem Leben eines 15-Jährigen gespielt. Das ist nicht mehr einfach nur so ein Streit, wie das eben mal vorkommt im Ausgang – es war bitterer Ernst und ging um Leben und Tod! Für die ganze Familie war das schrecklich.» Und sie fügt an: «Gott sei Dank, geht es Furkan wieder besser.»

Ein Tatverdächtiger, ein 22-jähriger Schweizer, konnte von der Polizei festgenommen werden. Laut der Basler Staatsanwaltschaft befindet er sich mittlerweile in Untersuchungshaft.

*Name bekannt

Gewalt-Wochenende mit Folgen

Am Wochenende vom 8. und 9. Mai kam es in Basel zu mehreren Zwischenfällen am Hafen. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei kam es in der Nacht auf Sonntag gegen 2 Uhr an der Uferstrasse zu der gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen rund 20 Personen, wobei ein 15-Jähriger niedergestochen und lebensgefährlich verletzt wurde.

Neben dem schwer verletzten 15-Jährigen wurde ein 20-Jähriger ebenfalls mit einer Stichwaffe verletzt. Bis anhin konnte ein Tatverdächtiger festgenommen werden. Es handelt sich um einen 22-jährigen Schweizer.

Am Samstagabend, nur wenige Stunden vor der Messerstecherei, wurde um 23.15 Uhr neben einem Parkplatz an der Uferstrasse eine nicht ansprechbare Frau im Gebüsch gefunden. Möglicherweise war sie Opfer einer Gewalttat geworden, wie die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt mitteilte.

Nun diskutiert die Stadt, ob am Wochenende die Uferstrasse durch bauliche Massnahmen für die Autos gesperrt werden soll. (ct)

Am Wochenende vom 8. und 9. Mai kam es in Basel zu mehreren Zwischenfällen am Hafen. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei kam es in der Nacht auf Sonntag gegen 2 Uhr an der Uferstrasse zu der gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen rund 20 Personen, wobei ein 15-Jähriger niedergestochen und lebensgefährlich verletzt wurde.

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