Auch SRF-Moderator Oliver Borer (40) und Mann gründeten Familie
Nachfrage nach Leihmüttern steigt

Der Blick-Bericht über den schwulen SRF-Sportmoderator Olivier Borer (40) zeigt: Das Thema Leihmutterschaft löst Reaktionen aus. Auch weil wenig darüber bekannt ist. Wir klären auf.
Publiziert: 11.05.2023 um 18:14 Uhr
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Aktualisiert: 11.05.2023 um 19:01 Uhr

Der SRF-Sportmoderator Olivier Borer (40) und sein Mann wurden dank einer Leihmutter aus den USA Eltern – und sorgten mit ihrem Bekenntnis für Schlagzeilen. Nun geht er juristisch gegen die Verfasser von Hasskommentaren vor, die er und seine junge Familie auslösten: «Wieso bloss müssen Menschen Hass streuen und dermassen erbärmliche Kommentare von sich geben?»

Doch wie viele Kinder durch Leihmutterschaft gibt es in der Schweiz? Darüber ist wenig bekannt. Die kantonalen Zivilstandsbehörden gaben einmalig eine Zahl heraus: 2019 wurden 48 Kinder registriert, die von einer Leihmutter im Ausland ausgetragen worden sind. Die Dunkelziffer ist wohl hoch. Gemäss «Tages-Anzeiger» rechnen Experten mit über 1000 Kindern in der Schweiz.

Viel mehr ist zum Phänomen in der Schweiz nicht bekannt. Doch Carolin Schurr, Professorin für Sozial- und Kulturgeografie an der Universität Bern, die zu Leihmutterschaft forscht, sagt gegenüber Blick: «Die Nachfrage nimmt zu.» Weltweit. Die Gründe: Die Frauen werden später Mütter, die biologische Fruchtbarkeit nimmt mit dem Alter ab. Auch homosexuelle Paare entscheiden sich immer mehr, Eltern zu werden. Und Adoptionen sind wegen der internationalen Regulierung schwieriger geworden.

SRF-Sportmoderator Olivier Borer (40) und sein Mann wurden dank einer Leihmutter aus den USA Eltern.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Weitere Antworten auf wichtige Fragen zum Thema:

Wer entscheidet sich für ein Baby aus dem Ausland?
Ein Gutachten von 2021 des Bundesamts für Gesundheit (BAG), bei dem Schurr beteiligt war, hat untersucht, wer für eine künstliche Befruchtung, eine Eizellenspende oder eine Leihmutterschaft ins Ausland reist: Heterosexuelle Paare machen gut 60 Prozent der Eltern aus, schwule ein Fünftel, der Rest sind alleinstehende Personen.

Wie viel der Gene der Wunscheltern steckt im Baby?
Häufig steuert der Wunschvater aus der Schweiz das Sperma bei, mit dem die Eizelle befruchtet wird. Er ist der genetische Vater. Die Eizelle stammt meist von einer Spenderin, seltener von der Partnerin. Eine weitere Frau, die Leihmutter, trägt das Kind dann aus – sie ist genetisch nicht mit dem Baby verwandt.

Wie ist die rechtliche Situation in der Schweiz?
Innerhalb der Schweiz ist die Leihmutterschaft verboten. Seit einem Bundesgerichtsurteil aus dem Jahr 2015 werden genetische Elternteile – also meist die Väter – in vielen Fällen anerkannt. Doch nur, wenn ein entsprechendes Urteil mit Verzicht auf die Elternrechte der Leihmutter aus dem Herkunftsland vorliegt. Die Ehefrau oder der Partner hat die Möglichkeit, das Baby später als Stiefkind zu adoptieren.

Gibt es Hürden in der Schweiz?
In der Schweiz gilt rechtlich die Frau als Mutter, die das Kind geboren hat. Das erfuhr ein Paar aus dem Aargau, das vor einem Jahr für Schlagzeilen sorgte. Die zuständige Aargauer Behörde weigerte sich erst, die beiden als Eltern anzuerkennen. Sie erfassten die georgische Leihmutter als Mutter. Nach einem Obergerichtsentscheid entschied sie, den Schweizer Vater, der auch der genetische Erzeuger ist, als solchen einzutragen. Der Mutter blieb die Stiefkindadoption. Die Folge: Das Kind hatte über Jahre nicht einmal eine Aufenthaltsbewilligung, sondern nur den georgischen Pass.

Wie teuer ist eine Leihmutterschaft?
Die Paare zahlen je nach Land zwischen 60’000 und über 100’000 Franken für Leihmutterschaft sowie Reise- und Aufenthaltskosten.

Aus welchen Ländern stammen die Leihmütter?
Die meisten Staaten verbieten die kommerzielle Leihmutterschaft, bei der die Wunscheltern die Leihmutter bezahlen. Nur wenige Länder erlauben diese. Die BAG-Studie zeigt: Über die Hälfte der Leihmutterkinder, die in der Schweiz leben, wurden in den USA geboren. Der Rest teilt sich auf die folgenden Länder auf: Kanada, Indien, Georgien und Ukraine. Als dort vor bald einem Jahr der Krieg ausbrach, fürchteten viele werdende Eltern um das Leben ihrer ungeborenen Kinder und der Leihmütter, auch in der Schweiz.

Was spricht gegen eine Leihmutterschaft?
Professorin Carolin Schurr sagt: «Die meisten der Frauen entscheiden sich aufgrund ihrer prekären Lebenssituation dazu, Leihmutter zu werden.» Viele würden das Geld nutzen, um sich aus gewalttätigen Beziehungen zu befreien. Auch rechtlich seien sie oft schlecht geschützt. Doch gibt es Länder-Unterschiede: In den USA seien sie rechtlich relativ gut abgesichert, in Osteuropa, Mexiko oder Indien seien die Arrangements höchst problematisch. Schurr spricht sich für eine internationale Regulierung aus, die die Leihmütter besser absichert.

«Warum bitte soll SRF-Borer keine Kinder haben?»
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Nach Hass-Kommentaren:«Warum bitte soll SRF-Borer keine Kinder haben?»
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