«Arschloch»-Rocker Reza J.
Jetzt will er zu den Bandidos

Reza J. war Mitglied der Hells Angels Aargau. Dann überwarf er sich mit den Höllenengeln und zettelte mit den Mongols einen Rockerkrieg auf dem Hamburger Kiez an. Nun will er Mitglied der Bandidos werden.
Publiziert: 24.01.2020 um 14:46 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2020 um 13:55 Uhr
Cyrill Pinto

Rocker Reza J.* (39) wurde in der Schweiz mit einem selbst gedrehten Filmchen bekannt.

Auf dem Handyvideo von 2014 sind zwei Schweizer Polizisten zu sehen, die Reza eine Busse ausstellen, weil die Motorradgang mit ihren Harleys ein Fahrverbot missachtet hat (BLICK berichtete). «Ist es schön, ein Arschloch zu sein?», fragt J. den Polizisten im Video. Später veröffentlichte er ein Foto, auf dem er vor einem Posten der Kantonspolizei Zürich beide Mittelfinger reckt.

Aargauer Hells Angels warfen Reza J. raus

Auch wegen dieser Aktionen flog J. aus dem Aargauer Chapter der Hells Angels. Er zog zurück in seine Heimatstadt Hamburg (D) und zettelte im Namen der konkurrierenden Rockergang Mongols einen Krieg gegen die Hells Angels an. Die Folge: Reza landete im Knast. Inzwischen hat er die Farben erneut gewechselt.

Rüpel-Rocker Reza A. (38) während seiner Zeit in der Schweiz. Wegen seines Verhaltens wurde der Iraner aus dem Biker-Club Hells Angels geschmissen.
Foto: zvg
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Wie SonntagsBlick erfuhr, ist Reza J. Anwärter – ein sogenannter «Probationary» – bei den Bandidos der griechischen Stadt Thessaloniki. Was in der Schweizer Rockerszene mit Interesse registriert wurde. Denn noch immer schwelt hierzulande der Konflikt zwischen Hells Angels und Bandidos.

Dass J. nach wie vor gute Beziehungen zur Schweiz unterhält, zeigt der Umstand, dass er für den Rockerkrieg in Hamburg eine Waffe von einer Prostituierten aus der Eidgenossenschaft nach Hamburg schmuggeln liess.

In Hamburg hinter Gittern

Fest steht auch: J. ist getrieben vom Hass auf die hiesigen Hells Angels. «Er akzeptierte nie, dass der Chef der tonangebenden Zürcher Hells Angels als Offizier in der Armee und in der Schweizer Garde in Rom diente», erzählt ein Insider.

Dass mit Reza J. nicht zu spassen ist, zeigen Fotos aus seiner Hells-Angels-Zeit: Damals trug er auf seiner Kutte den Aufnäher «Filthy Few» (englisch so viel wie «die dreckigen Ausserwählten»). Einen solchen «Patch» darf nur tragen, wer jemanden getötet oder lebensgefährlich verletzt hat. Den Patch mit der Aufschrift «Dequiallo» erhält, wer einen Polizisten verprügelt hat.

Zurzeit sitzt Reza J. in Hamburg in Haft. Er soll gemäss den Untersuchungsbehörden seine Opfer durch das Vorspiegeln angeblicher Liebesbeziehungen zu erheblichen finanziellen Zuwendungen» gebracht haben.

Broncos: Vernehmung unter Polizeischutz

In Belp BE eskalierte letzten Mai die Rivalität zwischen Hells Angels und Bandidos: Beim Kampf zwischen Mitgliedern der weltweit grössten Rockerklubs fielen sogar Schüsse, es gab Schwerverletzte.

Unter dem Kommando von Hells Angels griff ein dritter Klub namens «Broncos» die Bandidos in ihrem Lokal in Belp an, als dort gerade ein Geburtstagsfest lief. So geht es aus Zeugenaussagen hervor. Mittlerweile sind die meisten Beteiligten der Rockerschlacht zu dem wüsten Vorfall befragt worden.

Die Vernehmungen gestalteten sich nicht ganz einfach: Weil bei manchen Terminen Bandidos und Broncos aufeinandertrafen, musste die Berner Justiz die schwer bewaffnete Sondereinheit Enzian aufbieten.

Verstoss gegen Rockerkodex?

Wie danach zu hören war, sorgte der Umstand, dass mehrere Broncos gegenüber der Polizei aussagten, für Unmut in der Szene: Sie hätten damit gegen den Rockerkodex verstossen, nicht mit der Polizei zu sprechen.

Wegen des Überfalls von Belp trafen sich im Herbst Hells Angels und Bandidos, die sich bereit erklärt haben sollen, ihr Lokal in Belp aufzugeben – wenn die Broncos, die ausgesagt hatten, im Gegenzug «diszipliniert» würden.

Die Broncos wollten sich zu diesen Berichten nicht äussern.

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