Ansteckend wie Omikron, gefährlich wie Delta?
Das sagen Schweizer Corona-Experten über die Variante

Eine neue Corona-Variante ist inzwischen schon in mehreren Ländern aufgetaucht. Sie ist eine Mischung zwischen Omikron und Delta und wird deshalb Deltakron genannt. Wie gefährlich ist die neue Variante?
Publiziert: 15.03.2022 um 16:42 Uhr
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Aktualisiert: 15.03.2022 um 20:38 Uhr
Martin Bruhin und Johannes Hillig

In Europa und den USA sind Coronainfektionen aufgetreten, bei denen eine Kombination aus Delta und Omikron gefunden wurde – daher der Name Deltakron. Entdeckt wurde die Variante erstmals Anfang Januar auf der Insel Zypern. Aktuell sind es wenige Fälle, die Angst vor einer neuen Variante ist aber schon da.

Sorgen macht sich der ehemalige Basler Kantonsarzt Thomas Steffen (61) wegen der neuen Variante nicht – noch nicht. Das könne sich aber ändern. «Im ungünstigsten Fall könnte Deltakron Variante so ansteckend sein wie die Omikron-Variante und so krankmachend wie die Delta-Variante», sagt der Mediziner zu Blick.

Viel bekannt, ist über Deltakron nicht. Klar ist aber: Solche Hybrid-Genome können entstehen, wenn ein Mensch sowohl mit Delta, als auch mit Omikron infiziert ist.

Noch sind es wenige Fälle: In einigen Ländern ist eine Mischung zwischen der Omikron- und der Delta-Variante aufgetreten: daher der Name Deltakron. (Symbolbild)
Foto: keystone-sda.ch
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Gerade im Zeitraum zwischen Dezember und Januar, als die Omikron-Variante in Europa gerade die Delta-Variante ablöste, war die Gefahr gross, mit beiden Varianten in Kontakt zu kommen. Die Möglichkeit besteht zwar, aber grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass daraus Rekombinations-Varianten entstehen, gering.

«Es gibt keinen Grund zur Panik»

In der Schweiz wurden bisher offiziell noch keine Deltakron-Fälle registriert. Hiesige Experten haben sich aber bereits mit der Hybrid-Variante auseinandergesetzt. «Sie ist hochübertragbar, wie wir das von Delta und Omikron bereits kennen», sagt Epidemiologe Marcel Tanner (69) zu Blick.

Wegen der vorliegenden Daten scheine die Variante aber nicht gefährlicher als Delta und Omikron zu sein. «Es gibt also keinen Grund zur Panik», sagt er.

Zwar brauche es noch mehr Informationen zu Deltakron, es sei aber davon auszugehen, dass die Immunitätslage der Bevölkerung gut ist. Auch Taskforce-Mitglied Richard Neher (43) gibt Entwarnung: «Diese Varianten sind selten und es gibt im Moment keine Hinweise, dass sie sich schnell ausbreiten würden», sagt er.

«Abwehrmassnahmen vorbereiten»

Auch der ehemalige Basler Kantonsarzt Thomas Steffen ist der Meinung, dass die gegenwärtig relativ hohe Immunität der Bevölkerung die Deltakron-Variante stark an einer Ausbreitung hindern würde.

Aber: «Längerfristig können neue Virusvarianten bei abnehmender Immunität in der Bevölkerung zweifellos neue Probleme schaffen.» Es gilt daher mit Blick auf den kommenden Herbst die allfälligen Abwehrmassnahmen gezielt für solche Situationen vorzubereiten.

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Wenig Massnahmen, hohe Fallzahlen

Falls die neue Hybrid-Variante noch ansteckender sein sollte als die Omikron-Variante, könnte sie sich im weiteren Verlauf der Pandemie durchsetzen. Wie der «Spiegel» schreibt, bestehe diese Gefahr vor allem dann, wenn weitere Massnahmen gelockert werden und die Fallzahlen weiter steigen.

Sollte Deltakron dabei für schwerere Verläufe sorgen als Omikron, würden wieder mehr Menschen ins Spital oder auf die Intensivstation kommen, auch die Todeszahlen würden steigen. Ein solches Szenario hat unter anderem auch der deutsche Virologe Christian Drosten (49) bereits in Betracht gezogen. Im Allgemeinen scheint es jedoch so, dass Experten wegen der neuen Variante derzeit nicht übermässig besorgt sind.

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