Nein, er sei wahrlich kein begnadeter Reiter, sagt alt Bundesrat Schneider-Ammann (67). «Aber trotzdem bin ich aufs Pferd gekommen.» Dabei habe er es ja gar nie gewollt.
Und das kam so: Johann Schneider-Ammann erhielt den Freiburger Voltéro (7) vor sieben Jahren als Geschenk des Kantons Jura und des Freibergerzucht-Verbands. «Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich damit anfangen soll», erinnert sich der Berner.
«Bonne Chance!», habe ihm der Gesamtbundesrat damals dann gewünscht. Denn JSA, wie Johann Schneider-Ammann auch genannt wird, musste seine Kollegen fragen, ob er das Fohlen überhaupt annehmen dürfe.
Er durfte – und der 160 Zentimeter hohe Voltéro kam auf eine Wiese im Jura. «Aber ich wollte, dass Voléro etwas Sinnvolles macht», erinnert sich Schneider-Ammann.
JSA: «Ich habe viel Geld investiert in das Ross»
Und so schickte er den Gaul in die Schule. Ziel: Therapiepferd für Schwerbehinderte. «Ich habe viel Geld investiert in das Ross. Aber es ist jeden Rappen wert», sagt Schneider-Ammann. Wie viel genau, wolle er für sich behalten.
«Jetzt ist Voltéro fit für diese wundervolle edle Aufgabe. Ich freue mich, dass er nicht einen Karren schleppen muss», so Schneider-Ammann.
Heute dann war Voltéros grosser Tag: In einem festlichen Akt übergab Schneider-Ammann sein Pferd der Stiftung für Schwerbehinderte Luzern SSBL in Rathausen LU.
Den Charakter für die Arbeit mit Behinderten bringe Voltéro auf jeden Fall mit, lobt ihn sein ehemaliger Besitzer. «Voltéro ist wie ich: Geduldig, bodenständig und dienstbar.»
«Ich war von Tag eins an wieder im Business»
Denn er selbst sei trotz Bundesrats-Pension sicher nicht im Ruhestand. «Es ist zwar weniger hektisch als früher. Aber ich war von Tag eins an wieder im Business», sagt er. Und fügt schelmisch an: «Meine Firma braucht schliesslich Futter.»
Die Kinder des ehemaligen Wirtschaftsministers führen heute die Ammann-Group. «Sie haben mir ein Pflichtenheft aufgestellt, was der Vater alles muss», berichtet dieser.
Schneider-Ammans Pferd und Cassis zusammen im Stall
Und so sitzt Johann Schneider-Ammann nach wie vor täglich am Pult. «Aber nicht in der Firma. Ich gehe ganz bewusst nicht ins Büro, sonst meinen alle, ich könne nicht loslassen.»
Loslassen will er sein Ross Voltéro auch nicht ganz. Er werde ihn immer wieder ins Luzernische besuchen kommen, verspricht Schneider-Ammann.
Im Stall in Rathausen LU trifft JSA dann auch ein bisschen auf seinen alten Partei-Kollegen: Cassis, eine Schimmelstute mit Jahrgang 2004, ist Voltéros Stallfreundin. Fast so wie damals unter der Bundeshauskuppel.