Aliens, Superkräfte, Teufel
Die wirre Drogen-Welt des Goldküsten-Killers

Erster Prozesstag wegen des Blutbads im Drogenrausch vor dem Bezirksgericht Meilen. Unter dem Einfluss von Kokain und Ketamin tötete der Kunsthändler Bennet S.* (32) seinen Freund A. M. (23).
Publiziert: 27.03.2017 um 14:23 Uhr
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Aktualisiert: 22.12.2023 um 11:58 Uhr
Viktor Dammann

Heute Morgen begann der fünftägige Prozess gegen den 32-jährigen Bennet S.* am Bezirksgericht Meilen. S. tötete am 30. Dezember 2014 in der Villa seiner Eltern in Küsnacht ZH seinen Bekannten A. M.* (23). Er schlug ihn mit Skulpturen und einem Kerzenständer, dann rammte er ihm eine Kerze in den Hals und erwürgte ihn.

Zu Beginn der Verhandlung hielt Gerichtspräsident Jürg Meier dem Galeristen (blonde, schulterlange Haare) seine ersten Aussagen nach der Tat vor. So sagte S. damals über sein späteres Opfer: «Er hatte ein grünes Gesicht und lange Ohren, wie ein Alien.» Was er zu dieser Aussage heute sage.

Doch bei dieser und allen darauffolgenden Fragen machte Bennet S. von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch und antwortete nicht. Trotzdem hielt ihm der Gerichtspräsident alle früher gemachten Aussagen im Zusammenhang mit seinen Tat und den Wahnvorstellungen, die ihn zu seiner Tat getrieben haben sollen, vor (BLICK berichtete).

Goldküsten-Killer Bennet S.*
Foto: BLICK
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Alien-Gesicht, Superkräfte, Teufel

Am Abend vor der Tat, war Bennet S. mit dem späteren Opfer in Zürich im Ausgang gewesen. Beim Bellevue habe ihm sein Freund gesagt. «We are the last people on earth.» Dies habe er surreal empfunden. Was daran surreal war, wollte Bennet dem Richter nicht erklären. Tatsache war, dass er unter dem Einfluss von Ketamin und Kokain stand.

Später im Taxi, als ihm A.M. wie ein Alien vorgekommen war, habe er noch an einem Bankomaten Geld bezogen. Darauf habe ihn der Taxifahrer grinsend gefragt, ob er Millionen abgehoben habe. Deswegen habe er auch dem Taxifahrer misstraut.

Als sie in der Villa seiner Eltern angekommen waren, haben gemäss ersten Aussagen von Bennet S. beide die Socken gewechselt, da sie nasse Füsse hatten. Plötzlich habe ihm sein Freund gesagt, er sei der Teufel, der ihn nun umbringen wolle. Deshalb habe er zugeschlagen. «Ich habe um mein Leben gekämpft», sagte er später der Polizei.

Psychosen und Wahnvorstellungen wegen Ketamin

Für den pharmapsychologischen Experten Professor Boris Quednow, der dem Gericht die Wirkung von Ketamin erklärte, tönt dies plausibel. «Für mich gibt es keinen Grund, daran zu zweifeln.» Ketaminkonsum könne zu Psychosen und Wahnvorstellungen führen. Bei einer Haarprobe des beschuldigten Galeristen war ein extremer Konsum festgestellt worden.

Nach der grausamen Tat wollte Bennet S. eine Wasseraufbereitungsanlage aus der Wand reissen. In einer Einvernahme sagte er, er habe die Wunden seines Freundes waschen wollen. Ein anderes Mal sagte er, er wollte einfach Wasser trinken. Bei einer weiteren Befragung erzählte er, er habe damit, wie mit einem Jet Pack, wegfliegen wollen.

Versuchte er auch seine Ex zu töten?

Der Gutachter führte aus, was ihm Bennet S. über die Wirkung seines Ketaminkonsums erzählt hatte. Einmal sei es bedrohlich gewesen, ein anderes Mal einfach seltsam. Oder er habe geglaubt, Superkräfte zu besitzen.

Ketamin ist ein Anästhesiemittel. Es wird vornehmlich in Asien konsumiert. Es sei auf Schlachtfeldern bei verletzten Soldaten eingesetzt worden, um ein Trauma zu verhindern, sagte der Drogen-Experte.

Heute Nachmittag beantwortet der psychiatrische Experte Fragen zu seinem Gutachten.

Neben der Opferfamilie sitzt auch seine ehemalige Freundin im Gerichtssaal. Sie behauptet, Bennet S. habe sie zu töten versucht und sexuell missbraucht.

* Name der Redaktion bekannt 

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