Loredana umringt von bewaffneten Frauen in Uniform
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Musikvideo-Dreh in Pristina:Loredana umringt von bewaffneten Frauen in Uniform

Abzocke, Drogen, Diebstahl
So kriminell ist der Loredana-Clan

Rapperin Loredana Zefi (23) wird verdächtigt, eine Walliserin erpresst und abgezockt zu haben. Sie ist nicht die Erste in der Familie, die ins Visier der Justiz gerät. Abzocke, Drogen, Diebstahl – die Zefis sind den Behörden längst bekannt.
Publiziert: 18.05.2019 um 01:57 Uhr
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Aktualisiert: 04.04.2021 um 15:39 Uhr

Egal, was passiert, der Zefi-Clan hält eisern zusammen. Erst recht, wenn ein Mitglied in der Klemme steckt – wie zurzeit der jüngste Spross Loredana (23): Die Rapperin hat ein Strafverfahren wegen Betrug, Drohung und Erpressung am Hals. Sie soll die Walliserin Petra Z.* um 700'000 Franken erleichtert haben. An einer Pressekonferenz in Pristina vergangene Woche beto nte Loredana mehrfach: «Nichts anderes zählt, wenn es um meine Familie geht.»

Eine Familie, in der Zusammenhalt Ehrensache ist. Auch wenn es um krumme Geschäfte geht. BLICK zeigt die Machenschaften des Loredana-Clans auf.

«Die ganze Familie ist kriminell»

Allein im Fall Petra Z. waren neben Loredana mindestens drei weitere Brüder involviert. Insgesamt hat sie neun Geschwister. «Die ganze Familie ist kriminell», sagt Petra Z. zu BLICK. Die Schilderungen der Walliserin zeigen, wie perfide der Clan vorging.

Abzock-Trio? Gemäss Petra Z. waren Loredanas Brüder Tarik (links) und Genti (rechts) ebenfalls in den Betrug involviert.
Foto: Zvg
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So war es der älteste Zefi-Sohn Tarik*, der den Kontakt zu Z. herstellte und sie um Geld für «seine kranke Mutter» bat. Innert weniger Monate erschlich er das Vertrauen seines Opfers. Z. zahlte ihm insgesamt 200'000 Franken.

Erst als Petra Z. klar wurde, dass Tarik ein Schwindler ist und die Schulden nicht begleichen würde, kam Loredana ins Spiel. Als Anwältin «Anna Landmann» bot sie ihre Hilfe an. Für Depots und vermeintliche Anwaltskosten zahlte ihr Z. weitere 700'000 Franken – davon überwies sie 5900 Franken direkt auf das Konto des zweitjüngsten Bruders Enes* (33).

Petra Z. wusste nichts von Verwandtschaft

Dieser stand seiner Schwester Loredana dafür vergangene Woche wiederum bei der Pressekonferenz im Kosovo bei. Auf Instagram veröffentlichte er später ein Selfie mit der Schwester, kommentierte es mit drei roten Herzchen.

«Ich habe das Geld aus freien Stücken erhalten»
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Loredana äussert sich:«Ich habe das Geld aus freien Stücken erhalten»

Als Petra Z. misstrauisch wurde, schaltete sich ein weiterer Bruder ein: Genti* hielt Z. über mehrere Monate hin, versprach ihr in Dutzenden Handy-Nachrichten, sie werde ihr Geld bald zurückbekommen.

Dass die vier Akteure Geschwister sind und unter einer Decke stecken – davon ahnte die Walliserin lange nichts. Ein Bekannter der Familie, M., erklärt: «Das war ihr typisches Vorgehen. Sie suchen ihre Opfer auf Dating-Seiten, nehmen den Kontakt häufig unmittelbar nacheinander auf.»

Tarik wurde abgeschoben

Der Drahtzieher sei Tarik. «Er koordiniert die Familiengeschäfte und sammelt das Geld ein», so M. Drei unabhängige Quellen bestätigen gegenüber BLICK, dass Tarik abgeschoben wurde. Er lebt in Frankreich, die Schweiz darf er nicht mehr betreten. Eigentlich – denn M. sagt: «Er ist häufig hier.» Auch Petra Z. besuchte Tarik einmal zu Hause im Wallis – trotz Verbot.

Familienfreund M. erzählt: «Tarik bat seine Bekannten darum, ihm einen Betreibungsauszug zu fälschen. Vermutlich, um weitere Kredite aufnehmen zu können.»

Neben Tarik leben drei weitere Zefi-Söhne im Ausland. Einer in Schweden, einer in Italien. Enes*, an den Z. ebenfalls einen Betrag überwiesen hatte, wurde im Jahr 2016 ausgewiesen. Das, nachdem er in der Schweiz 73-mal rechtskräftig verurteilt worden war. Unter anderem wegen Diebstahl, Hehlerei und Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Er lebt nun in seinem Geburtsland Kosovo.

Bruder Enes hatte Geldprobleme

Gemäss einem Urteil des Kantonsgerichts Luzern von 2015, das BLICK vorliegt, soll Enes mitgeholfen haben, Kokain zu strecken, zu verpacken und anschliessend zu verkaufen. Insgesamt war er bei der Herstellung von 500 bis 900 Gramm Koks beteiligt.

Enes geriet schon früh auf die schiefe Bahn : In der Schnupperlehre klaute er, mit 14 wurde er erstmals straffällig. Einen Lehrabschluss machte er nie. Stattdessen lebte er auf Kosten seiner Familie. Eine ehemalige Freundin erzählt: «Er lieh sich immer wieder Geld von Freunden und gab es nie zurück. Auch mich trieb er in die Schulden.»

Das Gericht schätzte seinen Schuldenberg in der Schweiz auf 50'000 bis 60'000 Franken. Er sei zudem «ungehorsam im Betreibungs- und Konkursverfahren» gewesen. Heute ist Enes allem Anschein nach wieder flüssig: Auf Instagram protzt er mit teuren Autos und Markenkleidern.

Ermittlungen nur gegen Loredana

Sein älterer Bruder Genti lebt noch in der Schweiz, arbeitet bei einer Gebäudereinigungsfirma im Kanton Zürich. Das Unternehmen läuft auf den Namen seines Cousins.

Loredana selbst lebte bis vor wenigen Wochen in einer noblen Penthouse-Wohnung in Luzern. Sie inszeniert sich gerne als reiche Rapperin, protzt in Videos mit Luxusboliden und lässt sich in Markenkleidern ablichten.

Bisher ist Loredana die Einzige, gegen die im Fall des Walliser Opfers ermittelt wird. Petra Z. ärgert sich: «Ihre Brüder dürfen nicht einfach davonkommen.»

* Name geändert

Sie verschlampte die eigene Einbürgerung

Rapperin Loredana Zefi ist zwar in Emmenbrücke LU aufgewachsen, besitzt aber bis heute nur den kosovarischen Pass. Ende 2013 versuchte sie es zwar mit der Einbürgerung, so richtig ernst war es ihr damit aber wohl nicht.

Auf Anfrage von BLICK heisst es bei der Gemeindeverwaltung Emmen: «Sie hat ein Gesuch eingereicht, das wir in den Gemeindenachrichten publizierten. Als sie aber darauf zu einem ersten Gespräch eingeladen sowie aufgefordert wurde, weitere Dokumente einzureichen, haben wir nichts mehr von ihr gehört.»

Nach einer Wartefrist habe man deshalb das Gesuch als «administrativ erledigt» betrachtet. Der Aufwand war dank des Kostenvorschusses, den jeder Einbürgerungswillige leisten muss, beglichen.

Warum Loredana ihr Gesuch nicht weiterverfolgte, ist nicht bekannt. Vor einem Jahr ist sie aus Emmen weggezogen.

Rapperin Loredana Zefi ist zwar in Emmenbrücke LU aufgewachsen, besitzt aber bis heute nur den kosovarischen Pass. Ende 2013 versuchte sie es zwar mit der Einbürgerung, so richtig ernst war es ihr damit aber wohl nicht.

Auf Anfrage von BLICK heisst es bei der Gemeindeverwaltung Emmen: «Sie hat ein Gesuch eingereicht, das wir in den Gemeindenachrichten publizierten. Als sie aber darauf zu einem ersten Gespräch eingeladen sowie aufgefordert wurde, weitere Dokumente einzureichen, haben wir nichts mehr von ihr gehört.»

Nach einer Wartefrist habe man deshalb das Gesuch als «administrativ erledigt» betrachtet. Der Aufwand war dank des Kostenvorschusses, den jeder Einbürgerungswillige leisten muss, beglichen.

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