9000-facher Bschiss in St. Gallen
Zertifikats-Betrüger liessen sich über Temporärbüro einschleusen

Bei den zehn verhafteten Personen rund um den St. Galler Zertifikats-Betrug handelt es sich mehrheitlich um temporäre Mitarbeiter, die sich über einen Vermittler einschleusen liessen.
Publiziert: 28.01.2022 um 21:15 Uhr
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Aktualisiert: 29.01.2022 um 11:15 Uhr
Beat Michel

Die Untersuchung rund um die 9000 illegalen Covid-19-Zertifikate läuft gross an. Laut der Staatsanwaltschaft St. Gallen geht man zwar davon aus, dass keine signifikante zusätzliche Anzahl illegaler Zertifikate mehr auftauchen wird, trotzdem geht die Suche weiter. Das Material aus den Hausdurchsuchungen wird ausgewertet.

Bereits jetzt ist klar, dass mindestens ein Teil der Verhafteten in der Administration gearbeitet hat – als Teilzeitangestellte. Sie haben keine medizinische Ausbildung, arbeiteten am Check-in und im Hintergrund im Büro. Das bestätigt die Staatsanwaltschaft auf Anfrage.

Aus mittlerweile gelöschten Stelleninseraten von Testzentren lässt sich auch die Qualifikation entnehmen: Es reicht eine abgeschlossene KV-Lehre – oder: «man hat alternativ bereits Erfahrungen bei einem anderen Testzentrum gesammelt».

Über 9000 Zertifikate haben Mitarbeitende in Impfzentren über das Internet verkauft. Laut Staatsanwaltschaft St. Gallen wurden alle gelöscht. Gegen die Käufer läuft ebenfalls ein Verfahren.
Foto: keystone-sda.ch
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Interne Untersuchung bei Stellenvermittler

Auf Anfrage von Blick bestätigt ein grosser Stellenvermittler im Gesundheitsbereich, dass ein Teil der Verhafteten von der Firma vermittelt wurde. «Wir haben eine interne Untersuchung eröffnet», sagt die Sprecherin. Mehr dürfe sie nicht sagen: «Wir haben den Auftrag vom Kanton erhalten, allfällige Resultate kommunizieren nur die Untersuchungsbehörden.».

Was noch alles in dem riesigen Zertifikate-Betrug ans Licht kommt, ist unklar. Wie die Staatsanwaltschaft schreibt, wird die Auswertung der beschlagnahmten Datenträger noch längere Zeit in Anspruch nehmen. Fünf Staatsanwältinnen und eine Sonderkommission der Kantonspolizei aus 10 Mitarbeitenden ermitteln mit Hochdruck.

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