Zuger Nationalrat wehrt sich gegen Streber-Vorwurf
Aeschi will mehr Bier trinken

Im Rennen um den Fraktionschef-Posten der SVP liegt Thomas Aeschi knapp vor Alfred Heer. Letzterer punktet mit dem Geselligkeitsfaktor. Doch Aeschi betont, dass er sich als Fraktionschef mehr Zeit für die Leute nehmen will.
Publiziert: 12.11.2017 um 23:20 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 04:00 Uhr
Ruedi Studer

Im Kampf um den Fraktionschef-Posten der SVP wird es eng: Thomas Aeschi (38, ZG) ist Alfred Heer (56, ZH) nur eine Nasenlänge voraus, wie eine BLICK-Umfrage bei fast allen 74 Fraktionsmitgliedern zeigt. Abgeschlagen auf dem dritten Platz folgt Werner Salzmann (55, BE).

Salzmann und Heer bleiben gerade mal noch fünf Tage, um Boden gutzumachen.

Heer: «Ich finde Blocher gut»

«Ich bin mir bewusst, dass ich nicht Favorit bin», sagt Salzmann. Dabei mindern zwei gewichtige Nachteile seine Chancen massiv: Er ist erst seit zwei Jahren Nationalrat und vor allem Berner. Dass auf den bisherigen Berner Fraktionschef Adrian Amstutz (63) neben dem Berner Parteichef Albert Rösti (50) erneut ein Berner folgen soll, ist vielen SVPlern zu viel Bern. «Auch wenn es schwierig wird, werde ich deswegen sicher keine Parlamentarier bearbeiten.»

SVP-Nationalrat Thomas Aeschi betont seine gesellige Seite – wie hier am Trachtentag zusammen mit FDP-Nationalrätin Christa Markwalder und SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger.
Foto: Peter Gerber
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Das sieht Heer ebenso. Von einem Wahlkampfschlussspurt will er deshalb nichts wissen. «Ich werde meine Präsentation für Freitag vorbereiten, und alles andere liegt in den Händen der Kollegen. Die kennen uns alle gut genug.»

Ob er, der als unabhängiger Kopf gilt, auf einen Anti-Blocher-Bonus hofft? «Meine Wahl wäre sicher nicht als Aufstand gegen Blocher zu verstehen», so Heer. «Ich finde Blocher gut. Nur dank ihm ist die SVP gross geworden.» Oder hofft er auf den Support der Romands? «On verra bien», meint der fünfsprachige Heer lachend. «Wir werden sehen.»

Aeschi will ein offenes Ohr haben

Und was macht Aeschi, um seinen Vorsprung zu halten oder gar auszubauen? «Ich habe bisher keinen Wahlkampf geführt und werde es auch jetzt nicht machen», sagt der Zuger. «Die Fraktion wird den geeignetsten Kandidaten wählen und mit ihm zusammenarbeiten – egal, wer es wird.»

Sollte er das Rennen machen, will er beim Sozialfaktor jedenfalls nachbessern. «Als Fraktionschef muss man sich genügend Zeit nehmen und ein offenes Ohr haben für die inhaltlichen wie auch persönlichen Befindlichkeiten der Kollegen», sagt Aeschi.

Allerdings will er den Vorwurf der mangelnden Geselligkeit nicht auf sich sitzen lassen. «Während der Sessionen übernachte ich immer in Bern und bin abends in der Stadt unterwegs. Es gab also viele Gelegenheiten, mit mir ein Bier zu trinken – und das wird weiter so bleiben.»

Und Aeschi wüsste auch schon, was er im Vergleich zu Amstutz ändern würde. «Die Ziele bleiben die gleichen, aber ich habe einen anderen Führungsstil. Ich würde künftig vermehrt jene Themen vertieft diskutieren, die von den Fraktionsmitgliedern gewünscht werden – auch wenn dafür die Sitzungen mal etwas länger dauern würden.»

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