Zürich bleibt wohl trotz Nielsen-Rücktritt links-grün
Schnappt sich dieser GLP-Mann einen Sitz der Bürgerlichen?

Seit der Rücktrittsankündigung von SP-Stadträtin Claudia Nielsen hat der Zürcher Stadtratswahlkampf eine neue Dynamik erhalten. Die links-grüne Mehrheit dürfte dennoch weiter Bestand haben, während die CVP um ihren einzigen Sitz bangen muss. Eine Auslegeordnung.
Publiziert: 10.02.2018 um 14:51 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:40 Uhr
Julien Duc

Rund einen Monat vor den Zürcher Stadtratswahlen am 4. März liess Gesundheitsvorsteherin Claudia Nielsen (56) eine Polit-Bombe platzen: Sie trete nicht zur Wiederwahl an, verkündete Nielsen (BLICK berichtete). Die SP-Politikerin begründet dies damit, dass sie die politische Verantwortung für «fragwürdige Verbuchungen und Verwendungen von ärztlichen Honoraren» im Stadtspital Triemli übernehme.

SP muss vierten Sitz aufgeben

Die Nachricht mischte den bis dato ereignisarmen Wahlkampf gehörig auf. Doch nicht nur das. Die plötzliche Demissionsankündigung der eigenen Stadträtin bedeutet für die SP, dass sie ihren vierten Sitz zum ersten Mal seit 20 Jahren kampflos aufgeben muss. Denn eine Ersatzkandidatur mit valablen Wahlchancen zu finden erwies sich in so kurzer Zeit als unlösbare Aufgabe.

Die als Nachfolge gehandelten Nationalrätinnen Jacqueline Badran (56) und Min Li Marti (43) sagten zum Bedauern der Partei ab. Immerhin: Die Wiederwahl der bisherigen SP-Stadträte Corine Mauch (57), André Odermatt (57) und Raphael Golta (42) gilt als gewiss.

Andreas Hauri (GLP) hat gute Chancen, am 4. März in den Zürcher Stadtrat einzuziehen.
Foto: Facebook Andreas Hauri
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Links-grüne Mehrheit bleibt bestehen

Des einen Leid ist des anderen Freud. Beste Aussichten auf den frei gewordenen Sitz im linken Block hat die Grüne Karin Rykart (46). Es wäre neben Daniel Leupi (52) – der bisherige Finanzvorsteher steuert auf ein Glanzresultat am 4. März zu – der zweite Sitz, den die Grünen in der Zürcher Stadtregierung innehätten. Mit der wahrscheinlichen Wiederwahl von AL-Stadtrat Richard Wolff (60) bliebe die klare links-grüne Mehrheit im neunköpfigen Stadtrat also trotzdem bestehen.

Ebenfalls Aufwind durch den Rücktritt Nielsens erhält der GLP-Mann Andreas Hauri (51). Seine Chancen, erstmals einen grünliberalen Sessel im Zürcher Stadtrat zu erobern, waren schon zuvor mehr als intakt, wie Umfragen zeigten. Zudem darf Hauri auf mindestens einen prominenten Fürsprecher hoffen: Grünen-Nationalrat Bastien Girod (37/ZH) hat sich auf Twitter für die Wahl des GLP-Kandidaten ausgesprochen.

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Schnappt sich die GLP den Sitz der CVP?

Die Dynamik im Kandidatenfeld links der Mitte hat seit Nielsens Paukenschlag eine völlig neue Dynamik erhalten. Doch wie wirkt sich die unerwartete Wende auf das bürgerliche Fünfer-Ticket aus? Die Bürgerlichen haben mit den zurücktretenden Stadträten Andreas Türler (60/FDP) und Gerold Lauber (61/CVP) gleich zwei Sitze zu verteidigen.

Die beiden FDP-Sitze scheinen dabei jedoch eher ungefährdet. FDP-Stadtrat Filippo Leutenegger (65) dürfte die Wiederwahl locker schaffen. Dass er Corine Mauch im Stadtpräsidium ablöst, ist unwahrscheinlich. Zu fest sitzt sie in Sattel. Michael Baumer (43), langjähriger Gemeinderat, dürfte Andreas Türler aller Wahrscheinlichkeit nach beerben.

Doch was geschieht mit dem CVP-Sitz? Der kandidierende Markus Hungerbühler (43) politisiert deutlich weiter rechts als Parteifreund Lauber. Hungerbühler ist auf die Stimmen von SVP- und FDP-Wählern angewiesen, will er den christdemokratischen Sitz verteidigen. Es zeichnet sich aber ein harter Zweikampf zwischen ihm und GLP-Hauri ab. Die beiden SVP-Kandidaten Roger Bartholdi (48) und Susanne Brunner (46) haben nur Aussenseiterchancen.

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