«Zäsur für Deutschland und Europa»
Grosse Trauer um Schmidts Tod

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hat den Tod von Altbundeskanzler Helmut Schmidt als eine «Zäsur für Deutschland und Europa» bezeichnet.
Publiziert: 10.11.2015 um 16:36 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 05:34 Uhr

«Mit Helmut Schmidt starb ein herausragender deutscher Bundeskanzler, ein grosser und kämpferischer Europäer und ein Mann, der die Sozialdemokratie in Deutschland und Europa wie kaum ein anderer geprägt hat», erklärte Schulz am Dienstag in Brüssel. «Er hat Deutschland souverän und mit unvergleichlicher Führungsstärke in schwierigen innenpolitischen und weltwirtschaftlichen Zeiten gelenkt.»

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bezeichnete Schmidt als einen «Freund, der mir, ebenso wie Europa, fehlen wird. Denn mit ihm verlieren wir einen besonderen Menschen, dessen politischer Mut viele bewegt hat. Ein besonderer Mut hat Helmut Schmidt ausgezeichnet: der Mut in die Zukunft zu denken. Dieser Mut ist auch sein Auftrag an uns, niemals aufzugeben, wenn es um Europa geht.»

Der legendäre deutsche Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt ist 96-jährig gestorben.
Foto: Arno Balzarini
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Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte die Verdienste Schmidts. In einer Sitzung der Unionsfraktion in Berlin erinnerte Merkel nach Angaben von Teilnehmern an Meilensteine in Schmidts politischer Karriere.

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, mit Schmidt habe Deutschland «einen Grossen verloren. Als Bürgermeister von Hamburg, als Finanzminister und als Bundeskanzler, Helmut Schmidt wusste, worauf es ankam. Er hat Politik kraftvoll gestaltet - gerade in Krisenzeiten.»

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck sagte, das Land trauere «um einen der bedeutendsten deutschen Politiker der Nachkriegszeit. In seinen öffentlichen Ämtern, ganz besonders als Bundeskanzler, hat Helmut Schmidt Grosses geleistet. Sein entschlossenes Handeln in schwierigsten Situationen, seine Fähigkeit, das Machbare zu erkennen und zu gestalten, aber auch seine Kompromissfähigkeit, sein Eintreten für die Verteidigungsbereitschaft der freien Staaten Europas in Zeiten der Bedrohung - das alles steht mir und vielen Menschen in unserem Land in diesen Stunden der Trauer vor Augen.»

Betroffen vom Tod Helmut Schmidts zeigte sich auch Aussenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD): «Deutschland hält inne. ... Wir Deutschen haben eine Vaterfigur verloren. Helmut Schmidt hat uns und unser Land tief geprägt. Generationen - auch ich - haben seine Klugheit und Autorität gesucht und geschätzt - bis an sein Lebensende in einem gesegneten Alter. Helmut Schmidt war nicht nur Kanzler der Deutschen - er war Mentor der Deutschen.»

Der französische Präsident François Hollande bezeichnete Helmut Schmidt als «grossen Europäer». «Ein grosser Europäer ist tot», erklärte der sozialistische Politiker. Hollande erklärte, Schmidt habe als Bundeskanzler Entscheidungen vorbereitet, die anschliessend von seinem Nachfolger Helmut Kohl (CDU) und dem französischen Präsidenten François Mitterrand umgesetzt worden seien.

Hollande bezeichnete Schmidt als «grossen Staatsmann», der dafür plädiert habe, «der Marktwirtschaft eine soziale Dimension» zu geben. Schmidt verband eine enge Freundschaft mit dem damaligen französischen Präsidenten Valéry Giscard d'Estaing, mit dem er sich für die weitere europäische Integration einsetzte. In Schmidts Amtszeit fällt etwa die Einführung des europäischen Währungssystems, aus dem später der Euro hervorging.

In Deutschland würdigten Politiker aller Parteien den Verstorbenen: Der Vorsitzende der SPD, Vizekanzler Sigmar Gabriel sagte: «Wir trauern um Helmut Schmidt und sind stolz darauf, dass er einer von uns war. Seine Urteilskraft und sein Rat werden uns fehlen.»

CSU-Chef Horst Seehofer nannte Schmidt einen «herausragenden Nachkriegspolitiker und Staatsmann. »Strategisches Geschick und politische Weitsicht - so hat Helmut Schmidt als Bundeskanzler die Bundesrepublik Deutschland sicher durch die schwierige Zeit des RAF- Terrorismus und des Kalten Krieges geführt«, erinnerte der bayerische Ministerpräsident.

Die Grünen-Vorsitzenden Simone Peter und Cem Özdemir nannten Schmidt »einen hoch geachteten Politiker und Staatsmann«. Er sei bis zuletzt einer der führenden Intellektuellen des Landes gewesen.

Die Fraktionsvorsitzenden der Linken, Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch, erklärten: »Mit Helmut Schmidt verliert Deutschland einen Staatsmann, der die Politik der Bundesrepublik und die Sozialdemokratie in seinem langen Leben bedeutsam mitgeprägt hat."

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