Wirt bedrohte Berset massiv – entlassen
«Komm nicht in die Innerschweiz»

Gesundheitsminister Alain Berset wird von einem Innerschweizer Wirt massiv bedroht. Dieser betreibt das Klubhaus eines Fussballvereins. Dieser reagiert und stellt den Wirten vor die Tür.
Publiziert: 10.09.2021 um 14:19 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2021 um 20:46 Uhr

Die Stimmung im Land heizt sich weiter auf. Nachdem der Bundesrat bekanntgegeben hatte, dass das Covid-Zertifikat ab Montag in Restaurants und Kinos zur Pflicht wird, versammelten sich am Mittwoch mehrere tausend Menschen in Bern und demonstrierten gegen die Corona-Politik der Landesregierung. Am Donnerstagabend fand erneut ein Protestmarsch statt.

Erneute Demonstration in Bern
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Tausend Zertifikatsgegner:Erneute Demonstration in Bern

Doch es bleibt nicht immer bei friedlichen Demonstrationen. Seit Beginn der Pandemie werden immer wieder Drohungen ausgestossen gegen Regierungsmitglieder. Besonders im Zentrum steht Gesundheitsminister Alain Berset (49), für Corona-Skeptiker das Sinnbild einer falschen Pandemie-Politik.

«Sehr, sehr gefährlich»

Und jetzt hat ein Mann, offenbar ein Wirt aus der Innerschweiz, besonders massive Drohungen ausgestossen gegen die Landesregierung. «Ihr seid Volksverräter, die vor ein Kriegsgericht gehören», so der Droher in einem Video, das in den sozialen Medien kursiert. Blick liegt das Video vor, zeigt es aber nicht.

Ein Mann warnt ihn in einem Video: «Komm nicht in die Innerschweiz.»
Foto: Screenshot
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Der Mann droht Bundesrat Berset gar mit dem Tod. Um weiterzufahren: «Komm ja nicht in die Innerschweiz.» Es sei mittlerweile «sehr, sehr gefährlich» für ihn. «Wenn ich du wäre, würde ich nicht mehr aus dem Haus gehen.»

Als Grund für seine Wut führt der Mann das Covid-Zertifikat ins Feld. Er werde keinen seiner Gäste kontrollieren, so der Mann, der bald Besuch von der Polizei erhalten dürfte. Dies auch, weil er im Video auch den Namen Fritz Leibacher erwähnt, der vor knapp 20 Jahren im Zuger Kantonsrat einen Amoklauf verübte und 14 Politikerinnen und Politiker erschoss.

Fedpol ist informiert

Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) ist über das Video im Bild, wie Sprecher Florian Näf gegenüber «20 Minuten» sagt. Was nun mit dem Bedroher passiert, sagt er nicht. «Es ist klar, dass wir bei solchen Fällen prüfen, ob eine strafrechtlich relevante Handlung vorliegt und welche Massnahmen und Möglichkeiten es gibt, um auf diese zu reagieren. Allgemein geben wir jedoch keine Auskünfte zu einzelnen Fällen.»

Die Bedrohungslage für Politiker und besonders für die Bundesräte ist seit längerem angespannt. So wurde vor zwei Wochen, als sich Berset in der SRF-«Arena» den Fragen der Bevölkerung stellte, die Sondereinheit Skorpion der Stadtpolizei Zürich zu dessen Schutz eingesetzt.

Sondereinheit nütze nichts

Die Bundesanwaltschaft (BA) ist zuständig bei Drohungen, die sich gegen Bundesräte oder gegen National- und Ständeräte richten. Wie die Bundesanwaltschaft Blick unlängst mitteilte, sind «derzeit bei der BA verschiedene Strafverfahren eröffnet, welche – teilweise nebst anderen Tatbeständen – so gelagerte Drohungen beinhalten».

Den Innerschweizer lässt das alles bislang kalt: «Du kannst deine Luchs (die Sondereinheit der Zentralschweizer Polizeikorps, Anm. d. Red.) um dich haben, das nützt dir einen Scheissdreck.»

Fussballklub schmeisst Wirt raus

Der Wirt ist Pächter eines Fussball-Klubhauses in der Innerschweiz. Am späten Freitagabend reagiert dieser und schmeisst den Wirt raus. Der Verein verurteilt in einer Stellungnahme die Äusserungen «aufs Schärfste».

«Unsere Vereins-Vision und Philosophie sieht vor, dass wir aktiv gegen negative Tendenzen, wie zum Beispiel Gewalt, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, Bewegungsarmut, Drogenmissbrauch und Isolation vorgehen.» Deshalb habe man das Pachtverhältnis gekündet. Nun suche man nach neuen Lösungen. (sf/zis)

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